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© dpa

Konzertvorschau: U2: Bis die Kronleuchter schaukeln

U2 kommen ins Berliner Olympiastadion und bis zu 100.000 Fans sind dabei. Die Rockband drehte in Berlin Videos, trank ihr Bier im Kreuzberger Pub und verärgerte Nachbarn.

Es wird ein galaktisches Konzert, so viel dürfte feststehen, wenn die irische Rockband U2 am Sonnabend ins Olympiastadion kommt. „360°“ – so heißt die Tour, und der Name ist Programm: Die Bühne steht mitten im Stadion auf vier riesigen Spinnenbeinen, die Fans feiern drum herum, 100 000 Zuschauer passen ins Stadion – so viele wie nie zuvor bei einem Rockkonzert. Das Konstrukt, das wie ein Raumschiff anmutet, soll mit seinen überdimensionalen Videoleinwänden den Blick von jedem Winkel im Stadion ermöglichen. Beim Tourstart in Barcelona Ende Juni gab’s sogar eine Live-Schaltung zur Raumstation ISS.

Der letzte Auftritt von U2 war weit weniger feierlich, es war der 7. Juli 2005. Die Anfangszeilen („I can’t believe the news today / I can’t close my eyes and make it go away“) des Klassikers „Sunday Bloody Sunday“ bekamen an jenem Tag eine traurige Bedeutung: Es war der Tag der Terroranschläge von London, bei denen 56 Menschen starben und mehr als 700 teilweise schwer verletzt wurden. Zwischenzeitlich kursierte das Gerücht, die Iren würden ihren Auftritt aufgrund der Anschläge absagen. Doch sie kamen und spielten vor 60 000 Zuschauern ein fulminantes Konzert. Mit einem wütenden Bono, der anfangs auf der Bühne einen Schuh verlor und später all seine Wut und Verzweiflung über den Terror in London in das lärmende Stakkato der Trommeln und Gitarren von „Sunday Bloody Sunday“ legte.

Berlin und Gelsenkirchen – dort treten sie am 3. August auf – werden die einzigen deutschen Städte sein auf ihrer Tour durch 14 Staaten, in denen Bono & Co. ihre neuen Lieder präsentieren. Aber mit Berlin verbindet die Band sowieso etwas ganz Besonderes: Mussten die vier Musiker im Sommer 1985 ein Gratiskonzert vor dem Reichstag wegen mangelnder Finanzierung noch absagen, zogen sie schon kurz nach der Wende für einige Wochen in die Stadt und nahmen einen Teil ihrer Songs zum Album „Achtung Baby!“ in den Hansa-Studios in der Köthener Straße auf. Das Studio 2, auch „The Big Hall by the Wall“ genannt, ist auch in einer der drei Versionen zum Video „One“ zu sehen. Es zeigt U2 in Berlin, alle Bandmitglieder tauchen in dem Clip in Frauenkleidern auf. U2 sollen neben den Studios auch den damals im Haus beheimateten Pub „Falstaff“ regelmäßig besucht haben. Nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt ist der Potsdamer Platz, wo Bonos Kumpel Wim Wenders später Teile des „Stay“-Videos drehte.

Doch zuvor rockten die Iren 1993 zunächst einmal das Olympiastadion während ihrer „Zoo TV“-Tour, bei der sie ihre Bühne mit drei Trabbis zwischen den Leinwänden und Scheinwerfern dekorierten. Während die damals 40 000 Fans im Stadion begeistert waren, riefen entnervte Bewohner aus Spandau und Charlottenburg bei der Polizei an, um sich über den „Höllenlärm“ zu beschweren. Fensterscheiben und Kronleuchter sollen unter den bebenden Wänden und Decken gewackelt haben. Die Iren hatten die 90-Dezibel-Grenze überschritten. Der Veranstalter wurde später zu 10 000 Mark Geldbuße verurteilt.

Lang dauerte es, bis die Band wieder live in Berlin auftrat. Auch im Juli 2001 in der Waldbühne mussten die Fans bangen: Wegen Dauerregens stand der Auftritt auf der Kippe. Die Show der Vorband, Die Söhne Mannheims, wurde schlicht abgesagt. Der Komiker Michael Mittermaier – der als Gast in der Waldbühne saß – wurde kurzerhand auf die Bühne geholt, um durch eine spontane Einlage das Publikum bei Laune zu halten. Irgendwann rissen die Wolken auf, und schon als die ersten Töne von „Elevation“ wummerten, saß niemand mehr auf seinem Platz. Die Chancen stehen gut, dass es am Sonnabend im Olympiastadion wieder so sein wird.

Das U2-Konzert ist noch nicht ausverkauft. Tickets gibt es im Internet unter www.berlin-ticket.de oder über die Telefonnummer 01805570070. Die Karten kosten 41 bis 179 Euro. Als Vorband spielen Snow Patrol. Einlass ist ab 19 Uhr.

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