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Der ukrainische Präsident

© Bartels

Selenskyjs Videobotschaft auf der Frankfurter Buchmesse: „Russland exportiert keine Kultur, sondern den Tod“

Den Iran und Russland im Visier - und den Mangel an Wissen: Die Rede des ukrainischen Präsidenten auf der Frankfurter Buchmesse.

Der Saal Harmonie ist einer der größten im Kongresszentrum der Frankfurter Buchmesse, hier findet immer die Eröffnung am Dienstagnachmittag statt. Also war es klar, dass auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hier sprechen oder besser: seine Videobotschaft verkünden würde, nachdem die Frankfurter Buchmesse und der Europäische Verlegerverband ihn dazu eingeladen hatten. Die Atmosphäre an diesem Donnerstagmittag erinnert an Popkonzerte, an das Warten auf den eigentlichen Star nach den Vorbands.

Die Vorbands heißen hier unter anderem Jürgen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, und Peter Kraus von Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Sie verkünden, die ukrainische Verlagsszene mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen, erwähnen eine Aktion, bei der 300.000 Bücher an geflüchtete ukrainische Kinder verteilt werden und rufen zu einer Spendenaktion per Paypal auf. Der QR-Code ist mitsamt der ukrainischen Flagge auf einer Leinwand hinter ihnen abgebildet.

Statt Kultur exportiert Russland den Tod

Wolodymyr Selenskyi

Dann spricht endlich Wolodymyr Selenskyj seine Sätze, die er einen Tag zuvor schon aufgenommen hat. Er hat zwei Botschaften: Die eine setzt sich aktuell nicht nur mit der Agression und den Untaten Russlands auseinander, sondern speziell mit dem Iran, der Russland mit Waffen unterstützt. Er erwähnt die Angriffe Russlands mit Drohnen aus dem Iran.

„Sie haben gemerkt“, so Selenskyj an das Buchmessenpublikum, „dass zwei Länder nicht auf dieser Messe vertreten sind, der Iran und Russland“. Dann zählt er auf, was alles ins seinem Land zerstört wird und schließt ab mit den Worten: „Statt Kultur exportiert der Iran den Tod, statt Kultur exportiert Russland den Tod“.

Die andere Botschaft ist gezielter an die Verlagsszene gerichtet, übergehend von den nicht wenigen Menschen, die „Russlandversteher“ sind und den Putin-Terror ignorieren. Der ukrainische Präsident spricht davon, dass es gerade das Unwissen ist, das Schreckensregimes wie Russland und Iran ermöglicht, das durch den Mangel an Wissen die Menschen besser und schneller manipuliert werden können.

Und er zählt wieder auf, rhetorisch wie üblich mit Wiederholungen arbeitend: Das Unwissen über die Mörder in Russland, das Unwissen über den Terror, das Unwissen über die Korruption, über das Versagen der Justiz.

Und Selenskyj fragt, nachdem er von den Morden Russlands auf deutschem Boden gegen Regimegegener gesprochen hat: „Sind Sie in Deutschland sicher vor Explosionen? Oder vor den tödlichen Drohnen?“ Das sei keine rhetorische Frage, sagt er dazu noch. Schließlich bittet er sein Auditorium inständig, dass es alles tun soll, den Menschen Wissen zu vermitteln, das Wissen über den Terror von einem Land wie Russland, dass es Geschichten über den Sieg der Freiheit verbreite.

„Wissen ist die Antwort auf Angst, die Antwort auf Manipulationen, die Antwort auf die, die nicht an den Sieg der Freiheit glauben. Bücher, Dokumentationen, Artikel, Reportagen - das sind die Antworten.“

Nachdem er noch eine Einladung an die Buchmenschen ausgesprochen hat, die Ukraine zu besuchen, „Schaut euch alle an, was unser Volk durchmachen muss und was wir erreichen können“, schließt Selenskyj nach sechs Minuten mit den Worten: „Lang lebe Europa, lange lebe die Freiheit. Ruhm der Ukraine.“ Es ist nichts Außergewöhnliches, was der ukrainische Präsident verkündet. Diese Rede ist, man kennt das von ihm, an ein spezielles Publikum gerichtet, in diesem Fall die Buchbranche. Und diese Rede ist gezielt appellativ, auf dass seine Worte die Frankfurter Buchmesse in ihrem Endlich-wieder-Messe-Trubel auch erreichen mögen.

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