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Ralf Wolter war in über 230 Rollen in Kino und Fernsehen zu sehen.

© dpa / Peter Endig

Nachruf auf Ralf Wolter: Ganz groß in den kleinen Rollen

Der Berliner Schauspieler wurde in den Karl-May-Filmen berühmt, die kauzigen Typen spielte er auf unnachahmliche Weise. Nun ist er mit 95 Jahren gestorben.

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Dass der komische Sidekick ebenso wichtig ist wie der Star, hat der Schauspieler Ralf Wolter früh in seiner Karriere verstanden. Man erinnert sich vielleicht nicht immer an den Namen, aber wenn er seine Sache gut erledigt, macht er sich trotzdem unvergesslich. In Wolters Fall war das seine koboldhafte Stimme, der man den Schalk im Nacken regelrecht anhören konnte, sein kauzig-zuvorkommender Habitus – und natürlich sein berühmter Nachsatz „… wenn ich mich nicht irre“, mit dem er in den 1960er Jahren zum Stammpersonal in den „Winnetou“-Filmen als Trapper Sam Hawkens gehörte. (Dass er in späteren Karl-May-Verfilmungen in „Brownface“ auch den Hadschi Halef Omar spielte, löste damals noch keine Shitstorms aus.)

Am Freitag starb der in Berlin geborene und bühnensozialisierte Ralf Wolter knapp einen Monat vor seinem 96. Geburtstag in seiner Wahlheimat München. In Berlin begann er Anfang der 1950er unter anderem am Hebbel-Theater und am Theater am Kurfürstendamm, auf der Bühne fühlte er sich zuhause. Wolters Vater war Artist, seine Mutter Musikerin. In München schloss er sich einem Kabarett an.

Ralf Wolter in seiner bekanntesten Rolle als Trapper Sam Hawkens in den „Winnetou“-Filmen.

© dpa / Dieter Klar

Aus dem Unterhaltungsgeschäft hat er sich schon lange zurückgezogen, auch sein Gesicht ist schon lange nicht im Fernsehen präsent. In den siebziger und achtziger Jahren war er dort noch eine feste Größe, nicht nur in den Euro-Western, sondern auch in Vorabendkrimis oder in Serien wie „Der Alte“ und „Ein Schloß am Wörthersee“. Wohlgemerkt, immer in Nebenrollen.

Aber auch aus der zweiten Reihe heraus war Wolter unschlagbar, das hatte schon Billy Wilder gemerkt, der 1961 in West-Berlin die Komödie „Eins, Zwei, Drei“ drehte und ihn als sowjetischen Agenten besetzte. Da war Wolter kurz mal dran am internationalen Renommee, das „Adenauer-Kino“ hatte für ihn nur Knallchargenrollen in Heintje- und Freddie-Quinn-Filmen vorgesehen.

Als lokale Größe war Wolter auch in internationalen Produktionen gefragt, die in Berliner Kulissen gedreht wurden. So spielte er in den 1970ern in Bob Fosses „Cabaret“ und Ingmar Bergmans „Das Schlangenei“ – und war gleichzeitig in der Erotikkomödie „Graf Dracula (beisst jetzt) in Oberbayern“ zu sehen.

Seine letzte große Rolle hatte er vor zehn Jahren neben Otto Sander und Angelica Domröse in dem Kinofilm „Bis zum Horizont, dann links!“. Seitdem genoss er seinen Ruhestand mit Ehefrau Edith, mit der er seit den späten 1950ern verheiratet war. Ins Rampenlicht hat es ihn nicht wieder gezogen. Er wolle nicht wie Amy Winehouse enden, sagte er damals in einem Interview. Ralf Wolter stand fast siebzig Jahre auf der Bühne.

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