
© WDR/FRANK DICKS
So gut war der „Tatort“ aus Münster: Quoten-Hit zum Abschied der Staatsanwältin
Die neue Auflage des beliebten „Schmunzel“-Tatorts sahen 11,7 Millionen Zuschauer, die zweitbeste Reichweite in diesem Jahr. Wie fanden Sie den Fahrrad-Krimi?
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Was fällt Ihnen als Erstes zu Münster ein? Na klar, das Fahrrad. Bemerkenswert, dass der Münsteraner „Tatort“ (Sonntag, ARD, 20:15 Uhr) ganze 22 Jahre brauchte, um einen Krimi rund ums Zweirad zu entspinnen.
Wobei das Wort „spinnen“ im Falle von Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) wieder mal das richtige Wort ist.
Der Krimi um ein verworrenes Netz aus Familiengeheimnissen und einer spektakulären Theorie zur Geschichte des modernen Fahrrads ist so hanebüchen wie die dazu gedichtete Liebes-Geschichte der Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann), die sich mit dieser Folge nach 22 Jahren von den Spaßvögeln aus Münster verabschiedet. Ihre Begründung dazu folgt später.
Doch der Reihe nach: Hobrecht & Hobrecht, Münsteraner Fahrradmanufaktur in fünfter Generation, verspricht nicht weniger als eine Sensation. Mit dem „First Bike“, der jüngsten Entwicklung des Traditionsunternehmens, soll die Geschichte des Fahrrads neu geschrieben werden.
Ich höre auf, weil ich zu alt für den Scheiß’ bin.
Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) zu ihrem Abschied im „Tatort“
Bei der Präsentation der Kiste sind Boerne und Thiel zugegen. Nur befindet sich in der Kiste, die Kurt Hobrecht Senior (Hannes Hellmann) und Sohn Konstantin (Franz Hartwig) vor geladenen Gästen feierlich öffnen, nicht das geniale Fahrrad, sondern eine Kühltruhe. Und darin ein weiterer Hobrecht: Kurts Bruder Albrecht. Tiefgefroren!
Bei der Frage, wie der Mann in die Truhe kam, trifft Thiel auf weitere Hobrechts, von denen nicht wenige ein Motiv hätten, den ungeliebten Verwandten aus dem Weg zu räumen: neben Bruder Kurt und dem Neffen Konstantin sind da noch die Nichte Klara, die Schwiegertochter Julia, dazu die Haushälterin.
Es geht um große und kleine Familien-Lügen, ums Erbe, um Rache, um die Frage „klassisches Rad oder E-Bike?“ und hinten raus natürlich immer ums Schmunzeln.
Wohl dem, der einen heiteren Grundton findet, um diesen Krimi um eine alteingesessene Münsteraner Fahrrad-Dynastie, verwoben mit einem Fall aus dem Jahr 1882 mit Schwarzweißfilm-Hokuspokus und reichlich platter Auflösung, amüsiert an sich vorbeiziehen zu lassen.
Liebhaber des Fahrrads und der ironischen Spaßvögel Thiel/Boerne/Alberich – und das sollen ja nicht wenige sein – sind auf ihre Kosten gekommen. Münster-Hater werden auch mit diesem Schmunzel-„Tatort“ nicht warm werden und sich weiter wundern über den anhaltenden Publikums-Erfolg von „Pat & Patachon aus dem letzten Jahrtausend“ (O-Ton Boerne über Thiel und Alberich).
Die neue Auflage des „Schmunzel“-Tatorts sahen 11,7 Millionen Zuschauer, die zweitbeste Reichweite in diesem Jahr. Da steht Staatsanwältin Klemm wohl alleine da mit ihrem Satz zum Abschied: „Ich höre auf, weil ich zu alt für den Scheiß‘ bin.“
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