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Für die Installation „Masses“ arbeitete der Künstler Ed Atkins mit Kostümen aus dem Fundus der Deutschen Oper.

© Natalia Carstens Photography

Installation „Masses“ von Ed Atkins: Paranoide Gedanken im Kleid von Rigoletto

Der Künstler Ed Atkins zeigt eine Installation im Rangfoyer der Deutschen Oper. Im Sommer ist der Brite dann Teil einer Operninszenierung.

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Ed Atkins, 1982 in Oxford geboren, ist vor allem als Videokünstler bekannt. Die von ihm kreierten digitalen Welten, die hyperrealistischen Avatare, sind Beispiele für den professionellen Einsatz moderner CGI-Technik.

In Atkins Kunst spielt aber auch das Schreiben eine wichtige Rolle, die sprudelnden Sätze, die er seinen Avataren mitgibt, die kryptisch-poetischen Essays, die er als Anthologien und Romane veröffentlicht. Kürzlich performte er im Literaturforum im Brecht-Haus ein Gedicht des US-Schriftstellers Gilbert Sorrentino. Im Sommer dann wird in der Deutschen Oper „Lash“ uraufgeführt, die erste Oper der Komponistin Rebecca Saunders, zu der Atkins die Texte beigesteuert hat.

Opernpremiere „Lash“ kommt im Sommer

Vor dieser großen Premiere ist der Brite bereits mit der Kunstinstallation „Masses“ im Opernhaus an der Bismarckstraße präsent. Er ist einer jener Künstler, die für jeweils eine Saison das Rangfoyer des eleganten Sechzigerjahrebaus mit Kunst bespielen, wie vor ihm bereits die Malerin Tatjana Doll, die Bildhauerin Ina Weber oder der Zeichner Christoph Niemann. Die Zusammenarbeit mit Künstlern hat Intendant Dietmar Schwarz bei seinem Antritt zwölf Jahren eingeführt, in Kooperation mit der Berlinischen Galerie.

Es war dann auch der Direktor der Berlinischen Galerie Thomas Köhler, der die neue Installation vorstellte. Atkins hat sich dafür im Fundus des Opernhauses bedient, wie schon bei seiner Ausstellung „Old Food“ im Gropiusbau. Die Installation besteht aus einer meterhohen Kleiderstange, vollgehängt mit Kostümen, Rigoletto, Don Carlos, von Kniehosen bis Federkleid. In diese Kleiderwände sind Atkins’ Videos integriert, ein heulender Ritter, ein schluchzendes Baby, ein Kind am Klavier, Menschlein, die auf ein Toastbrot fallen und mit Ketchup bedeckt werden.

Der Absenz des Physischen in den digitalen Arbeiten, so realistisch sie auch gestaltet sein mögen, ist sich der Künstler bewusst. Ihr stellt er die Opernkostüme zur Seite, getragen, gereinigt und doch voll mit Mensch und Gefühl. Überzeichnete Emotionen, Fragen nach dem wahren Selbst, Träume und Verzweiflung, finden sich in jeder Operninszenierung – und auch in Atkins Videokunst. Der Künstler hat sichtlich Spaß daran, den Fluss der Emotionen durch allerhand Irritationen immer wieder ins Stocken zu bringen.

Zusätzlich zur Opernpremiere in Berlin präsentiert Atkins 2025 seine bisher größte Einzelausstellung in der Tate Britain und im April erscheint bei Fitzcarraldo Editions sein Buch mit Geständnissen „Flowers“.

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