
© Netflix
Pedro Pascal, Joaquin Phoenix und George Clooney: Eine Kinowoche voller Testosteron
Aber nicht täuschen lassen: Die wirklichen Kino-Helden dieser Woche sind Frauen aus Teheran, dem Westjordanland und Oz.
Stand:
Wer denkt, dass „Hot Daddy“ Pedro Pascal der offizielle „Sexiest Man Alive“ 2025 wäre, hat sich getäuscht. Das „People Magazine“ hat „Prinz Fiyero“ Jonathan Bailey gekrönt. Außer Konkurrenz läuft eh George Clooney, der hier als einziger Star zweimal abräumen konnte. Eine gute Film-Woche für Freunde grauer Schläfen – und starker Frauenfilme, deren Protagonistinnen wahre Role Models sind.
1 Eddington

© Leonine Verleih
Eddington, New Mexico, Einwohnerzahl 2345, ist Amerika im Kleinen Ende Mai 2020, während Corona. Sheriff Joe Cross (Joaquin Phoenix) in seinem Kampf gegen Bürgermeister Ted (Pedro Pascal) steht stellvertretend für den „einfachen, ehrlichen Amerikaner“, der sich von „denen da oben“ nicht länger gängeln lassen will.
Ted ist der Ex von Joes Frau Louise (Emma Stone), die den Lockdown depressiv im Haus mit ihrer verschwörungsaffinen Mutter Dawn (Deirdre O’Connell) verbringt. Das Verschwörungsvokabular, das mit der Pandemie aus rechten Onlineforen in den gesellschaftlichen Diskurs einsickerte, flottiert frei in „Eddington“.
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Als modernen Western mit Handys hat Aster seinen Film beschrieben. Doch Western benötigen Helden. Sein Porträt von Amerika lässt an keiner der sich unversöhnlich einander gegenüberstehenden Seiten etwas Gutes, in Eddington sind alle an den Verhältnissen irre geworden.
Bald hat Horror-Spezialist Ari Aster so viel Material angehäuft – Talking Points, Verschwörungen, Slogans, Social-Media-Posts –, dass er sich nur noch in die Gewalteskalation retten kann. Zum Showdown tritt sogar die schwer bewaffnete Antifa auf.
In „Eddington“ kriecht der Horror aus den mobilen Endgeräten in die Wohnzimmer und die umkämpften Straßen. (Andreas Busche)
2 Wicked: Teil 2

© Giles Keyte/Universal Pictures
Vergangenes Jahr um diese Zeit war „Wicked“ allgegenwärtig: Cynthia Erivo und Ariana Grande hatten eine Pressetour sondergleichen abgeliefert, um den ersten Teil der bombastischen Musical-Verfilmung zu bewerben. Der Film konnte dem Hype standhalten und wurde zum Erfolg auf ganzer Linie, Oscars für Kostüme und Szenenbild inklusive.
Ein Jahr später kommt jetzt der zweite Teil in die Kinos. Der sieht erneut toll aus. Erivo als die „böse“ Hexe Elphaba und Grande als ihr „guter“ Gegenpart Glinda singen wieder fantastisch, aber so richtig will sich die Magie nicht nochmal einstellen.
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Damit entsprechen die Filme der Dramaturgie des Broadway-Musicals von 2003, dessen zweiter Akt als deutlich schwächer gilt als der erste, geplagt vom teils recht wirren Plot, den es abzuhandeln gilt, und weniger Hits.
Die beiden eigens für den Film kreierten Songs von „Wicked“-Komponist Stephen Schwartz sind leider auch kein neues „Defying Gravity“ – viel zu bestaunen gibt es trotzdem im Finale dieser Hexen-Saga. (Inga Barthels)
3 Jay Kelly
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Was sind das für Zeiten, in denen es einen Streamer wie Netflix braucht, um eine Huldigung der Filmbranche wie „Jay Kelly“ auf die Leinwand zu bringen, bevor sie sich auf Heimkinobildschirmen versendet?
Genau die, in denen Noah Baumbach die überlebensgroße Aura des Startums aus den Glanzzeiten Hollywoods beschwört, während Schauspieler davor schlottern, durch KI ersetzt zu werden.
Ein reuiger Egomane, in elegantem Retrocharme
Vor dem Hintergrund nimmt sich Baumbachs altmodische Mischung aus Screwball-Comedy, Melodram und Roadmovie fast trotzig aus. Als Bekenntnis eines Autorenfilmers zu einem Kino, das von Menschen und deren Lebensgeschichten lebt und nicht von Special Effects. Nur, dass sein Held ein Promi ist, der einen Promi spielt: George Clooney.
Als Filmstar „Jay Kelly“ erlebt er eine Sinnkrise, die durch den Tod seines Mentors und den Auszug seiner jüngeren Tochter ausgelöst wird. Zusammen mit seinem Agenten Ron Sukenick geht es auf eine kuriose Reise nach Italien, wo Kelly auf einem Festival geehrt werden soll. Ein reuiger Egomane, in elegantem Retrocharme in Szene gesetzt. (Gunda Bartels)
4 Lolita lesen in Teheran

© Weltkino/Eitan Riklis
Jeden Donnerstag findet im Haus von Literaturprofessorin Azar Nafisi eine besondere Vorlesung statt: Mit ihren besten Studentinnen spricht sie über ausgewählte Werke und – bei Tee und Pralinen – auch darüber, was Nabokovs „Lolita“ mit dem eigenen Leben zu tun hat.
Als sie die erste Seite aufschlagen, wissen wir als Zuschauer schon, dass dieser gemütliche Buchclub ein gefährlicher Akt des Widerstands im Iran der 1990er ist. Die Professorin hat da ihre Universität bereits verlassen. Die Bücher, die sie lesen, sind verboten, und eine der Studentinnen wurde ermordet.
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Der Film, der auf den Erinnerungen der echten Azar Nafisi beruht, verzichtet auf schockierende Bilder. Er bleibt ganz nah an den unterschiedlichen Frauen und ihrem Alltag im postrevolutionären Teheran.
Umso mehr erschüttert es, mitanzusehen, wie diese klugen, toughen Persönlichkeiten zunehmend schikaniert werden. Nichts ist mehr erlaubt, der Buchladen mit englischsprachiger Literatur schließt, sie müssen in der Öffentlichkeit einen Hijab tragen.
Das Ganze wirkt eindrücklich zeitlos. Die Demonstrationen überlagern sich im Kopf mit Bildern der nächsten Protestbewegung ab 2022. Und die anfangs subtile Repression erinnert ziemlich fies an den demokratischen Rückschritt weltweit. (Antje Scherer)
5 Im Schatten des Orangenbaums

© x Verleih
Menschlichkeit sei ein Zeichen des Widerstandes, heißt es in dem jordanischen Drama „Im Schatten des Orangenbaums“, das über drei Generationen eine palästinensische Familiengeschichte erzählt.
1988 wird der Sohn von Hanan, gespielt von der Regisseurin Cherien Dabis, bei einer Protestkundgebung von Kugeln getroffen. In Rückblenden erzählt der Film die späten 1940er und die 1970er Jahre, die Vorgeschichte dieses Zwischenfalls, angefangen beim Großvater des Jungen, der nach der Gründung Israels seine Orangenhaine an die Siedler verliert.
Die in den USA lebende Palästinenserin Dabis beschreibt mit viel Sympathie für diesen sehr realen Ort die Umbrüche, die Vertreibung der Bevölkerung, die unter den Repressalien der israelischen Armee zu leiden hat, und den Versuch, eine neue Heimat zu finden.
Aber der Film sucht in der leidenschaftlichen Anklage auch nach einem Weg der Aussöhnung, verkörpert in der Mutter, die einen traumatischen Verlust erleidet. Aufrichtig zwischen den verhärteten Positionen vermitteln zu wollen, zwischen Schmerz, Wut und Hoffnungen, das macht Dabis’ Film zu einem bewegenden Zeugnis. (Andreas Busche)
6 Du & Ich und alle reden mit

© Capelight Pictures/Maria Marin
Dezent hautfarben oder lieber „Tropical“? Welches Kondom wäre angemessen für eine erste Einladung zum Essen in der Wohnung des neuen Schwarms? In Pieros Kopf diskutieren Professor, Romeo, Valium und Eros, die personifizierten Charakterzüge des geschiedenen, etwa 50-jährigen Gymnasiallehrers.
Möbelrestauratorin Lara, Ende 30 und zwei Monate raus aus der Affäre mit einem verheirateten Mann, wird ebenfalls von so einem Quartett gesteuert, das parallel über das Outfit und die richtige Beleuchtung streitet.
Wünsche, Enttäuschungen und Verletzungen
Bald fallen die Teams übereinander her, angetrieben von den Wünschen, Erfahrungen, Enttäuschungen und Verletzungen, die sich im Laufe der Leben angesammelt haben.
Regisseur Paolo Genovese, der 2019 mit „Perfetti Sconosciuti“ die Vorlage für den Erfolgsfilm „Das perfekte Geheimnis“ und circa 80 weitere Remakes schuf, hat eine angenehm erwachsene Rom-Com gedreht, in der es darum geht, mit sich selber und dem anderen ehrlich zu sein.
Schade, dass das vielstimmige Ensemblestück synchronisiert in die Kinos kommt, was viel von der Leichtigkeit und Eleganz der Originalversion raubt. (Ingolf Patz)
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