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Chefdirigent Kirill Petrenko

© Chris Christodoulou

Kolumne „Der Klassiker“ (Folge 18): Kirill und Dmitri

Die Berliner Philharmoniker veröffentlichen auf ihrem eigenen Label drei Aufnahmen von Schostakowitsch-Sinfonien, die sie mit ihrem Chefdirigenten aufgenommen haben.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Stand:

Viele Wege führen zu den Berliner Philharmonikern. Der Königsweg wird natürlich stets das Live-Konzerterlebnis bleiben – und entgegen landläufiger Vorurteile ist der Besuch dieses Weltspitzenorchesters durchaus erschwinglich, denn die Ticketpreise beginnen oft schon bei 21 Euro.

Ein anderer Pfad zu den Philharmonikern führt über die Digital Concert Hall. Dieser Internet-Konzertsaal ist natürlich eher für Menschen gedacht, die weit weg von Berlin leben – doch auch als Hauptstädter kann man sich dazu entschließen, Auftritte des Orchesters über den Bildschirm zu verfolgen, sei es in Echtzeit oder als Abruf aus dem umfangreichen Archiv. Ein Wochen-Abo gibt es für 9,90 Euro.

Konzerte unter Corona-Bedingungen

Als dritten Ausspielweg für ihre Kunst betreiben die Philharmoniker ein eigenes Label, auf dem sie – in edel gestalteten CD-Boxen - gezielt jene Projekte veröffentlichen, die ihnen am Herzen liegen. So wie jetzt die Sinfonien Nummer 8, 9 und 10 von Dmitri Schostakowitsch, die sie im Oktober 2020 sowie im Herbst 2021 mit ihrem Chefdirigenten Kirill Petrenko aufgenommen haben.

„In der Zeit, in der wir nur unter ganz eingeschränkten Bedingungen musizieren konnten, ist mir Schostakowitschs Musik so nahegegangen wie noch nie“, schreibt Petrenko im Programmheft. Eine Aufnahme entstand coronabedingt im leeren Saal, die anderen beiden unter Schachbrett-Besetzung im Publikum.

Petrenko im Gespräch mit Musikern

Die drei Sinfonien sind zwischen 1943 und 53 entstanden – und der Philharmoniker-Chefdirigent kommentiert aus der aktuellen Sicht: „All das, was Schostakowitsch in diesen Sinfonien so überdeutlich zum Ausdruck gebracht hat und was wir überwunden glaubten, erfahren wir fassungslos heute selbst.“

Wer mehr über Petrenkos Verhältnis zu dem Komponisten erfahren will, kann kostenlos in der Digital Concert Hall die Gespräche aufrufen, die er zu den drei Konzertprojekten mit Orchestermitgliedern geführt hat: Hier geht es ebenso um Biografisches wie Analytisches, mit Eloquenz und Ernsthaftigkeit erläutert der Dirigent die Substanz von Schostakowitschs Musik – und erklärt, warum sie von zeitloser Aussagekraft ist.

Wer Kirill Petrenko und die Philharmoniker lieber live erleben will, muss sich ein wenig gedulden, denn alle April-Termine sind ausverkauft. Aber für die gemeinsamen Konzerte im Juni gibt es noch Tickets.

Die „Klassiker“-Kolumne erscheint donnerstags und berichtet vom Berliner Musikleben.

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