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Kultur: Lob der Form

Poetisch, praktisch: DDR- Design in der Galerie Berlin.

Natürlich ist auch Margarete Jahny dabei. Ihre Thermoskanne aus den späten Fünfzigern darf nicht fehlen, wenn es um vorbildhaftes Design made in DDR geht. Die Ausstellung „form:ddr“ in der Kommunalen Galerie präsentiert nicht nur die Klassiker der am Bauhaus geschulten Produktgestalter. Der Berliner Sammler Wolfgang Binder und Leihgeber der Objekte hat ebenso ein Auge für ansprechendes Pressglas, formschöne Trichter oder jenen Wäschekorb, den Hubert Petras mit Durchbrüchen aus unterschiedlich großen Kreisen versah. Das Muster im Kunststoff erinnert an Seifenschaum unterm Mikroskop.

Poetisch, praktisch und aus Prinzip funktional sind alle Objekte. Teils waren sie Massenware wie der „Intertank“-Eiskratzer in Buchstabenform. Teils stellten sie Luxus für Ausgewählte dar: so die Handtasche von „Intermod“ für die nach Rom reisenden DDR-Olympiateilnehmerinnen von 1960. Das Traditionsunternehmen fertigte bis in die Achtziger auch für den Export und trug seine ästhetischen Marken tief in die BRD. Ein Grund für das bis heute gängige Fehlurteil, gute Gestaltung sei ein Privileg westdeutscher Designer gewesen. Lutz Rudolphs schlankes Essbesteck „M 140“, der rare Stuhl 50642 von Erich Menzel oder Petras’ Röhrenvasen beweisen das Gegenteil – auch wenn seine Entwürfe 1961 unter „Formalismusverdacht“ standen und mit kitschigen Abziehbildern dekoriert wurden. Christiane Meixner

Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176, bis 31.8.

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