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Nana Mouskouri wird 90: Singen als Quelle des Glücks
Die Beständigkeit, mit der sie der Musik und ihrer Brille die Treue gehalten hat, sucht ihresgleichen. Jetzt wird Nana Mouskouri 90 – eine Gratulation.
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So will man doch gerne in einen neuen Tag starten: mit dem Klang einer Gitarre im fröhlichen Rhythmus, zu der sich nach und nach weitere Instrumente gesellen, und dieser in der Höhe so vollsatten, immer auch etwas rauchigen Stimme, die Nana Mouskouri über Jahrzehnte unverwechselbar gemacht hat.
Allerdings ist „Guten Morgen, Sonnenschein“, entgegen des Titels, kein Gruß an die Strahlen der Sonne, denen „die Nacht verborgen blieb“, sondern eher eine Hymne an die Dunkelheit, in der sich offenbar allerhand Bemerkenswertes zugetragen hat.
1977 war dieser Song ein Hit in Deutschland, Rolf Zuckowski hat dafür das brasilianische „Canta, Canta, Minha Gente“ von Martinho da Vila bearbeitet. Auch heute noch, zu ihrem 90. Geburtstag am Sonntag, bringt man Nana Mouskouri in Deutschland als Erstes mit diesem Lied in Verbindung.
Sie ist so viel mehr
Aber auch nur als Erstes. Sie ist so viel mehr: über 1600 Songs in 21 Sprachen, nach Madonna soll sie mit über 300 Millionen verkauften Tonträgern die kommerziell zweiterfolgreichste Sängerin überhaupt sein.
Geboren wurde Nana Mouskouri am 13. Oktober 1934 auf Kreta, machte eine Ausbildung am Konservatorium der griechischen Hauptstadt, trat im Jazz-Quartett „The Athenians“ auf. Und ein Gewächs aus dieser Metropole war es auch, das ihr den internationalen Durchbruch brachte: „Weiße Rosen aus Athen“, 1961 in mehreren Sprachen veröffentlicht, war ihre erste von insgesamt drei Nummer-1-Singles in Deutschland, 16 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs.
Das erste Land, in dem ich zu einem Star wurde, war Deutschland.
Nana Mouskouri
„Das erste Land, in dem ich zu einem Star wurde, war Deutschland. Meine Karriere begann ausgerechnet in dem Land, das mein Land nur wenige Jahre zuvor ins Unglück und ins Elend gestürzt hatte“, sagt sie heute.
„Aber in Deutschland schlug mir diese Welle der Sympathie entgegen, dass ich geradezu gezwungen wurde, meine irgendwo ja doch in mir verankerte Meinung, dass die Deutschen meine Feinde wären, zu verwerfen. Und so wurde Deutschland für mich zu einem Land, das ich bis heute liebe.“

© dpa/Istvan Bajzat
Das Arbeitsethos von Nana Mouskouri ist beeindruckend, mit großer Beständigkeit hat sie Alben veröffentlicht, in den 1970ern teilweise jedes Jahr. 1980 konnte sie mit „La Provence (Du blühendes Land)“, geschrieben von Ralph Siegel, ihren dritten großen Hit in Deutschland platzieren.
Mit der gleichen Beständigkeit trug und trägt sie seit Jahrzehnten ihre markante schwarzrandige Brille durch alle Stürme der Mode hindurch, auch in Zeiten, in denen Brillen schlecht fürs Image waren. Das hat sie zu einer Bühnenikone gemacht, auch in Travestieshows, weil sie ähnlich wie Mireille Mathieu oder Zarah Leander mit den geringsten Mitteln leicht zu parodieren war.
Sie trat gegen die Diktatur der Obristen ein
Auch politisch war sie aktiv, unterstützte die Opposition gegen die Diktatur der Obristen, trat 1984 nach 20 Jahren Exil erstmals wieder in Griechenland im Odeon des Herodes Atticus in Athen auf. Eine interessante Parallele zur anderen großen griechischen Sängerin, die in Deutschland Karriere gemacht hat, Vicky Leandros, die ebenfalls von einer Insel stammt, (Korfu, der Heimatinseln von Nana Mouskouris Eltern) und die sich ebenfalls politisch engagiert hat, allerdings eher im sozialdemokratischen Spektrum.
In den 1990ern erfuhr Nana Mouskouris Ruhm noch einmal einen späten Boost durch die Neuauflage des bereits 1962 veröffentlichten Jazz-Albums „Nana Mouskouri in New York“. Jetzt hat ihre Plattenfirma Electrola zum Geburtstag noch einmal ihre 20 beliebtesten Hits in Deutschland auf dem Album „Happy Birthday, Nana“ veröffentlicht, darunter auch „Ich schau den Wolken nach“ oder „Einmal weht der Südwind wieder“.
Drei Songs hat das Royal Philharmonic Orchestra in ein neues, symphonisches Klanggewand gesteckt, darüber liegt Mouskouris Originalstimme aus den 60er-Jahren. Im Fall von „Guten Morgen, Sonnenschein“ muss man allerdings sagen, dass mit dem Verlust der simplen Gitarre auch etwas vom Zauber des Songs verloren geht. Sogar eine Neuaufnahme ist dabei, das in Griechisch gesungene „Pios échi Dakria“, geschrieben vor 30 Jahren, aber damals nicht eingesungen.
„Wir alle wissen, dass das Leben seinen eigenen Gesetzen folgt“, sagt Nana Mouskouri anlässlich der Veröffentlichung des Albums. „Meine Quelle des Glücks war zeitlebens das Singen. Ich habe unermüdlich, über die ganzen Jahrzehnte hinweg, immer gesungen. Das war meine Arbeit, meine Berufung, aber auch meine Leidenschaft. Arbeiten heißt auch Lernen.“ Was für eine Frau.
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