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Kultur: Wie Robert De Niro per Anhalter durch die DDR reiste

Die Wurzeln zu dem CIA-Film „Der gute Hirte“ reichen bis zum ersten Berlin-Besuch des Stars in den Sechziger Jahren zurück

Robert wer? Den jungen Schauspieler kannte hier noch niemand. Auf einen Prominentenbonus, gar Nachsicht der DDR-Grenzer durfte Robert De Niro also nicht hoffen, als er zum ersten Mal nach Berlin reiste – mit einer auf dieser Route für einen Amerikaner damals ungewöhnlichen Methode: Daumen raus und los.

„Ich bin durch Ostdeutschland getrampt – in meinen frühen Zwanzigern. Nach Berlin. Was es da für Restriktionen gab, weiß ich nicht“ – De Niro erzählt das, als wäre es das Normalste der Welt, während die kleine Journalistenrunde im Adlon ungläubig den Mund aufsperrt und kichert. Aber jetzt kommt der Mann aus Hollywood, der gerade noch müde wirkte, sich von Frage zu Frage hangelte, langsam in Fahrt, es war wohl eine beeindruckende Reise, damals vor rund 40 Jahren.

Auch nach Ost-Berlin sei er gefahren, habe dort Erwin Piscator besucht, der die Volksbühne leitete. Bei dessen Frau nämlich, Maria Ley-Piscator, habe er als Kind Schauspielern gelernt. An die Volksbühne erinnert sich De Niro als ein neu aussehendes Gebäude, das habe er dann wiedergefunden, als er beim letzten Berlin-Besuch, so vor acht, neun Jahren, wieder den Ostteil besuchte.

Auch dazwischen, noch zu Mauerzeiten, war er einige Male in der Stadt, fand den Gegensatz der beiden Welten, den Weg durch den Checkpoint Charlie „amazing and fascinating“, und so wird man wohl eine der Wurzeln seines Berlinale-Films „The Good Shepherd“ tatsächlich im Berlin des Kalten Krieges ausmachen dürfen. Auch wenn seine Erinnerungen viele Fragen offen lassen, die im schnellen Rede-Antwort-Spiel der 17-köpfigen Reporterschar nicht mehr zu klären sind. Ist er nur direkt von Westdeutschland nach West-Berlin getrampt oder querfeldein durch die DDR? Und in der Volksbühne im Ostteil arbeitete Piscator doch nur vor dem Krieg, danach aber, aus dem Exil zurückgekehrt, in der neu gebauten Freien Volksbühne im Westen.

Aber trotz solcher Orientierungsprobleme hat der Austausch zwischen Berlin und Hollywood offenbar gut funktioniert. Schon Matt Damon hatte zuvor von Berlin geschwärmt, wo er für „Die Bourne-Verschwörung“ sogar einige Monate lebte, und auch seine Berliner Partnerin Martina Gedeck lobte er in der Pressekonferenz über alle Maßen.

Eine Veranstaltung, die das Grand Hyatt vorübergehend in Ausnahmezustand versetzt hatte: Ein bis zum Platzen gefüllter Saal, Gedränge am Eingang, erregte Wortwechsel, „No violence, please!“ Ganz anders als die Atmosphäre bei den Dreharbeiten zu „The Good Shepherd“, von denen nun wiederum Martina Gedeck, unsere neue Frau in Hollywood, schwärmte. „Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Gelassenheit“ – so erschien ihr die Arbeit in Amerika gegenüber den deutschen Erfahrungen. Film werde dort als hohes Kulturgut gewertet, habe als solches etwa die gleiche Bedeutung wie hier das Theater. Und sehr professionell gehe es bei den Dreharbeiten zu, niemand rede dem anderen in seine Arbeit hinein.

Klar, dass Fragen nach der politischen Dimension seines CIA-Films kamen, De Niro wehrte sie eher ab. Ob es eine Kritik an Machtstrukturen sei? „Nein, ich glaube nicht.“ Er habe die Dinge so ehrlich und genau wie möglich darstellen wollen, über eine Fortsetzung werde schon gesprochen, aber eine Kritik? „Jeder muss das selbst entscheiden.“ Und eine Hauptbotschaft? „Ich weiß nicht, was meinst du, Matt?“

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