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Kai Wegner und Joe Chialo

© Tobias Koch

Kolumne Ländersache (Folge 14): Wird Joe Chialo Berliner Kultursenator?

Kai Wegner hat ihn ihn seinem Schattenkabinett für die Kultur aufgestellt. Aber wird Joe Chialo den Job auch beim Posten-Roulette gewinnen können? Interessante Ansichten zum Kulturbegriff hat der CDU-Politiker jedenfalls.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Stand:

Seit der Causa Carsten Brosda bin ich vorsichtig, wenn es um Vorhersagen geht. Der Hamburger Kultursenator galt als absolut sicherer Kandidat für den Posten des Kulturstaatsministers in der Ampelkoalition von Olaf Scholz. Noch während die Bundesparteien um Inhalte rangen, erschienen überall Artikel, die den innovativen Denker und brillanten Redner als beste Wahl für den Job priesen.

Und dann wurde es am Ende doch Claudia Roth. Weil den Grünen im Regierungs-Roulette noch ein Posten zustand. So könnte es Joe Chialo jetzt auch ergehen, Kai Wegners kulturellem Schattenkabinett-Senator. Weil Kultur nun einmal – das wissen wir seit Volker Hassemer – immer zuletzt verhandelt wird.

Chialo definiert sich als Afropäer

Dabei wäre der 52-Jährige, der als Sohn tansanischer Diplomaten in Bonn geboren wurde und sich als Afropäer definiert, eine durchaus interessante Wahl. Er kommt aus der kommerziellen Ecke, versuchte nach einer Lehre als Zerspanungsmechaniker und einem abgebrochenen Geschichtsstudium zunächst, Karriere als Sänger der Nürnberger Band Blue Manner Haze zu machen, wechselte dann aber ins Management.

Er betreibt zwei eigene Plattenlabels und arbeitet darüber hinaus beim Branchenriesen Universal, wo er Mainstream-Acts wie die Shanty-Rock-Truppe Santiano, den Schlagersänger Ben Zucker und die Kelly Family betreut. Joe Chialo, dessen Lebensmotto „Brücken bauen“ lautet, kennt ganz offensichtlich keine stilistischen Berührungsängste.

In der „Bunten“ hat der CDU-Politiker jetzt schon einmal ein paar Gedanken zu seiner potenziellen Arbeit als Berliner Senator formuliert. „Kultur besteht nicht nur aus Opern, Theater und Museen“, sagt er – und ist sich da zweifellos mit dem aktuellen Amtsinhaber Klaus Lederer von den Linken einig. Aber auch mit den konservativen Wählern aus dem bürgerlichen Lager?

„Wir müssen Emotionen ansprechen, nicht nur den Intellekt“, lautet eine andere Chialo-Maxime. Darum gehört in seinem Verständnis auch die Kreativwirtschaft ins Kulturressort, einschließlich der Gamingszene. Letztere wird in Berlin derzeit allerdings noch aus der Wirtschaftsverwaltung betreut. „Ich möchte beides vertreten – die Hochkultur und die Kultur- und Kreativwirtschaft“, sagt er. „Beides ist gleich viel wert, ich will es zusammenführen.“

Joe Chialo will die Zukunft Berlins mitgestalten. Aber wird man ihn auch lassen? In den Wochen des bangen Wartens bis zur Verkündung der neuen hauptstädtischen Regierungsmannschaft wird ihn wohl ein Santiano-Hit ganz besonders begleiten: „Die Sehnsucht ist mein Steuermann“.

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