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Er ist wieder da. Bald zumindest. Karl Ove Knausgård setzt sich in seinem letzten Band intensiv mit Hitler und seiner eigenen Poetologie auseinander.

© dpa

Knausgård und seine Fußballbegeisterung: Spiel, Satz, Kampf

Bald werden wieder unzählige Zigaretten geraucht, denn dann erscheint Knausgårds letzter Band des „Min Kamp“-Zyklus'. Was erwartet einen? Und wie steht Knausgård eigentlich zu Fußball?

Wie die Erinnerung doch immer wieder ihre Streiche spielt! Am unzuverlässigsten ist sie vielleicht in Bezug auf Lektüren, selbst solche, die noch gar nicht lange zurückliegen. Wenn es gilt, sich einzelner Buchszenen zu erinnern, zumal wenn es sich gleich um Tausende von Seiten wie bei Karl Ove Knausgårds sechsbändigem Zyklus „Min Kamp“ handelt. Also: Interessiert sich Knausgård eigentlich für Fußball? Schreibt der norwegische Schriftsteller in „Sterben“ oder „Lieben“ oder zuletzt „Träumen“ auch nur einmal darüber, dass er Fußball spielt oder Fußball im Fernsehen schaut oder er in einem Stadion herumsteht, irgendwo in Norwegen, wo er aufgewachsen ist, in Malmö, wo er lebt, in England, dem Fußballmutterland, wo er sich einmal längere Zeit aufgehalten hat? Hm. Wichtiger war wohl anderes, ganz sicher für den Leser.

Nun ist er neulich aber gesichtet worden im Stadion von Borussia Dortmund, bei dem wegen des Anschlags auf den Mannschaftsbus des BVB abgesagten Champions-League-Spiels gegen Monaco, von einem Reporter der „Welt“. Dieser hat dann auch gleich eine Knausgård-„Beobachtung“ geschrieben, Knausgård beim Rauchen, Starren, Realitätsbegreifen und Nachrichtenschreiben. Nichts wirklich Aufregendes unter der Knausgård-Sonne, aber doch ganz passend. Als habe Knausgård sich gezielt auf den Weg nach Deutschland gemacht, um nicht nur Fußball zu gucken, sondern sich auch schon mal zu zeigen.

Nächstes Jahr erscheint ein Fußballbuch von ihm

Denn Ende Mai geht es wieder los mit der Knausgård-Mania, da erscheint der letzte Band seines Zyklus’, sinnigerweise auf Deutsch mit „Kämpfen“ betitelt. In dem Band, dessen norwegischer Titel auf Deutsch naheliegenderweise nicht übernommen werden konnte, geht es um seine Auseinandersetzung mit Hitler. Außerdem legt er darin seine Poetologie erschöpfend dar. Auch der Trouble mit dem sich nach der Veröffentlichung des ersten Bandes in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlenden Onkels spielt eine große Rolle. Und zwischendrin werden, na klar, die Kinder ins Bett oder in die Kita oder auf den Spielplatz gebracht, unzählige Zigaretten geraucht, Tassen Kaffee getrunken und hohe Lieder auf Peter Handke gesungen.

Knausgård hat vergangenes Jahr in Interviews gesagt, dieser Abschlussband habe „kaum Handlung“ und sei womöglich „enorm befremdlich und langweilig“. Vermutlich vertraut er nicht darauf, sein Publikum ein weiteres Mal fesseln zu können, allein wegen der 1280 Seiten, die „Kämpfen“ zählt. Und dann der ganze Hitler-Kram! Der deutsche Verlag aber ist guten Mutes – und verweist wegen des Dortmund-Besuchs darauf, dass dieser eine „rein private Angelegenheit“ gewesen sei, man habe davon nichts gewusst. Was der Verlag aber weiß: Knausgård ist wirklich ein großer Fußballfan. Nächstes Jahr, vor der WM in Russland, erscheint ein Fußballbuch von ihm.

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