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Jodie Foster als Schwester in "Hotel Artemis"

© -/Concorde Filmverleih/dpa

Science-Fiction-Krimi „Hotel Artemis“: Jodie Foster kehrt als barmherzige Samariterin ins Kino zurück

B-Movie mit schillerndem Ensemble: In Drew Pearces Science-Fiction-Krimi „Hotel Artemis“ verteidigt eine bunte Truppe ein Krankenhaus gegen Eindringlinge.

Von Andreas Busche

„Das ist Amerika. 85 Prozent der Löcher, die ich flicke, sind Schussverletzungen.“ Man muss dazu unbedingt Jodie Fosters lakonischen Gesichtsausdruck zwischen Genervtheit und Erschöpfung sehen, um den galligen Humor zu goutieren. Foster sieht locker zwanzig Jahre älter aus, sie spielt die „Schwester“, die im Los Angeles des Jahres 2028 ein Krankenhaus für verletzte Kriminelle betreibt. Aufgenommen werden nur Mitglieder des exklusiven Clubs, ein Implantat im Handgelenk gewährt Einlass durch eine Sicherheitsschleuse – und wer nicht spurt, bekommt es mit dem medizinischen Assistenten in der Notaufnahme zu tun, der so heißt, wie er aussieht: Everest (Dave Bautista). Die Klinik ist eine urbane Legende im bürgerkriegserschütterten Los Angeles. Seit die Regierung die Wasserversorgung abgestellt hat, toben auf der Straße die letzten Verteilungskämpfe. „Los Angeles hat kein Wasser und hier drinnen regnet es Arschlöcher“, seufzt die „Schwester“ gegenüber einem Stammgast. Ein ganz normaler Arbeitstag.

„Hotel Artemis“ von Regiedebütant Drew Pearce reiht sich ein in eine ganze Liste von Genrefilmen, die zuletzt der Übermacht des Blockbusterkinos, dessen Ästhetik und Geschichten immer homogener wirken, wieder so etwas wie eine eigene Handschrift entgegenhalten wollen. Pearce, ein Brite in Hollywood, ist kein Unbekannter mehr. Er stammt gewissermaßen aus der Autorenhölle der Filmindustrie, in der hochbezahlte Schreiber sich notdürftige Plots ausdenken, die dann als zarter Vorwand für computergenerierte Spezialeffekte und Action-Tableaus fungieren müssen. In seinem Portfolio stehen bislang „Iron Man 3“ sowie der fünfte Teil von „Mission: Impossible“, allzu verständlich also, dass man als Hollywood-Neuling nicht gleich am Anfang seiner Karriere in der Franchise-Tretmühle verschlissen werden möchte.

Das Konzept steht und fällt mit dem Ensemble

„Hotel Artemis“ hat gar nicht den Anspruch, der ganz große Wurf zu sein. Er verfügt über mehr Stil als Substanz, aber die ist immerhin so robust, dass die 94 Minuten das oberste Gebot eines B-Movies einlösen: Du sollst nicht langweilen. Seinen Plot hat Pearce dem Western entliehen: ein Belagerungszustand. Genre-Maestro John Carpenter hat mit „Assault on Precint 13“ ein ähnliches Szenario schon mal mit einem viel geringeren Budget realisiert. Doch die Prämisse bleibt dieselbe: Die Eingeschlossenen müssen im Verlauf einer Nacht das Fort gegen Belagerer verteidigen. Alle wollen rein: Kleinkriminelle, die Polizei, der Gangsterboss Wolfking (Jeff Goldblum), den eine gemeinsame Vergangenheit mit mit der „Schwester“ verbindet. Everest hat alle Hände voll zu tun. Als Türsteher ist er genauso gut wie als Assistent während einer Not-OP.

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Das Konzept steht und fällt mit dem Ensemble, das sich hinter den gepanzerten Wänden verbarrikadiert hat. Und das ist schillernd. Charlie Day spielt einen sleazy Waffenhändler, Sterling K. Brown empfiehlt sich als straßenschlauer Bankräuber für größere Aufgaben, sein angeschossener Bruder wird von Brian Tyree Henry (Paperboi aus der Serie „Atlanta“) gespielt. Sie alle aber werden übertroffen von der ausgebildeten Tänzerin Sofia Boutella („Die Mumie“) als Auftragskillerin mit Nahkampferfahrung. Möge ihr Hollywood doch bitte endlich eine Hauptrolle geben, sie ist längst überfällig.

Jodie Foster spielt sowieso in einer eigenen Liga. Wie sie durch die Gänge ihres verfallen Art-déco-Palastes schlurft, um die gefallenen Engel in der brennenden Stadt der Engel zu versorgen, ausgerüstet nur mit einem Arztkoffer und einem Kinderkassettenrekorder, der Lieder aus einer besseren Zeit spielt, hat etwas Rührendes. Keine Ahnung, warum sie gerade für diesen Film aus ihrem Kino-Sabbatical zurückkehrt, aber Foster verleiht „Hotel Artemis“ eine Gravitas, die vortrefflich zu den bröckelnden Fassaden dieser used future passt.

In 10 Berliner Kinos, OV: Karli Neukölln, CineStar Sony Center

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