zum Hauptinhalt
Peter Maffay bei einem Auftritt im Juli in der Leipziger Red-Bull-Arena

© imago/Future Image/IMAGO/Matthias Wehnert

Peter Maffay beim Festival in Wacken: Metal oder Rock, Hauptsache Schlager

Der Auftritt von Bülent Ceylan und Peter Maffay war ein erster Höhepunkt des Metal-Festivals in Wacken. Aber was hat der Schlagerrocker dort eigentlich zu suchen?

Gerrit Bartels
Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Stand:

Es ist ganz schön was los in diesem Popsommer 2024, da bleibt kaum Zeit, um Luft zu holen und den Adrenalinspiegel wieder zu senken. Hier Taylor Swift, dort Adele, die an diesem Freitagabend ihr erstes von zehn Konzerten in München spielt, und dann noch die ganzen Festivals, auch wenn diese mitunter schwer in Not geraten sind.

Von einem lässt sich das allerdings nicht sagen: Das Wacken Open Air steht fest und breitbeinig wie die Musiker auf seinen Bühnen im Festivaljahreskalender. Seit 1990 findet dieses Heavy-Metal-Festival in der Gemeinde Wacken in Schleswig-Holstein statt, immer um das erste August-Wochenende herum.

Hier treffen sich größtenteils Metal-Fans, um Metal zu hören, Heavy Metal, Thrash Metal und andere Metal-Subgenres – um sich selbst und ihre Gemeinde zu feiern. Doch ist das hier mit dem Purismus inzwischen so eine Sache. Als am Mittwoch der Comedian und neuerdings Sänger einer Metalband Bülent Ceylan das Festival auf einer der beiden Hauptbühnen eröffnete, holte er sich zur Überraschung vieler Peter Maffay auf die Bühne und sang mit diesem den Song „Anders gleich“.

Peter Maffay? Klar, der trägt hin und wieder Lederjacken und fährt Motorrad, wie es das Heavy-Metal-Klischee will, er firmiert gern schon auch mal als „Rocker“, wahlweise mit seinen 74 Jahren als „Altrocker“. Trotzdem: Ist Maffay am Ende des Tages nicht doch ein Schlagersänger? Die Meinungen zu seinem Auftritt waren in der Wacken-Gemeinde geteilt. „Peter, Peter, Peter“-Rufe soll es vor Ort gegeben haben. In den sozialen Medien aber gab es Klage und Kritik, da war man nicht so amüsiert und fragte, was das noch mit Metal zu tun habe. Oder auch: „Oh je, oh je ... nächstes Jahr Helene Fischer.“

Von einer Metal-fernen Warte aus könnte man leicht auf den Gedanken kommen, dass die Schnittmengen von Maffay- und Wacken-Fans womöglich doch groß sind und diese sich bezüglich ihrer Mentalität und ihres Lifestyles sehr ähneln. Anders gleich eben.

Bald auch Helene Fischer in Wacken?

Dann ist es jedoch so, dass ein Festival wie Wacken größer als seine einzelnen Teile ist. „Wacken“ ist eine Marke. Man fährt nach Wacken und nicht, um hier speziell Gene Simmons oder Korn oder andere Bands zu sehen. So ist das auch bei anderen Erfolgsfestivals, zum Beispiel beim Primavera in Barcelona oder beim dänischen Roskilde-Festival. Die Namen Primavera und Roskilde sind Chiffres für eine Ballung von großartigem Pop.

Insofern würde selbst ein Auftritt von Helene Fischer, die mit Bülent Ceylan – nur mal so als Drohung – auch schon eine Heavy-Metal-Version von „Atemlos“ gesungen hat, Wacken nichts anhaben können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })