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Kolumne „Der Klassiker“ (Folge 53): Claudio Abbado, unvergessen
Vor zehn Jahren starb Claudio Abbado. In den Herzen seiner Fans aber lebt der langjährige Chefdirigent der Berliner Philharmoniker weiter. Zum Gedenktag zeigt Arte einige Konzertmitschnitte.
Stand:
Ich hatte Glück. Denn ich konnte Claudio Abbados komplette Zeit als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker von 1989 bis 2002 aktiv mithörend erleben. Zunächst als Student, dann als freier Mitarbeiter des Tagesspiegels, schließlich als Redakteur für klassische Musik – und immer als Fan.
Der Dirigent, der am 20. Januar vor zehn Jahren in Bologna verstorben ist, wurde geliebt. Von so manchem und so mancher im Orchester (nicht allen!) und von vielen, vielen Menschen rund um den Globus. Seine Botschaft, sie klingt darum weiterhin nach. Es ist die Botschaft, dass Musik Teil des Lebens wird, wenn man sie nicht isoliert sieht, sondern im Kontext der anderen Künste betrachtet - und auch der Welt da draußen.
Sein Ideal lautete: einander zuhören
Als junger Mann wollte er unbedingt Kultur für alle machen, gab mit seinen Freunden Luigi Nono und Maurizio Pollini Konzerte in Fabriken. Als reifer Künstler dann machte er Kultur für all jene, die bereit waren, sich auf seine Art einzulassen. Und die bestand darin, bis in die feinsten Verästelungen der Partituren vorzudringen. Was höchste Konzentration fordert, bei den Ausführenden wie den Lauschenden.
Daneben hat er stets den Kontakt zu jungen Leuten gesucht, die (Jugend)orchester, die er gegründet hat, bestehen bis heute. Claudio Abbado wollte nie „Maestro“ genannt werden, schon gar kein Pultgott sein. Da ist nicht einer, der bestimmt, und andere die folgen. Auf Augenhöhe vielmehr sollten sich Instrumentalisten und Dirigent begegnen. Um dann einander zuzuhören.
Die Berliner Philharmoniker widmen die Konzerte in dieser Woche – die Abbados ehemaliger Assistent Daniel Harding leitet - dem Andenken ihres langjährigen Chefdirigenten. Und Arte strahlt am 21. Januar um 17.40 Uhr den Dokumentarfilm über Abbados erstes Projekt mit dem neu gegründeten Lucerne Festival Orchestra aus: Nach seiner Krebserkrankung betrat er 2003 mit einer denkwürdigen Aufführung von Gustav Mahlers zweiter Sinfonie in Luzern wieder die Bühne. Außerdem sind online bei „Arte Concert“ Mitschnitte von Konzerten mit den Berliner Philharmonikern (Verdi-Requiem und Mahlers „Lieder von der Erde“) sowie aus Luzern (Mozart-Requiem und „Eroica“ von Beethoven) zu sehen.
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