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Peter Green erlebte in den neunziger Jahren noch ein kleines Comeback.

© imago images/Hogreve

Fleetwood-Mac-Gründer Peter Green gestorben: Süßer der Blues nie klang

Der britische Musiker Peter Green wurde mit den Welthits „Albatross“ und „Oh Well“ berühmt. In Erinnerung bleibt er als Gitarrenvirtuose.

Von Andreas Busche

Ein Gitarrensolo gleitet dem Sonnenuntergang entgegen, im Hintergrund rauscht ein Becken im sanften Wellengang. Das Instrumentalstück „Albatross“ von 1968 evoziert so eindrückliche Bilder, dass es kaum überrascht, wie oft es in den vergangenen 30 Jahren im Kino zu hören war. Vier Blues-Akkorde räkeln sich in träger Melancholie, als würde Eric „Slowhand“ Clapton auf Kodein spielen, ein gedämpftes Schlagzeug wiegt sonnetrunken im Takt. Tatsächlich ist „Albatross“ von einem Clapton-Solo inspiriert.

Jeder kennt die Melodie, die der britische Gitarrist Peter Green für seine damalige Band Fleetwood Mac schrieb, nur verbinden viele das Stück nicht auf Anhieb mit den Softrock-Veteranen, deren Klassiker „Rumours“ bis heute zu den meistverkauften Alben der Popgeschichte gehört. Die Skandalnudeln Stevie Nicks und Lindsey Buckingham stießen erst 1975 zu Fleetwood Mac, die gerade aus dem verregneten London in Kalifornien angekommen waren – und bald darauf ihre Koksexzesse und Beziehungsprobleme in der Öffentlichkeit auslebten.

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Da war Bandgründer Peter Green nur noch eine ferne Erinnerung, das Missing Link zwischen den Wurzeln der Band im britischen Bluesrock und der pazifischen California-Noir-Herrlichkeit, die „Albatross“ auf so magische Weise beschwor.

Für viele Musiker war er ein Vorbild

Peter Green, der am Samstag im Alter von 73 Jahren starb, war ein musician’s musician. Das erklärt auch die Diskrepanz zwischen der Ehrerbietung, die ihm Musikerinnen und Musiker aus drei Generationen am Wochenende erwiesen, und seinem allgemeinen Bekanntheitsgrad. Stevie Nicks bedauerte auf Twitter, nie die Bühne mit Green geteilt zu haben. Yusuf „Cat“ Stevens nannte ihn „einen der großen unbesungenen Helden in musikalischer Integrität, Innovation und Geist“, für Kiss-Sänger Paul Stanley gehört er zu den Größten des Bluesrock und Winston Marshall von den Folkies Mumford & Sons bedankte sich für „Albatross“.

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Diese Verehrung hat er mit Syd Barrett gemein, der bis heute für die psychedelischsten und abseitigsten Ideen auf den frühen Pink-Floyd-Alben geliebt wird, aber irgendwann aus der offiziellen Bandgeschichtsschreibung hinausgefallen war. Und noch etwas verbindet Green mit Barrett: Der Missbrauch illegaler Substanzen zerstörte eine große Karriere.

Mit Fleetwood Mac ist er in der Hall of Fame

Mitte der Siebziger wurde bei Green Schizophrenie diagnostiziert, die Ärzte unterzogen ihn Elektroschock-Behandlungen. Erst 1996 stand er wieder mit der Peter Green Splinter Group, einer Tribute-Band in eigener Sache, auf der Bühne. Zwei Jahre später wurde er dann mit Fleetwood Mac in die Hall of Fame des Rock’n’Roll aufgenommen.

Green war bereits ein Star in der Londoner Blues-Szene, als er 1967 mit dem Bassisten John McVie und Drummer Mick Fleetwood, heute die einzigen Urmitglieder, Fleetwood Mac gründete. 1966 hatte er kurzzeitig Eric Clapton in John Mayall’s Bluesbreakers abgelöst. 2009 erzählte Mayall in einer BBC-Doku über Green, dass dieser zu seiner Zeit in einer eigenen Liga spielte.

Die Blues-Legende BB King sagte über Greens Gitarrenspiel einmal, er erzeuge „süße Klänge“, bei denen es ihm „kalt den Rücken runterläuft“. In den Listen der größten Gitarristen aller Zeiten taucht Green verlässlich unter den ersten zehn auf. Und noch ein anderer Gitarrist verdankt ihm seine Karriere. Greens „Black Magic Woman“ wurde in der Version von Carlos Santana zum Welthit. Erst im Februar hatte Mick Fleetwood in London seinem Freund zu Ehren ein Gedenkkonzert mit Starbesetzung gegeben. Nun ist die Würdigung zu Peter Greens Schwanengesang geworden.

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