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Norbert Biskys Bild „Sacudón“, 2017.

© Bernd Borchardt

Kunsttipps für die nächsten 14 Tage: Porträts am Tresen, Kunstschätze in Tempelhof und grüne Museen

Von Bildern aus der DDR bis zur Performance im Tieranatomischen Theater - das sind unsere Kunst-Empfehlungen für die nächsten 14 Tage.

Die friedliche Revolution jährt sich zum 30. Mal. Das macht sich auch in der Kunst bemerkbar: Ausstellungen zeigen, wie der Alltag in der DDR aussah, fangen das Lebensgefühl von 1989 ein oder das deutsch-deutsche Verhältnis von heute. Wir haben einige tolle Ausstellungen herausgesucht – nicht nur zum Mauerfall.

Hier sind unsere Tipps von 7.11. bis 20.11.2019. Dazu Personalien, Jobs und mehr. Weitere News und Empfehlungen gibt es alle 14 Tage donnerstags im Newsletter BERLINER—KUNST: [Jetzt anmelden unter: www.tagesspiegel.de/berliner-kunst]

Ausstellungen, Performance und ein neuer Salon

Helga Paris, ein einzigartiger Blick auf die DDR: Die Fotografin, die seit 53 Jahren in Prenzlauer Berg wohnt, sprach vor der Wende Menschen auf der Straße an, setzte sich mit der Kamera in die Kneipe, fotografierte die Punk-Freunde ihrer Kinder.

Jetzt sind ihre Porträts in der Akademie der Künste zu sehen. „Ich habe nur fotografiert, was ich gesehen habe. Wenn ich subversiv hätte sein wollen, hätte ich viel schlimmere Bilder machen können“, erzählt sie im Tagesspiegel-Interview.

Freier Eintritt am 8. und 9.11., bis 12.1.20, Akademie der Künste, Pariser Platz 4, Mitte

Die lange unentdeckten Wandbilder im alten Kohlenkeller der Akademie der Künste: Im Moment finden immer mittwochs um 18 Uhr Führungen durch den Bilderkeller statt. 6/4 Euro. Anmeldung unter kunstwelten@adk.de oder Tel. 030 200 57-1000.

Berlin Science Week lockt mit tollen Orten - und einer Tanzperformance: Das 1790 erbaute Tieranatomische Theater lädt zum Besuch ein - den ist es allein wegen des alten Hörsaals unbedingt wert. Zur Berlin Science Week ist eine Performance des Duos Wilhelm Groener zu sehen. Tänzerisch anatomische Erkundungen zwischen Petrischale und Seziertisch.

Fr, Sa 8. und 9.11., jeweils 19-20 Uhr. Tieranatomisches Theater der Humboldt-Universität zu Berlin, Campus Nord, Philippstr. 13, Mitte, Haus 3. Tickets an der Abendkasse, 12/8 Euro, Einlass ab 18 Uhr.

Norbert Bisky zeigt gleich zwei Ausstellungen zum Mauerfall-Jubiläum: „Ohne den Mauerfall wäre ich nicht Künstler geworden“, sagt Maler Norbert Bisky. Die Mauer fiel, kurz nachdem Bisky in Ost-Berlin Abitur gemacht hatte.

Ein irrer Moment, der ihm neue Möglichkeiten brachte, etwa die, einfach Künstler zu werden. Aber auch: Verwirrung, Aufbruch, Widerstand, Party, Exzess. Zum Mauerfalljubiläum hat Bisky, der mit seinen knallbunten Bildern von Männern und strammen Typen in allen möglichen existentiellen Situationen inzwischen international bekannt ist, gleich zwei Ausstellungen.

Während es in Potsdam in der Villa Schöningen um das Lebensgefühl 1989 geht, darf man in der Ausstellung in der Matthäikirche am Kulturforum den Kopf in den Nacken legen: In einer Deckenarbeit fragt Bisky, welchen Göttern wir heute huldigen.

Ab Fr 9.11. Villa Schöningen, Berliner Straße 86, Potsdam. Ab Sa 10.11., St. Matthäus-Kirche, Matthäikirchplatz, Tiergarten.

Kunst in der Villa Erxleben: Die Villa in Dahlem ist Frankensteins Schloss nicht ganz unähnlich. Die Kuratoren und Galeristen Constanze Kleiner und Stephan von Wiese haben es im Rahmen der Ausstellung Bonum et Malum mit Kunst gefüllt.

Und unterm Dach haben sie, jetzt neu, einen Salon eingerichtet, in dem regelmäßig Talks und Veranstaltungen stattfinden. Im Moment ist der Raum mit den wunderschönen, aus Trash fabrizierten Lüstern vom südafrikanischen Magpie Art Collective ausgestattet. Einer von Magpies‘ Kronleuchtern schaffte es sogar ins Wohnzimmer der Obamas im Weißen Haus.

Das nächste Event - zu Gast ist ein Künstler des Kollektivs - ist am Fr 15.11., ab 18 Uhr, mit Artist Talk um 19 Uhr. Gallery Villa Erxleben, Douglasstraße 28, Grunewald.

Verborgene Schätze im Tempelhofer Kunstdepot: Der Bezirk Tempelhof hat ein eigenes Museum. So wie die meisten Bezirke. In der Ausstellung Verborgene Schätze – Einblicke in das Tempelhofer Kunstdepot zeigt man Werke der exzentrischen Tempelhofer Malerin und Schriftstellerin Hermione von Preuschen.

Die reisehungrige Künstlerin, der man wegen eines Bildes mit Skelett schon mal Majestätsbeleidigung vorwarf, bewohnte ab 1908 eine tempelartige Villa in Lichtenrade. Viele ihrer Bilder sind verschollen. Ein weiterer Schatz: die Bilder der Grafikerin und Buchillustratorin Ottilie Ehlers-Kollwitz, der Schwiegertochter von Käthe Kollwitz.

Bis 1.3.20., Tempelhof Museum, Alt Mariendorf 43. Mo-Do 10-18 Uhr, Fr 10-14 Uhr, So 11-15 Uhr. Achtung: samstags ist geschlossen.

Wer kommt, wer geht? Personalwechsel im Kunstbereich

Kathrin Becker wird neue Direktorin des KINDL: Vor kurzem berichteten wir, dass Kurator Andreas Fiedler das KINDL Zentrum für zeitgenössische Kunst in Neukölln verlässt. Nun steht die Nachfolgerin fest: Kathrin Becker, die Geschäftsführerin beim Neuen Berliner Kunstverein in Mitte, wird ab 1. Februar neue Direktorin im KINDL.

Fiedler hat die ehemalige Brauerei in den vergangenen acht Jahren zu einer sehr guten Kunstadresse aufgebaut und wahrscheinlich so manche Charlottenburgerin und manchen Mitte-Bewohner nach Neukölln gelockt. Becker will nun, so heißt es, das Haus stärker in seiner Neuköllner Umgebung verankern. Mal sehen, wie sie das anstellen wird.

Zwei weitere Personalwechsel in der Führungsriege stehen an: Martin Rennert wird am 22.11. nach 15 Jahren als Präsident an der Universität der Künste Berlin verabschiedet. Der Akademische Senat wählt Mitte Dezember die neue Präsidentin oder den neuen Präsidenten.

Direktor Andreas Nachama verlässt die Stiftung Topographie des Terrors. Ende Dezember geht er in den Ruhestand.

Neue Chancen: offene Stellen in der Kunst

Sprüth Magers sucht Assistenz für Geschäftsführung und Künstlerbetreuung: Bei der illustren Künstlerriege der Galerie könnte das viel Spaß machen. Vollständige Bewerbungsunterlagen gehen an Britta Stephan, applications@spruethmagers.com.

Das Museum für bildende Künste in Leipzig sucht ein*e Direktor*in ab 1. April 2020: Der/die Kandidat*in sollte das Haus auf Kurs halten, profilieren und mit Bürgermeister, Lokalpolitik und Stadtgesellschaft gut können. Am 15.12. endet die Ausschreibung. Alles Weitere hier.

Kreativität braucht Platz: Ateliers für Studenten

Wohnatelier Gelfertstraße hat Plätze ausgeschrieben: Wer studiert und kreativ arbeitet, kann sich beim studierendenWERK BERLIN für das Wohnatelier Gelfertstraße bewerben. Das Haus ist auf die Bedürfnisse von künstlerisch tätigen Studierenden ausgerichtet.

Jedem Nutzenden steht zum Beispiel ein Platz in einem großen Gemeinschaftsatelier zur Verfügung. So soll man sich gegenseitig inspirieren, Kontakte knüpfen und in andere Felder hinein schnuppern.

Gewohnt wird zum Teil in Maisonettwohnungen mit großen Atelierfenstern. 18 Plätze gibt es. Zum Anmeldeformular geht es hier. Besichtigung am 13.11., 16-19 Uhr. Gelfertstr. 45. Die nächste U-Bahn-Station ist „Freie Universität“.

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Nachgefragt: die großen Themen im Überblick

Der CO2-Ausstoß der Kunstbranche: Künstler waren bisher eigentlich immer die Guten. Damit sie es bleiben, müssen sie handeln. Und zum Beispiel überlegen, wie man global aktiv sein kann, ohne ständig zu fliegen. Wie sich in der Kunst und bei der Museumsarbeit CO2 einsparen lässt, diskutieren Experten am 7. und 8.11. bei der Tagung Bewahren, Ausstellen: nachhaltig! Soll man mehr aus der heimischen Sammlung ausstellen, statt Bilder aus anderen Kontinenten einzufliegen? Braucht jedes Museum eine Vollklimaanlage zur Konservierung der teuren Kunst? Oder können Kunstwerke sich auch in niedrigenergetischen Bauten wohlfühlen? Das sind Fragen, die in Kassel verhandelt werden.

Darf das neue Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum kosten, was es will? Statt 200 Millionen Euro satte 450 Millionen Euro? Und das schon, bevor überhaupt in die Erde gebuddelt wurde? Am 14. November steht die Verabschiedung des Bundeshauhalts an. Dann wird man sehen, ob der Bundestag die veranschlagten 450 Millionen für den Bau vom Baseler Architektenbüro Herzog & de Meuron freigibt. Am Geld wird's bei einem öffentliches Vorhaben und zudem einem Prestigeprojekt von Kulturstaatsministerin Monika Grütters nicht scheitern, schreibt Bernhard Schulz im Tagesspiegel. Und was der MoMa-Chef dazu sagt, steht hier.

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