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Taylor Swift bei der „Eras“ Tour in Vancouver, Kanada.

© dpa/Darryl Dyck

„Ich habe mich sehr gejagt gefühlt“: Taylor Swift gibt Einblick in Höhen und Tiefen der „Eras Tour“

Auf Disney Plus startet die sechsteilige Dokuserie „The End of an Era“ über die größte Tour der Popgeschichte. Taylor Swift spricht darin auch über die geplanten Terroranschläge in Wien.

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Taylor Swift nestelt an ihrer Gitarre herum, schaltet ein Audiobuch ein, versucht, zu entspannen. Ihre Hände würden ständig zittern, erzählt sie ihrer Mutter Andrea, die gekommen ist, um sie zu beruhigen. Dann erscheint der britische Popstar Ed Sheeran in dem schmucklosen Backstage-Raum. Er wird heute Abend gemeinsam mit Taylor Swift auftreten, beim ersten von fünf ausverkauften Konzerten im Wembley-Stadion, großer Abschluss des europäischen Teils ihrer „Eras Tour“.  

Eine Woche zuvor hätte Taylor Swift eigentlich in Wien auftreten sollen, doch die drei Konzerte wurden abgesagt, wegen einer geplanten Terrorattacke. Sie habe davon im Flugzeug erfahren, erzählt Swift ihrem Freund und Kollegen, in Wien sei sie nie angekommen. „Ich muss einfach diese Show schaffen, mich an die Freude daran erinnern“, sagt sie.

Danach wolle sie verschwinden, irgendwohin, wo sie niemand finden könne. „Ich will nicht verfolgt werden wie ein Tier“, sagt sie. „Ich habe mich sehr gejagt gefühlt in letzter Zeit.“ Ed Sheeran nickt ihr zu: „Die Leute vergessen angesichts von alldem, dass du ein menschliches Wesen bist.“

149 Konzerte vor über zehn Millionen Fans

„All das“, wovon Ed Sheeran spricht, ist die erfolgreichste Tour der Popgeschichte. 21 Monate, 149 Konzerte auf fünf Kontinenten, über zehn Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen. Ein Phänomen, höchstens vergleichbar mit der Beatlemania oder Michael Jacksons Ära absoluter kultureller Dominanz.

Taylor Swift im Juli 2024 vor ihren Fans in Hamburg.

© Getty Images for TAS Rights Management/Gregor Fischer/TAS24

Auf einen Blick hinter die Kulissen der „Eras Tour“ haben ihre Fans lange gewartet, jetzt sind die ersten beiden Episoden einer sechsteiligen Dokuserie auf Disney Plus erschienen.

Es überrascht, dass es direkt in der ersten Folge von „The End of an Era“ um die geplanten Terrorattacken von Wien geht, hat Taylor Swift doch viel Kritik dafür einstecken müssen, dass sie sich damals, im Sommer 2024, lange nicht öffentlich dazu äußerte und ihre österreichischen Fans nicht direkt ansprach. Diese Kommunikationsstrategie wird in der Doku nicht hinterfragt, aber sie zeigt, wie Swift mit diesem emotionalen Tiefpunkt umgegangen ist.

Messerattacke mit drei Opfern

„Es gab eine Serie an sehr gewaltvollen, beängstigenden Dingen, die der Tour passiert sind“, erzählt Taylor Swift in ihrem Hotelzimmer in London. „Wir sind einem Massaker nur knapp entkommen. Ich bin komplett neben der Spur.“ Sie beginnt von der Attacke in Southport zu sprechen, bricht in Tränen aus.

Kurz vor den abgesagten Wien-Konzerten erstach ein 17-Jähriger drei kleine Mädchen und verletzte zehn weitere Kinder, die in Southport, England an einem Tanzkurs mit Taylor-Swift-Thema teilnahmen. „Ich kann das nur schwer erklären“, sagt Swift.

Später wird sie die Angehörigen und Überlebenden der Messerattacken in Southport treffen, wie vor jeder der fünf Londoner Shows. Aber sie werde nicht weinen, sondern lächeln, sagt sie. Und ihre Gefühle dann für dreieinhalb Stunden wegschließen. „Sie müssen sich um dich keine Sorgen machen“, sagt Swift.

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„Das ist, als wärst du ein Pilot, der ein Flugzeug steuert.“ Ist der Pilot unsicher, dann würden alle im Flugzeug Angst bekommen. Deshalb müsse man cool und besonnen bleiben: „Es gibt Turbulenzen, aber nichts, was wir nicht schon gesehen hätten. Bleiben Sie einfach angeschnallt und willkommen zur Eras Tour!”

Monologe wie dieser liefern einen Einblick in die Psyche eines Popstars, der offenbar eine fast übernatürliche Gabe dafür besitzt, auf Knopfdruck zu funktionieren, egal, was um sie herum passiert. „I can do it with a broken heart“, sang Taylor Swift einst, und diese Dokuserie ist Zeugnis davon.

Taylor Swift 2024 bei einem der letzten Konzerte der „Eras“ Tour in Vancouver, Kanada.

© IMAGO/Darryl Dyck

Regie führten der Dokumentarfilmer und Musiker Don Argott gemeinsam mit Sheena M. Joyce, aber es ist davon auszugehen, dass Swift sehr genau überprüft hat, was hier zu sehen ist. Der Tonfall der Doku ist überwiegend jubilant: Bandmitglieder, Tänzer und Background-Sängerinnen erzählen, was für eine tolle Chefin sie ist.

Wir sehen, wie sie Bonuszahlungen vergibt, mitsamt handgeschriebenen Briefen und selbst gemachtem Wachssiegel, deren Höhe ihre Crew-Mitglieder in Tränen ausbrechen lässt. Und wie ihre Fans jede Nacht gemeinsam weinen, tanzen, das Mädchensein feiern.

Normaler Mensch und Heilsbringerin

Florence Welch kommt zu Wort und vergleicht ihren Gastauftritt bei der „Eras Tour“ mit einer Landung auf dem Mars. Plötzlich sei sie mittendrin in diesem Popkultur-Phänomen gewesen, das sie bis dato nur von außen verfolgt habe. „Taylor ist meine Freundin, und ich kenne sie als diese warmherzige, kuschelige Person, und als ich auf die Bühne kam, dachte ich: Oh mein Gott, das ist fucking Taylor Swift!“, erzählt die Sängerin.

Sie feiern „Girlhood“: Swifites in Warschau.

© IMAGO/ZUMA Press Wire/IMAGO/Volha Shukaila

Man muss wohl beides vereinen, um Ruhm auf diesem Level standzuhalten: den ganz normalen Menschen mit zitternden Händen und fucking Taylor Swift, die Heilsbringerin für Millionen. Die eine ausstellen können, um die andere zu sein.

Bei den Treffen mit den Überlebenden der Attacke in Southport sind die Kameras nicht dabei, aber sie zeigen, wie Taylor Swift mit ihrer Mutter von einem dieser Treffen zurückkommt, in ihrem bunten, glitzernden Bühnenoutfit, schluchzend auf einer Couch zusammensackt.

Im Voice-over ist ihre Stimme zu hören. „Ich lebe in einer Realität, die sich oft sehr irreal anfühlt“, erzählt sie. „Aber es ist meine Aufgabe, mit all diesen Gefühlen umgehen zu können und mich dann sofort wieder aufzuraffen, um zu performen. So muss es einfach sein.“ Kurz darauf wird sie Richtung Bühne gekarrt. Über 90.000 Fans warten dort auf sie.

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