Kultur: Passt wie angegossen
Lemke & Knöll handeln mit historischen Rahmen
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Wilhelm von Bode brachte die Sache mit den Bilderrahmen auf den Punkt. 1898 schrieb der spätere Generaldirektor der Königlichen Museen zu Berlin: „Kleider machen Leute, Rahmen schmücken Bilder. Jedermann schmückt sich, um möglichst vorteilhaft auszusehen (...)“
Bodes lapidare Feststellung würden Olaf Lemke und Thomas Knöll sofort unterschreiben. Knöll und Lemke sind Rahmenhändler aus Leidenschaft. Wohlgemerkt Händler, nicht Macher, obwohl der 1936 in Berlin geborene Lemke und der Basler Knöll, Jahrgang 1957, das Handwerk von der Pike auf gelernt haben. Irgendwann genügte ihnen das Nachschöpfen nicht mehr, und beide spezialisierten sich, damals noch unabhängig voneinander, auf den Handel mit historischen Bilderrahmen. Im vergangenen Jahr eröffneten sie gemeinsam Räume in der Charlottenburger Fasanenstraße.
Mit den Bilderrahmen ist es tatsächlich wie mit Kleidungsstücken: Man bemerkt sie oft erst, wenn sie besonders geschmacklos oder aber ausgesucht schön sind. Rahmen können ein Bild zum Strahlen bringen und seine Persönlichkeit unterstreichen – oder ihm allen Glanz nehmen. Heute geht es, anders als zu Bodes Zeiten, nur noch selten darum, etwa für eine lombardische Madonna von 1480 den zeitlich und stilistisch passenden Rahmen zu beschaffen. Rahmenhändler wie Knöll und Lemke (weltweit gibt es etwa ein Dutzend auf diesem Niveau) haben sich darauf spezialisiert, für hochwertige Bilder des 19. und 20. Jahrhunderts stimmige Leisten zu suchen.
Heinz Berggruen vertraute seine Picassos und Klees gern Lemke an. Eine Referenz für ihre Zusammenarbeit ist Picassos „Porträt Dora Maar“. Für das Prunkstück des Berggruen-Museums schlug Lemke einen andalusischen Rahmen aus dem 17. Jahrhundert vor. Seine gelbbraune Marmorierung korrespondiert vortrefflich mit dem Halstuch von Picassos Geliebter.
Überhaupt die Spanier. Mit ihnen fing für Lemke alles an. Noch immer gerät er ins Schwärmen, wenn er an seine Einkaufstouren durch das ländliche Spanien denkt, wo man damals italienische Renaissance- und flämische Barockrahmen finden konnte: „Bei jedem Trödler gab es Bilderrahmen. Die Spanier dachten: Da kommt jemand, der zahlt für altes Holz.“ Das war vor 35 Jahren. In den siebziger Jahren kaufte Lemke in jedem Jahr für 50 000 bis 150 000 Mark. Von diesen Erwerbungen zehrt er bis heute.
Knöll, der mit 25 den Rahmenmacherbetrieb seines Vaters übernahm, entdeckte auf Flohmärkten seine ersten wirklich alten Rahmen – deren originale Farbfassungen unter dicken Anstrichen verborgen waren. Knöll hat sie freigelegt: „Ich habe einen restaurierten verkauft und davon zwei unrestaurierte erworben. Es ist ein wunderbarer Beruf – aber kein Mittel zum schnellen Geldverdienen.“
Das gilt noch immer. Oft ist es ein mühseliges Geschäft, ehe ein Rahmen zu „seinem“ Käufer gefunden hat. Neben Privatsammlern gehören Museen zu den Kunden. Schließlich sind historische Rahmen in öffentlichen Sammlungen immer wieder dem Zeitgeschmack zum Opfer gefallen. So verstehen sich Knöll und Lemke selbst Museen gegenüber als Anwälte ihrer Objekte. Lemke etwa hat lange nicht an die Berliner Gemäldegalerie verkauft, weil er wusste, dass dort alte Rahmen passend gemacht wurden. Erst seit einigen Jahren, so Lemke, nehmen auch Kunsthistoriker Bilderrahmen als Träger historischer Überlieferungen ernst.
Über 4 000 Rahmen aus dem späten 15. bis frühen 19. Jahrhundert bilden den gemeinsamen Bestand. Vergoldetes, Geschnitztes, Poliertes, Bemaltes – ein Museum historischer Handwerkskunst. Zeigen können Knöll und Lemke stets nur einen Ausschnitt ihrer Schätze in exquisiten thematischen Ausstellungen. Momentan präsentiert man sehr feine, alte Spiegel. Auch das Rahmen besonderer Art. Man schaut hinein – und erblickt viel mehr als sich selbst.
Galerie Antike Rahmen, Fasanenstraße 68, Ausstellung noch bis 31. März, Montag bis Freitag 10-18, Sonnabend 10-13 Uhr.
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