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Berlin hat Kultur: Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) im Abgeordnetenhaus.

© dpa/Jörg Carstensen

Zeitenwende in der Kultur: Harte Schnitte, vage Ankündigungen

Jetzt wissen es alle. Berlin spart massiv an seiner Kultur. Und Kai Wegner will sich auf nichts festlegen. Das kann nicht gutgehen.

Rüdiger Schaper
Ein Kommentar von Rüdiger Schaper

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Berlin besitzt eine der reichsten Kulturlandschaften weltweit, doch zu diesem Thema lässt sich der Regierende Bürgermeister kaum je ein. Jetzt hat Kai Wegner im Abgeordnetenhaus einmal etwas über die Kultur gesagt, und es verheißt nichts Gutes. Denn Berlin droht seinen kulturellen Reichtum zu verlieren.

Wegner will, dass die Kultureinrichtungen wirtschaftlicher denken. Dieser Neoliberalismus dreht schon bei der Bahn und bei den Krankenhäusern ins Desaster. Ebenso gut könnte man verlangen, dass Polizei und Justiz neue Formen des Managements einführen und über Sponsoring nachdenken.

Ein schwarzer Tag

Der schwarzrote Senat bricht mit den gewachsenen und bewährten Strukturen. Mehr als zwölf Prozent des Kulturetats werden gestrichen. Ein schwarzer Tag für die Stadt. Proteste wurden weggewischt. Für das kommende Jahr, in dem mit weiteren heftigen Sparmaßnahmen zu rechnen ist, stellt Wegner vage einen Dialog in Aussicht. Gehört das nicht selbstverständlich zu seinem Job? Muss man das betonen?

Das hat nebenbei Kultursenator Joe Chialo immer mal wieder angekündigt. Man sei mit den Einrichtungen im Gespräch. Dann macht er sich gleich wieder aus dem Staub. Wer hört ihm noch zu? Und wo war er in den vergangenen Wochen und Monaten, als die Haushälter sein Budget zerlegten?

Befremdlich verhalten sich die Berliner Politiker gegenüber der Kultur. Das findet auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die Chialo scharf kritisiert. Man versteht es wirklich nicht: Statt stolz zu sein auf die Kultur dieser Stadt, ihr starkes Asset, wie die Ökonomen sagen, wirkt der Regierende genervt und zu müden Statements gedrungen.

Und was heißt wirtschaftlich denken? Wie oft wurde es belegt! Kultur ist ein bedeutender ökonomischer Faktor Berlins. Kultur bringt Geld, schafft Arbeitsplätze. Chialo war seinerzeit Manager bei Universal Music. Was stört ihn an der sogenannten Hochkultur, dass er und sein Chef sie derart abstrafen?

Es ist ein übler Verdacht. Wegner hat ihn mit seinem Spruch von der Kassiererin im Supermarkt, die doch nicht die Oper subventionieren müsse, selbst genährt. Die Berliner CDU spaltet, macht in Ansätzen populistische Politik. Auch die AfD zielt in ihren Programmen auf Kunst und Kultur, die in Berlin den kleinsten aller Haushaltstitel einnimmt. Wegner hat recht, auch wenn er einen anderen Weg einschlägt: Ja, es geht hier um die Zukunft Berlins.

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