zum Hauptinhalt
Forschungsgruppe Erbsensuppe oder wie wir Omas großem Geheimnis auf die Spur kamen (Knesebeck Verlag)

© Cover: Knesebeck Verlag

Kinderbuch: Zum Glück haben wir einen Flüchtling

Die Neue in der Klasse kommt aus Syrien. Eine Geflüchtete. Die Kinder nehmen sie in ihre Bande auf. So gelingt Integration

Endlich ein Flüchtling. So lange hatten die Drittklässler sich einen gewünscht, nun hatte es geklappt. Ältere Schüler profitierten schon länger davon und gewannen plötzlich Fußballturniere. Lina aber, das Flüchtlingsmädchen aus Syrien, war klein, dünn und sah nicht so aus, als ob es Tore schießen oder verhindern könnte. Bald saß Lina zwischen Evi („laute Stimme, unordentliche Zippelfrisur“) und Nils („ausgleichendes Gemüt“). Frau Schmidt, die Lehrerin, hatte das so angeordnet, und das war keine schlechte Idee. Denn vor allem Evi machte es allen nicht einfach. „Ihre Rippenstöße sind in der ganzen Schule gefürchtet“ – und sogar Nils, der friedfertige Ich-Erzähler, hatte schon welche abbekommen.

In der Klasse gibt es bereits eine Bande mit dem Namen „22 Fragezeichen“– und nur Evi und Nils gehören nicht dazu. Beide waren am Gründungstag der Gang krank, und Evi wollten die anderen sowieso nicht dabeihaben. Nils hatte einfach Pech. Grund genug für Evi, jetzt mit Nils selbst eine Bande zu bilden. Die braucht natürlich eine Aufgabe, wie zum Beispiel Tiere aus dem Zoo holen. Aber so etwas gab es schon. Man könnte auch Gefangene befreien, die unschuldig im Knast sitzen. Aber wie findet man heraus, wer unschuldig ist und wer nicht? Schließlich hat die schlaue Evi die zündende Idee: „Wir machen Integration.“ Und bei Lina kann man ja gleich anfangen.

Bei Oma stapeln sie Dosen von Erbsensuppen

So gehen sie bald zu dritt zu Nils netten Großeltern, nicht zuletzt, weil die Oma so lecker kochen kann. Milchreis etwa oder Spaghetti mit Tomatensoße. Aber Opa mit seiner gemütlichen Art ist auch klasse. Kein Wunder, dass Lina schnell Deutsch lernt und en passant erzählt, dass sie zu Hause in Syrien Chefin einer Detektivbande war. Ob sie seltsame Dinge aufklären kann, muss sich jetzt rausstellen. Denn bei den Großeltern geschehen merkwürdige Dinge. Immer mehr Dosen mit Erbsensuppe stapeln sich in der Wohnung, auch werden Koffer mit langen Unterhosen, Kleidern und Decken gepackt. Wozu bloß?

Lina wird zum Bandenmitglied erkoren

Wie das mit dem Krieg zusammenhängt, den die Großeltern erlebten und durch den sie selbst Flüchtlinge wurden, kommt Stück für Stück heraus. Lina, inzwischen zum Bandenmitglied erkoren, versteht das alles viel besser als Nils und Evi. Keine schlechte Idee, Vergangenheit und Gegenwart auf diese Weise zu verknüpfen. In einem Plot, in dem sich so viel um Krieg dreht, sollte sensibel auf Wortwahl geachtet werden. Da patzt die Autorin leider. „Die Bombe platzte in der großen Pause“, schreibt sie an einer Stelle, als Lina eine überraschende Neuigkeit verrät.

Manches in der Geschichte wirkt ein bisschen arg konstruiert. Langweilig aber ist sie nicht, und Kinder können sich mit den Mitgliedern der „Forschungsgruppe Erbsensuppe“ sicher sehr gut identifizieren. In der Klasse eine Bande zu bilden, ist ja nicht aus der Mode gekommen. Und wenn diese noch Gutes tut, umso besser.

Rieke Patwardhan: Forschungsgruppe Erbsensuppe Oder wie wir Omas großem Geheimnis auf die Spur kamen. Illustrationen Regina Kehn. Knesebeck Verlag, München 2019. 144 Seiten. 13 €. Ab acht Jahren.

Mehr Kinderbuch-Rezensionen auf unserer Themenseite

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false