
© rbb/Salzgeber
RBB Queer-Reihe: Männerpaar in der Krise
Mit dem Langfilmdebüt „Knochen und Namen“ von Fabian Stumm eröffnet der RBB seine diesjährige Reihe „RBB Queer“.
Stand:
Man kennt das Gefühl vielleicht. Man kommt als lang eingeübtes Pärchen aus einem Kinofilm, schlendert nebeneinander, hinterher haben beide zwei völlig verschiedene Filme gesehen. Das war früher doch anders. Liegt da etwas im Argen? Hat man sich überhaupt noch etwas zu sagen? Was für Filme laufen da ab?
Boris (Fabian Stumm) und Jonathan (Knut Berger) sind seit acht Jahren ein Paar und gehen hin und wieder gemeinsam ins Kino. Immerhin, sie reden, sie streiten, sind eifersüchtig und haben gelegentlich sogar noch heftigen Sex miteinander.
Als Schriftsteller Jonathan sich aber mehr und mehr in der Arbeit an einem neuen Roman verliert, in dem es ausgerechnet um Tod, Ausbruch und Neuanfang geht, und Schauspieler Boris bei Filmproben seinem jüngeren Kollegen Tim näherkommt, finden sie sich an einem Wendepunkt in ihrer Beziehung wieder. Sie beginnen peu à peu, ihre Liebe zu hinterfragen.
Hauptdarsteller Fabian Stumm („Sad Jokes“) porträtiert in seinem Langfilmdebüt „Knochen und Namen“ (Sonntag, RBB, 22 Uhr), der ohne Filmförderung entstanden ist, eine Gruppe von Menschen, die nach ihrem Platz im Leben und ihren Positionen zueinander suchen, und eröffnet damit die diesjährige Reihe „RBB Queer“.
Ob am Filmset, im Café oder am heimischen Sofa – Stumm sieht und hört bei den vielen Gesprächen genau hin und lässt die Kamera lange auf den Gesichtern.
Eine tiefgründige Befragung von Beziehungen und zwischenmenschlicher Nähe, der – bei aller Schwere des Themas wie Trauerarbeit und Todesgedanken sowie zähen Film-im-Film-Momenten – viel klassische Musik, leiser Humor und eine stille Kamera eine schwebende Leichtigkeit verleihen.
Aufgewertet wird dieser Debütfilm noch durch prominente Schauspieler wie Marie-Lou Sellem, Anneke Kim Sarnau, Godehard Giese und Ernst Stötzner.
Eine fast kammerspielartige, sensible und eben auch humorvolle Reflexion über Beziehungen und Dissonanzen, die uns verbinden und voneinander entfernen. Über feine Risse in Partnerschaften, wie auch der zwischen Jonathans alleinerziehender Schwester Natascha und ihrer kleinen Tochter Josie, die sich mit Telefonstreichen und kleinen Diebstählen herumschlägt.
Auf jeden Fall eine gute Wahl zur Eröffnung der RBB-Reihe, mit eigenem Tempo, ein Film, in den man sich hineinsehen muss. Er wurde auf der Berlinale 2023 mit dem Heiner-Carow-Preis der Perspektive Deutsches Kino ausgezeichnet.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: