zum Hauptinhalt
Adam stresst im Garten Eden. Szene aus „Paradise Lost“ mit Adam (Tobias Blinzler, Mitte).

© Thomas Koy

Neues Stück von Peter Lund und Thomas Zaufke: Oberammergau meets Musical

Musiktheater, made by Neuköllner Oper und UdK Berlin, wird in ganz Deutschland gespielt. "Paradise Lost" hinterfragt das Künstlerleben vor biblischer Kulisse.

Moses, der mit der Gesetzestafel vom Berg Sinai steigt. Kain, der seinen Bruder Abel töten will. Israeliten, die ums Goldene Kalb tanzen. Die Motive sieht man jetzt nicht so oft auf Musicalbühnen. Was soll das sein? Ein Passionsspiel oder „Jesus Christ Superstar“?

Nein, „Paradise Lost – The Genesis of Musical“ ist die neue Produktion von Peter Lund und Thomas Zaufke, den Berliner Off-Musical-Königen, deren Musiktheaterstücke landauf, landab am häufigsten nachgespielt werden.

Blumen für Peter Lund

Am Ende der Uraufführung am Samstagabend setzt es Jubel fürs Ensemble, die Band, das Leitungsteam. Das Konfetti und der Blumenstrauß ist allerdings dezidiert für einen bestimmt: Peter Lund, den Regisseur, Texter und langjährigen Chef des Studiengangs Musical an der Universität der Künste.

Dieser Teamplayer aus Überzeugung hat sich wahrlich um den Darstellernachwuchs und die Welthaltigkeit des Genres verdient gemacht. 25 Jahre währt die glückliche und künstlerisch fruchtbare Kooperation zwischen der Neuköllner und der UdK jetzt schon. 20 bewegende, witzige Musicals sind seither entstanden, die von Emanzipation, Ausgrenzung, psychischen Erkrankungen bis hin zu Populismus und neuer Rechter alles abhandeln, was die Gesellschaft umtreibt.

[Behalten Sie den Überblick über alle wichtigen Entwicklungen in Ihrem Berliner Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir über Ihre Nachbarschaft. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de.]
In „Paradise Lost“ (bis 23. Juli in der Neuköllner Oper) verquirlen Lund/Zaufke und ihr Studierenden-Ensemble nun die Dramen des eigenen künstlerischen Metiers mit der biblischen Geschichte von Adam und Eva und deren Rauswurf aus dem Paradies.

Als Musical im Musical, wo auf einer leicht angeschrägten Tellerbühne die neue Produktion eines Großregisseurs anläuft, der seine Befehle per Donnerstimme aus dem Off erteilt, als sei er Gottvater persönlich. „Regisseure sind keine Götter“ gehört dann prompt zu den Lerneffekten, die die Darstellerriege um Adam (Tobias Blinzler) und Eva (Lisa Maria Hörl) durchläuft.

Die Hitmusicalmacher. Peter Lund und Thomas Zaufke.

© Sven Darmer

Selbstzweifel, Rivalitäten, Beziehungs- und Probenstress, miese Bezahlung und Me-Too – all das klingt an in der Selbstbefragung, die in den rasant choreografieren Ensemblenummern nach der Pause so richtig Fahrt aufnimmt. Gesanglich sticht Isabel Seliger als Maja heraus, die vom Regisseur „zur Rollenbesprechung“ ins Hotel bestellt wird.

In Sachen Bühnencharisma hat Mirjam Wershofen als freche sexy Judith die Nase vorn. Spielen, Tanzen, Singen: Das gleich zu Beginn in einem Song beschworene Dreifachtalent ist ein Muss bei Musical-Darsteller:innen. „Lost Paradise“ zeigt, dass es einen Preis hat, Alleskönner zu sein. Wie hoch er ausfällt, kann trotzdem jede selbst bestimmen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false