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Gabriela Walde (1961-2023).

© privat/privat

Nachruf auf Gabriela Walde: Kunstkritik ohne Allüren

„Uns zieht es ganz nah an die Werke heran“, lautete das Credo von Gabriela Walde. Die Kritikerin, die auch für den Tagesspiegel schrieb, starb mit 61 Jahren.

Hellwach und berührbar, diese Eigenschaften fallen einem als erstes ein, wenn man an Gabriela Walde denkt. Die ehemalige Kollegin aus dem Springer Verlag, die lange für „Die Welt“ und später die „Berliner Morgenpost“ vor allem über Kunst geschrieben hat, lebte von und für die Kultur.

In den späten neunziger Jahren, als sich jede überregionale Tageszeitung eine Berlin-Seite leistete, beobachtete sie als „Welt“-Redakteurin die turbulente Kunstszene der Metropole: Lieber Malerei und gestrickte Skulpturen als trockene Konzeptkunst, die ging ihr manchmal auf die Nerven.

Immer jedoch mit der festen Absicht, das Gesehene so anschaulich und nahbar wie möglich zu vermitteln. Von ihrer Begeisterung sollten so viele wie möglich etwas haben. An diesem Credo hielt Gabriela fest – auch bei der „Berliner Morgenpost“, wo ihre Zeit nach langen Jahren redaktioneller Tätigkeit 2018 abrupt endete.

„Uns zieht es ganz nah an die einzelnen Werke heran“, schrieb sie als freie Autorin noch vor wenigen Wochen im Magazin „Weltkunst“ über eine Ausstellung der Malerin Ruth Baumgarte in der Wiener Albertina. Ein Satz, in dem sich ihre ganze Haltung manifestiert. Hinschauen, die Eindrücke wirken lassen und gern darüber reden, gern auch kritisch, wo es angezeigt war.

Liebe in Zeiten der Renaissance

Wobei Gabriela eine Sprache jenseits aller diskursiven Überheblichkeit pflegte. Das konnte die ehemalige Studentin der Germanistik und Kunstgeschichte in München zwar auch, es war ihr aber nicht wichtig. Ihre Begeisterung für die „zähe, eigenwillige“ Künstlerin Maria Lassnig oder die farbleuchtenden Liebespaare der Renaissance anschaulich zu machen, zählte weit mehr.

Für den Tagesspiegel hat Gabriela Walde vergangenes Jahr unter anderem das Museum für Papierkunst in Berlin besucht und anschließend geradezu zärtlich über die Arbeiten von Guy Lougashi geschrieben, der „mit akribischen Mini-Stichen fremde, wuchernde Universen auf Papier zaubert“.

Von solchen Universen ließ sie sich immer wieder einfangen, ergründet wurden die künstlerischen Welten mit Witz und wunderschönen Worten. Einiges hat die Kunstkritikerin, die Berlin so lange bereicherte, an der Henri-Nannen-Schule gelernt, der Rest waren Talent und Erfahrung. Am 6. März ist Gabriela mit 61 Jahren an den Folgen ihrer schweren Krankheit gestorben. Wir sind sehr traurig.

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