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Letzte Vorbereitungen. Ein Mann schiebt auf einer Sackkarre Kartons mit Büchern vor sich her. Im Hintergrund ist ein Bücherregal der Antiquariatsmesse der Leipziger Buchmesse zu sehen.

© dpa/Elisa Schu

Zum Beginn der Leipziger Buchmesse: Können Bücher die Demokratie wirklich sichern?

An diesem Mittwochabend wird im Leipziger Gewandhaus unter dem Motto „Worte bewegen Welten“ die Buchmesse eröffnet.

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Es sind an diesem trüben Mittwochmorgen in Leipzig wieder viele, die Wichtigkeit von Büchern und natürlich auch die der Leipziger Buchmesse betonende Sätze gesagt worden. So sagte Astrid Böhmisch, die Direktorin der Messe, bei der Pressekonferenz im Saal 2 des Congress Centers auf dem Messegelände, dass dieses alljährliche Buchmarkt-Event ein Ort sei, „der über die Kraft der Worte und der Literatur unterschiedliche Hintergründe verbindet und ins Gespräch bringt.“

Ihr Geschäftsführer Martin Buhl-Wagner wiederum sekundierte, dass der große Zuspruch zeige, nämlich mehr als 2000 Aussteller aus 45 Ländern, was für einen „hohen Stellenwert“ die Messe für die Verlage habe, „um die eigene Marktpräsenz zu stärken.“

Und ganz weit aus dem Fenster lehnte sich Peter Kraus vom Cleff, der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. „In einer disruptiven Zeit, in der eine rechtsextreme Partei die zweitstärkste Kraft im Bundestag ist, stellt das Buch eines der wichtigsten Elemente dar, um Demokratie und Vielfalt im Morgen und Übermorgen zu sichern“, sagte Kraus vom Cleff.

Bücher nehmen Fake News mit gesicherten Informationen den Wind aus den Segeln und fördern die Lesefähigkeit bei den Jüngsten.

Peter Kraus vom Cleff, der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. 

Und: „Bücher weiten den Horizont für die Perspektiven anderer und fördern Empathie, sie nehmen Fake News mit gesicherten Informationen den Wind aus den Segeln und fördern die Lesefähigkeit bei den Jüngsten, damit sie sich zukünftig fernab populistischer Parolen ihre eigene Meinung bilden können.“

Siegeszug der Autokraten

Nun haben die Entwicklungen in der Welt leider auch das Gegenteil bewiesen: Bücher haben bislang wenig ausrichten können gegen den globalen Siegeszug der Autokraten, beispielsweise auch nicht Anne Applebaums Studie über die Netzwerke eben dieser Autokraten und ihrer Achsen. Kurz nach dem Applebaum in Frankfurt mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden war, wurde Donald Trump das zweite Mal zum Präsidenten der USA gewählt.

Wenn es uns nicht gelingt, der Künstlichen Intelligenz gesetzliche Zügel anzulegen, bevor sie die politische Debatte verzerrt, könnte dies in Zukunft katastrophale Konsequenzen haben.“

Anne Applebaum, Journalistin, Kolumnistin, Autorin

Kraus vom Cleff richtete denn auch gleich einige Appelle an die Politik, zum Beispiel dass es „rechtliche Leitplanken“ für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz geben müsse, weil „Big Tech ungeahndet die aufwändig produzierten Inhalte unserer Bücher“ klaue und damit ihre KIs füttere. Ganz im Sinn von Applebaum übrigens, die in ihrem Buch warnt: „Wenn es uns nicht gelingt, der Künstlichen Intelligenz gesetzliche Zügel anzulegen, bevor sie die politische Debatte verzerrt, könnte dies in Zukunft katastrophale Konsequenzen haben.“

Die Auswirkungen von KI

Die Buchmesse hat darauf auch schon reagiert und in der Halle 5 ein Forum eingerichtet, „Mensch und KI: Schöne neue Welt“ betitelt, in dem es Vorträge und Podiumsdiskussionen zu den Auswirkungen von KI auf die Kultur und die Gesellschaft, auf Journalismus, Bildung und Verlagswesen geben soll.

Die von Kraus vom Cleff erwähnte disruptive Zeit, in der wir leben, mit ihrem Tempo und ihren Turbulenzen, scheint die Leipziger Buchmesse nicht so recht abgebildet zu bekommen mit ihrem sehr allgemeinen, vagen Motto „Worte bewegen Welten“. Was soll man sich darunter vorstellen?

Bezüglich politischer Debatten scheint es eine gewisse Erschöpfung zu geben, auch in Frankfurt, und so konzentriert man sich in Leipzig auf das Gastland Norwegen, auf „spannende Preisverleihungen“ (vom Europäischen Verständigungspreis heute Abend beim Auftakt an Alhierd Bacharevič über den Preis der Leipziger Buchmesse am Donnerstagnachmittag bis zum neu geschaffenen deutsch-französischen Franz-Hessel-Preis und dem „Seraph“, dem Preis für den besten fantastischen Roman am Freitag) und die vielen Lesungen in der Stadt beim „Leipzig liest“-Festival.

Die Kraft der Literatur und der Bücher, sie ist unerschöpflich, gerade bezüglich ihrer Beschwörung. Aber ihr sind doch auch Grenzen gesetzt.

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