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Waffenkultur im US-Wahlkampf: Im Western nichts Neues
Unser Autor schaut alte Western und fragt sich: Wer zieht schneller, Donald Trump oder Tim Walz? Wenn es doch nur so einfach wäre.

Stand:
Vor ein paar Wochen war mir plötzlich nach einem Western. Ich hatte einen Artikel über Kevin Costner gelesen und seinen monumentalen Versuch, das Genre wiederzubeleben. Aber ich wollte etwas Klassisches, einen Film mit Patina. Gar nicht so einfach: Auf Netflix zum Beispiel sind Western nicht speziell aufgelistet, haben keine eigene Kategorie, man muss unter „Action“ oder „Drama“ suchen.
„Silverado“ also, aus dem Jahr 1985. Nicht aus der großen Zeit der Pferdeopern, aber auch schon bald 40 Jahre alt. Die Landschaft von New Mexico hat mich schon immer fasziniert, da kommt man hier auf seine Kosten.
Die Handlung: Gut gegen Böse. Wobei die Guten in „Silverado“ traditionell ehemalige Böse sind, Revolverhelden, die keine mehr sein wollen, aber nicht anders können. Sie werden gebraucht. Die Tyrannen, die korrupten Sheriffs, die Großgrundbesitzer und ihre Mörderbande müssen zur Rechenschaft gezogen werden.
Reagan und die Waffenlobby
Aber egal, ob Recht oder Unrecht: Die Story feiert die Waffenkultur der USA. Als dieser Film entstand, war Ronald Reagan Präsident, ein ehemaliger Western-Darsteller und Freund der Gun-Lobby. Reagans lasche Waffengesetze haben fatale Folgen bis heute.
Auch Donald Trump unterstützte als Präsident den Wahnsinn der National Rifle Association und will wieder ins Weiße Haus. Und wenn jetzt Tim Walz als Demokrat und gegnerischer Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten zum Hoffnungsträger wird, muss man sehen: Auch er besitzt Waffen, liebt die Jagd.
Doch wieder alles wie im Western? Der gute Mann mit der Waffe besiegt den bösen Mann mit der Waffe. Der Gute bleibt ruhig und zieht schneller. Gary Cooper in „High Noon“ habe ich immer bewundert – diese existenzialistische Gestalt, diese Leidensfigur. Er kämpft um seine Ehre und um sein Leben, er hasst die Gewalt, auf seinem Gesicht zeichnet sich die Qual ab, die ihm der letzte Showdown bereitet.
Aber „High Noon“, 1952 gedreht, bildet eine Ausnahme, ein Western, der die Action nur widerwillig zeigt. Das Gegenstück ist Quentin Tarantinos „Django Unchained“, eine Gewaltorgie. Das fand ich früher auch mal toll, inzwischen stößt es mich ab. Tarantino ist oder war so etwas wie der Trump Hollywoods.
Jetzt aber wollen wir die Guten siegen sehen. Im November bei der US-Wahl, natürlich. Nur: Werden die miesen Typen, wenn es so kommen soll, ihre Niederlage eingestehen? Wollen sie wirklich einen Bürgerkrieg?
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