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Barnaby Weiler hat das Berliner Klavierfestival 2012 gegründet.

© Charlie Weiler

Klavierfestival-Gründer Barnaby Weiler: Perfektion ist sein Ziel

Zum 12. Mal lädt das von Barnaby Weiler organisierte „Berliner Klavierfestival“ ins Konzerthaus. Vom 19. bis 27. Mai spielen vier Pianisten und eine Pianistin – unter bestmöglichen Bedingungen.

Von Keno-David Schüler

Stand:

Kaum zu glauben: Selbst in Berlin, der Kulturhauptstadt mit drei Opernhäusern und sieben Spitzenorchestern, einer kaum zu überblickenden Off-Szene und so gewichtigen Neue-Musik-Festivals wie „Ultraschall“ und „MaerzMusik“, haben spitzfindige Musikenthusiasten noch immer zu mäkeln. Denn auf den Spielwiesen der (immer noch) blühenden Musiklandschaft finden sich Kammermusik- und Klavierformate sträflich vernachlässigt.

Do it yourself

So empfand es auch Barnaby Weiler. Was ihn 2012 dazu veranlasste, sein eigenes Festival zu gründen. Erst wenige Jahre zuvor war er aus London nach Berlin übergesiedelt. Nun wollte Weiler sich und seiner Wahlheimat eben jene intimen Konzertmomente spendieren, wie er sie regelmäßig in Großbritannien in der Wigmore Hall und andernorts hatte genießen dürfen.

Doch brauchen Berliner Aficionados, die sich in den Klavier-Reihen der Konzertdirektion Hans Adler, der Berliner Philharmoniker, von C. Bechstein Berlin oder im Piano Salon Christophori satthören können, auch im Jahre 2025 wirklich noch mehr Klaviermusik? 

Leidenschaft als Konzept

Weilers Antwort und auch die seines Publikums ist da eindeutig: Die inhaltliche Nische, die das Berliner Klavierfestival füllt, ist die der klanglichen Perfektion. Letztere ist in Berliner Klavierabenden eher eine Seltenheit. Das gilt sogar im Kammermusiksaal der Philharmonie, wo man auf nur wenigen Plätzen wirklich gut hört. Oder im Pierre Boulez Saal, der seit 2017 zwar mit tollen Pianisten und einzigartiger Atmosphäre aufwartet, jedoch – da der Deckel des in der Mitte platzierten Flügels üblicherweise abgenommen wird – klanglich im besten Falle suboptimal ausfällt.

Pianistin Zlata Chochieva tritt beim Festival auf.

© Uwe Arens

An diesem Punkt wird Weiler leidenschaftlich, kommt schnell ins Fachsimpeln über große Pianisten und legendäre Live-Aufnahmen. Hier sitzt einem kein Konzertveranstalter üblichen Typs’ gegenüber: Weiler ist das klassische Musikbetriebs-Karussell herzlich egal. Mit dem Maximalziel der schwarzen Null vor Augen, ist sein Festivalprojekt ganz dem eigenen Perfektionismus, dem bestmöglichen Konzerterlebnis, geweiht.

Hierfür bietet seiner Meinung nach der Kleine Saal des Konzerthauses die optimalen akustischen Bedingungen. Außerdem lade die Intimität des nur 400 Personen fassenden Schuhkartons Pianisten dazu ein, freier mit dem Publikum zu kommunizieren, als das große Säle zuließen, in denen gestisch und klanglich stärker projiziert werden muss. 

Pianist Benjamin Grosvenor.

© Marco Borggeve

Nur folgerichtig ist es da, dass auch die Instrumente pingelig ausgesucht werden. Nach mehreren Versuchen ist Yamaha zum festen Paten geworden: Der CFX der diesjährigen Edition – das Konzertmodell Yamahas – wird vom Pianisten Benjamin Grosvenor persönlich in London ausgesucht. 

Nur die Besten für Berlin

Und wie es von jemanden zu erwarten ist, der das „Wie“ so großschreibt, liegt Weiler die Auswahl der Künstler nicht minder am Herzen. Denn beim Klavierfestival hört man traditionell Pianisten, die sich ansonsten wenig bis gar nicht in Berliner Breitengrade verirren. Dabei bleibt die Auswahl immer ganz subjektiv, wie Weiler betont.

In die Werkauswahl mischt er sich nur vorsichtig ein. Die Künstler sollen in der Repertoirewahl möglichst frei sein, auch wenn sich der Chef über die geneigte Berücksichtigung seiner persönlichen Lieblinge – Sergej Rachmaninow, Alexander Skrjabin und Franz Schubert – immer besonders freut. Beschwert hat sich das Stammpublikum über den bisherigen Repertoireschwerpunkt auf der Musik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zumindest nicht.

Und da ist noch etwas, das das Festival so sympathisch macht: Mit Ticketpreisen, die sich zwischen 28 und 46 Euro bewegen, will diese bürgerliche Initiative, die von privaten Sponsoren getragen wird, für jedermann erschwinglich sein. Die zwölfte Ausgabe findet vom 19. bis 27. Mai statt, zum wiederholten Mal sind Severin von Eckardstein, Zlata Chochieva und Benjamin Grosvenor eingeladen, ihre Festival-Debüts geben Martin Helmchen, der in sein Schubert-Schumann-Programm eine Hommage an die unlängst verschiedene Sofia Gubaidulina einflicht, sowie Boris Giltburg, der ganz auf Chopin und Rachmaninow setzt.

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