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Iron Maiden in der Waldbühne: Die Metal-Urgesteine brüllen weiter
Die Alt-Metal-Band feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit einer Welttour. In der ausverkauften Waldbühne machen sie wie gewohnt Druck. Aber was ist los mit Eddie?
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Das wichtigste Mitglied der britischen Heavy-Metal-Band Iron Maiden ist kein Musiker, sondern ein Maskottchen. Wobei man bei einem Maskottchen im Normalfall an irgendein drolliges Wesen mit Kulleraugen denkt, das kinderfreundlich bei sportlichen Großveranstaltungen herumhüpft. Eddie aber, die Kunstfigur, die die Metaller aus England seit Beginn ihrer Karriere begleitet, ist eine Art Untoter ohne Haut, der andauernd ziemlich böse dreinblickt und mit den Zähnen fletscht. Und den die Fans uneingeschränkt lieben.
Unschwer zu erkennen ist das bei dem Konzert, das Iron Maiden und somit auch Eddie in der ausverkauften Waldbühne geben, dem ersten von zweien, das dort im Rahmen der aktuellen Welttournee unter dem Motto „Run for your lives“ statt findet. So gut wie jeder, der sich leidenschaftlich zu Iron Maiden bekennt, rennt mit einem Eddie als T-Shirt-Motiv herum.
Kult um Maskottchen Eddie
Und da die Band seit ihrer Gründung vor ziemlich genau 50 Jahren für jede Single-Cover, jedes Album und jede Tour ihren Eddie neu inszeniert und seinen Look dabei auch stets variiert hat, gibt es das mysteriöse Wesen auch hier in der Waldbühne in allen nur erdenklichen Versionen zu sehen.
Auf den T-Shirts, die es mal als Samurai und mal als Cyber-Eddie aus der Zukunft zeigen, oder wie es gar das Brandenburger Tor heimsucht. Aber natürlich auch auf der Bühne schmeißt sich Eddie immer wieder neu in Schale. Iron Maiden spielen auf ihrem Konzert ausschließlich Klassiker, vornehmlich natürlich aus den Achtzigern, als ihr Aufstieg zu einer der erfolgreichsten und bekanntesten Rockbands der Welt in Schallgeschwindigkeit begann.
„The Trooper“, „The Number of the beast“, sämtliche Maiden-Klassiker kommen in der Waldbühne zur Aufführung. Und die passenden Visuals dazu zeigen Eddie im alten Ägypten, Eddie im ewigen Eis und in einem längeren Eddie-Clip, der zu „Aces High“ gezeigt wird, taucht das Monster auch als RAF-Pilot auf, der im Zweiten Weltkrieg deutsche Kampfflugzeuge jagt. Eddie, gut zu wissen, ist also auch Antifaschist.
Iron Maiden liefert ab
Aber bei all dem Eddie-Kult, der in enormen Maße dazu beigetragen hat, dass Iron Maiden zu der unverwüstlichen Marke geworden ist, die seit Jahrzehnten Stadien von Japan bis Mexiko füllt, sollte auch nicht die Band und deren Musik vergessen werden, weswegen die Leute ja auch hier sind. Die simple Frage, ob sie es noch können, ist schnell beantwortet: Ja, Maiden liefert immer noch ab.
Bandgründer Steve Harris zeigt, dass er zu Recht als begnadeter Bassspieler in der Szene gehandelt wird. Die Gitarren, die den ewig hymnischen, in Richtung wagnerianischem Bombast tendierenden Sound der Band prägen, haben nichts an Druck verloren. Und Sänger Bruce Dickinson demonstriert, dass sein machtvolles Stimmorgan weiterhin tadellos funktioniert.
Eddie schwächelt in Berlin
Neben Eddie ist er ganz klar der Aktivposten. Allein schon, wie oft er seine Klamotten wechselt. Mal trägt er eine eher schicke schwarze Lederjacke, dann eine Art Mönchskutte und im nächsten Moment tut es auch ein schlichtes Muskelshirt. Seine Performance und sein Look sind dabei immer ein wenig auf das jeweilige Treiben von Eddie abgestimmt. Als es für den beispielsweise dramaturgisch ab zu den ägyptischen Pyramiden geht, trägt Dickinson eine Maske, die ihn wie einen mystischen Tempelwächter wirken lässt.
Eines muss man als Kritik aber noch loswerden: Der Moment, auf den man bei dem Konzert vor allem wartet, nämlich auf den Auftritt von Eddie endlich auch mal in persona auf der Bühne, der ist eher enttäuschend. Es gibt so viele Aufnahmen von vergangenen Konzerten der Band, wo sich Eddie als turmhohes Wesen neben die Musiker stellt und allein schon von der Größe her ziemlich eindrucksvoll wirkt.
Der Eddie aber, der in der Waldbühne kurz auftaucht, ist kaum größer als Bruce Dickinson und wirkt nicht besonders Furcht einflößend, so wie er da etwas ungelenk herumspaziert. An der Stelle wirkt er so harmlos, dass man ihn sich so auch als Maskottchen auf einer großen Sportveranstaltung vorstellen könnte.
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