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Erinnerungsarbeit. Die Mutter von Juan-Pedro Fabra Guemberena bastelte für ihren kleinen Sohn während der Haft ein Bilderbuch. In seiner Ausstellung bei Kinderhook & Caracas präsentiert er es zum ersten Mal öffentlich.

© Juan-Pedro Fabra Guemberena

Die Produktionsgalerie Kinderhook & Caracas: Sonst holt dich der Bogey-Man

Die Kreuzberger Produktionsgalerie Kinderhook & Caracas gehörte zu den temporären Partnern der Berlin Art Week. Sie zeigt eine berührende Ausstellung des Uruguayer Künstlers Juan-Pedro Fabra Guemberena.

Zu den Schätzen Berlins gehören die Produktionsgalerien. Ihren Wert hat auch der Berliner Senat erkannt, der seit 2012 Preise an jeweils sieben von ihnen verleiht. Die Berlin Art Week adoptiert sie als temporäre Partner, um das Publikum auf diese Räume aufmerksam zu machen. Diesmal fiel die Wahl unter anderem auf Kinderhook & Caracas in Kreuzberg. Seit drei Jahren laden Christopher Kline und Sol Calero ins Ladenlokal vor ihrer Parterrewohnung ein; der Galeriename erinnert an die Herkunftsorte des Künstlerpaars, New York State und Venezuela. Kline und Calero repräsentieren jenen Zustrom internationaler Künstler in die Stadt, die Kreativität, Austauschbereitschaft, neue Perspektiven mitbringen. Gerade zeigen sie Juan-Pedro Fabra Guemberena, der inzwischen ebenfalls Berliner ist (Kreuzbergstr. 42e, bis 11.10.).

Mit der Ausstellung Noviembre stellt sich der Uruguayer künstlerisch seiner Vergangenheit als Kind einer Tupamaros-Aktivistin, die zu Zeiten der Militärdiktatur inhaftiert war und 1979 mit dem Sohn ins schwedische Exil ging. Zu sehen sind nur wenige Elemente: ein von der Mutter im Gefängnis gebasteltes Bilderbuch, das Video einer Tante, die von Erinnerungen mitgerissen das Lied eines Totengräbers singt, der seine Tochter beerdigt, das Foto des Künstlers als Achtjähriger bei der Ankunft in Schweden im bitterkalten November.

In Berlin stieß Guemberena auf Spuren der Guerillagruppe seiner Mutter, deren Aktionen damals in Apo-Kreisen bewundert wurden. Seine Erinnerungsarbeit wirkt noch immer wie der böse Traum eines Kindes. „Schlaf ein, mein Junge, sonst holt dich der Bogey-Man“, sang die Mutter als Wiegenlied. Bei Kinderhook & Caracas erlebt der heute 43-Jährige sein ungläubiges Erwachen.

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