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Szene aus "Death Stranding 2", Copyright: Kojima Productions

© Kojima Productions

Videospiel-Fortsetzung „Death Stranding 2“: Endlich wieder Lieferdienst

Mit jedem Spiel setzt der japanische Entwickler Hideo Kojima neue Maßstäbe für das Erzählen in seinem Medium. Diesmal mit dabei: der deutsche Regisseur Fatih Akin.

Stand:

Steile Anstiege, die den Atem rauben. Geröll, das auf abschüssigem Gelände unter den Füßen wegrutscht. Dazu auf dem Rücken ein enormer Stapel Transportkisten, der sich bei jedem Gleichgewichtsverlust bedenklich zur Seite neigt und bei einem Sturz unweigerlich auseinanderbricht – wodurch die Kisten den Abhang hinunterkullern und, wenn es dumm läuft, anschließend in einem Fluss davontreiben.

Zwischenfälle wie diese machten das Computerspiel „Death Stranding“ von 2019 streckenweise zur Tortur – und gleichzeitig den Reiz des Spiels aus: in Bewegung zu sein, die Strapazen eines langen Botenmarsches auf sich zu nehmen, einen Weg durch höchst unwegsames Gelände zu finden und dabei Abenteuer zu erleben.

Im Regen altert man schneller

Mit „Death Stranding 2: On the Beach“ beweist der japanische Game-Designer Hideo Kojima nun erneut, wie cineastisch und packend er inszenieren kann. Auch diesmal gilt es, als Kurier Sam Porter wertvolle Fracht von A nach B zu transportieren – ein Kreislauf aus Packen, Routenplanung und Ausführung.

Doch unterwegs tun sich Abgründe auf. Das Spiel ist ein Feuerwerk an absonderlichen Figuren, verschlungenen Handlungssträngen und satirischen Seitenhieben auf das postmoderne Leben: ein technoider Alptraum, der mit viel Kino-Prominenz angereichert ist – und zudem deutlich actionreicher daherkommt als der Vorgänger.

Das erste „Death Stranding“ zeigte eine Welt, die aus den Fugen geraten war. Eine mysteriöse Katastrophe hatte die Erde verwüstet und die Pforten zu einer Paralleldimension geöffnet. Aus diesem Reich zwischen Leben und Tod kamen nun immer wieder geisterhafte Wesen auf die Erde, die sogenannten „Beached Things“ (BTs).

Die Geister machten Jagd auf die Lebenden und bekamen sie einen zu fassen, führte das zu gewaltigen Explosionen, sogenannten „Voidouts“.

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Angesichts dieser Bedrohung verbarrikadierten sich die Menschen in Siedlungen und Städten, die staatliche Ordnung brach zusammen. Im ersten Spiel hatte Sam Porter die Aufgabe, die zersplitterten USA wieder zu einen – indem er als Kurier dabei half, eine Art quantenbasiertes Internet aufzubauen.

Seine riskanten Kuriermärsche erledigte Sam meist schwer bepackt zu Fuß. Zentraler Bestandteil seiner Ausrüstung: ein Kanister mit einer Nährlösung und einem Baby, das ihn vor den „Beached Things“ warnen konnte.

Sam hat sein Kurierdasein an den Nagel gehängt

Dimensionssprünge, Geister und Radar-Babys („BBs“) sind nur einige von vielen Merkwürdigkeiten, die Kojimas Universum bereithält. Paranormaler Regen („Timefall“) lässt Menschen innerhalb kürzester Zeit altern und Gegenstände blitzschnell rosten; immer wieder tauchen auch groteske Riesenmonster aus pechschwarzen Teerteichen auf.

Im neuen Spiel hat Sam hat sein Kurierdasein an den Nagel gehängt und lebt abgeschottet an der Grenze zu Mexiko; im Survival-Container kümmert er sich rührend um Kleinkind Lou, das früher eines der „BBs“ war. Dann aber taucht seine Kurierkollegin Fragile aus dem ersten Spiel wieder auf und gibt Sam neue Lieferaufträge für Mexiko und Australien – die er schließlich widerwillig annimmt.

Mindestens genauso beeindruckend wie die Natur der Spielwelt sind die Haupt- und Nebenfiguren, die von bekannten Schauspielern verkörpert und per Motion-Capture-Verfahren digitalisiert wurden. Sam selbst wird von Norman Reedus („The Walking Dead“) gespielt, zum Kreis seiner Verbündeten zählen unter anderem Fragile (Léa Seydoux), Tomorrow (Elle Fanning), Heartman (Nicolas Winding Refn) und Deadman (Guillermo del Toro).

Léa Seydoux mit Fatih Akin als sprechende Puppe

© Kojima Productions

Auch der deutsche Regisseur Fatih Akin hat einen denkwürdigen Auftritt: Er spielt Dollman, eine sprechende Puppe, die Sam auch als Überwachungsdrohne nutzt.

Meditation in der Post-Apokalypse

„Death Stranding 2“ inszeniert diese Reise-Etappen auf grandiose Weise. Sam wandert durch Karstlandschaften, pirscht durch Wälder und besteigt Berggipfel, von denen der Blick über die Wolkendecke schweift. Regen prasselt vom Himmel herab und verwandelt Bäche in reißende Flüsse, Sandstürme verdunkeln die Sicht, immer wieder gibt es auch Erdbeben und Lawinen, die das Fortkommen erschweren.

Das Sequel strotzt nur so vor bizarren Ideen, erzählt seine Geschichte aber in geradezu homöopathischen Dosen. Der größte Unterschied zum Vorgängerspiel liegt im Gameplay: War das Fortkommen in Teil 1 noch extrem mühsam, nimmt Teil 2 den Spielern die Kraxelarbeit ein Stück weit ab.

Sam kann auf einen stetig wachsenden Fuhrpark an Transportfahrzeugen und -robotern zurückgreifen, der die Transportmissionen deutlich erleichtert; sein Waffenarsenal macht ihn gegenüber Geistern, Wegelagerern und den Schergen des Hauptbösewichts deutlich wehrhafter.

Die neuen Möglichkeiten machen das Spiel action- und abwechslungsreicher, gleichzeitig geht eine besondere Qualität des Vorgängers verloren. Wobei man auch in „Death Stranding 2“ unterwegs noch geradezu meditative Momente in der digitalen Natur erleben kann.

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