
© Pussy Riot
Widerstand als Religion: Pussy Riot-Gründerin Nadya Tolokonnikova zeigt Putins Asche
Nadya Tolokonnikova wollte zum Gallery Weekend persönlich nach Berlin kommen. Nun musste sie absagen. Es ist zu gefährlich.
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Sie wird auf dem Gallery Weekend fehlen: Nadya Tolokonnikova, deren aktueller Wohnort aus Sicherheitsgründen unbekannt ist, steht in Russland auf der Fahndungsliste und wird daher auch nicht an einem geplanten Talk mit Anne Imhof in der Nationalgalerie teilnehmen. In der Soloschau bei Nagel Draxler ist immerhin ihre Kunst zu erleben, darunter ein Nachbau ihrer Zelle in einem Straflager.
Putins Asche zum Verkauf
Tolokonnikova hat ihre Inhaftierung, die mit ihrer Begnadigung im Dezember 2013 endete, als „Dauerperformance“ umgedeutet. Tolokonnikova ist Mitgründerin des feministischen Kollektivs Pussy Riot. Nach einer Protestaktion in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale im Februar 2012 wurden sie und zwei Mitaktivistinnen wegen „Rowdytums aus religiösem Hass“ zu zwei Jahren Arbeitslager wegen „religiösen Hasses“ verurteilt.
Unverdrossen agitierte Tolokonnikova auch nach Putins Invasion auf die Ukraine gegen den Autokraten: In der Performance „Putins Asche“ setzte sie gemeinsam mit zwölf anderen Frauen ein drei mal drei Meter großes Putin-Bildnis in Brand. Die in kleinen Glasfläschchen gesammelte Asche wird in den Galerieräumen auf Stelen ausgestellt.
Außerdem ist eine Reihe von Wandarbeiten zu sehen, die Symbole des Widerstands in Kunstobjekte verwandeln. Die traditionell zur staatlichen Kontrolle eingesetzten Riot Shields werden zu Artefakten des Widerstands umgedeutet, die das Machtgleichgewicht zwischen Autorität und Protest in Frage stellen.
Tolokonnikovas Molotow-Kits sind als „Do-it-yourself“-Protest-Sets konzipiert, die aus Materialien wie graviertem Birkenholz, schwarzer Tinte, Weinflaschen, Styropor, Blech und Stoff hergestellt werden. Die Bausätze zeigen Gravuren von Stacheldraht und russischen Gefängniskirchen.
In ihren silberglänzenden Gemälden hat die Künstlerin ihre eigenen Ikonen geschaffen, indem Tolokonnikova alte slawische Kalligraphie, Kreuze und das stilisierte Gesicht einer Frau mit einer Pussy Riot-Maske vermischte und so eine neue visuelle Sprache des Dissenses schuf.
In ihren Werken verbindet Tolokonnikowa religiöse Ikonografie mit revolutionärer Dringlichkeit und macht den Widerstand sowohl heilig als auch zur persönlichen Angelegenheit.
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