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Frauke Petry

© Matthias Hiekel/dpa

Update

Debatte mit Frauke Petry: MDR-Sendung platzt nach rassistischem Tweet

Eine auf fragwürdige Art vom MDR angekündigte Radio-Diskussion löst einen Shitstorm aus. Der Sender sagt sie daraufhin ab.

Von Matthias Meisner

"Darf man heute noch "Neger" sagen? Warum ist politische Korrektheit zur Kampfzone geworden?" - so kündigte der MDR Sachsen seine für diesen Dienstagabend geplante Radiosendung "Dienstags direkt" an. Unter dem Motto "Politisch korrekt? Das wird man wohl noch sagen dürfen!" sollte unter anderem mit der früheren AfD-Chefin Frauke Petry, dem Moderator Peter Hahne, der sächsischen Linke-Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz und dem Leipziger Politikwissenschaftler Robert Feustel diskutiert werden.

Wenige Stunden vor Beginn strich der MDR die Sendung aus dem Programm, wie der Direktor des Landesfunkhauses Sachsen, Sandro Viroli, dem Tagesspiegel sagte. Köditz und Feustel hatten kurz zuvor ihre Teilnahme an der Diskussion nach dem Shitstorm wegen der Ankündigung im Netz gemeinsam abgesagt.

Viroli erklärte, die Sendung wäre nach den Absagen "nicht mehr ausgewogen". Petry, nach ihrem Austritt aus der AfD fraktionslose Abgeordnete im Bundestag und im sächsischen Landtag, erklärte: "Wenn ein Diskussionsangebot bei entsprechenden Kreisen organisierte Empörung produziert, ist die Diskussion überfällig." Sie fügte hinzu: "Schade, dass der MDR es nicht durchgezogen hat."

"Das ist für mich Kolonialismus"

Köditz sagte dem Tagesspiegel: "Weiße unterhalten sich, wie man schwarze Menschen betiteln darf. Das ist für mich Kolonialismus." Feustel erklärte mit Blick auf Ankündigung und Konzept der Sendung, es gebe "keine Basis mehr für ein Gespräch".

Gemeinsam erklärten Köditz und Feustel: "Angefragt waren wir zum Thema ,politische Korrektheit'. Unseres Erachtens ist das ein Kampfbegriff der Rechten, und unser Ziel war, ihn nicht unwidersprochen zu lassen. Das Thema wurde bei einer kurzfristigen Sendungsankündigung mittlerweile in eine Richtung (weiter-)gedreht, die vollends indiskutabel ist."

Auf das Konzept der Sendung, den Tenor der Ankündigung und weitere Gäste hätten sie keinen Einfluss, sagten Köditz und Feustel weiter. "Jene kritischen Stimmen liegen richtig, die grundsätzlich fragen, warum keine Menschen eingeladen wurden, die selbst von Rassismus betroffen sind."

Zunächst verteidigte der MDR die Sendung gegen Kritik

Im Netz hatte der MDR die geplante Sendung zunächst gegen lebhafte Kritik von Hörern als Diskussionsangebot verteidigt. Später erklärte der Sender auf Twitter: "Wir entschuldigen uns für die rhetorisch gemeinte Einstiegsfrage unseres Tweets. Wir haben mit der Überspitzung die Gefühle vieler verletzt."

Am Dienstagabbend erläuterte die MDR-Redaktion im Programm des Sachsenradios die Absage der Sendung und nannte diese eine "drastische Reaktion". Die Nutzung des Begriffs "Neger" sei "fatal" in der Ankündigung der Sendung gewesen. "Heute war eine Formulierung zu stark zugespitzt und in dieser Zuspitzung unzumutbar", hieß es dazu weiter.

Diskussion soll nachgeholt werden

Bernhard Holfeld, der das Hörfunkprogramm bei MDR Sachsen verantwortet, erklärte: "Wir hatten erst gehofft, dass die Runde komplett bleibt." Eine "heftige Diskussion" zum Thema "politische Korrektheit" sei das Ansinnen gewesen. Nach der Absage von Köditz und Feustel sei indes eine einseitige Diskussion zu befürchten gewesen. "Das ist nicht unser Anspruch, journalistisch unausgewogen zu sein."

Es sei allerdings geplant, die Sendung zu einem späteren Zeitpunkt wieder anzusetzen, "vielleicht mit dem ähnlichen Teilnehmerkreis, vielleicht mit einem erweiterten Teilnehmerkreis", sagte Holfeld weiter. Ein Moderator erklärte, das Thema bleibe wichtig und interessant. "Heute bleibt mehr Platz für einfach gute Musik beim Sachsenradio."

Im Januar war vom Twitter-Account des Dresdner AfD-Bundestagsabgeordneten Jens Maier aus Noah Becker, der Sohn von Boris Becker rassistisch beleidigt worden. Das Berliner Landgericht erließ wegen der "Halbneger"-Äußerung eine einstweilige Verfügung gegen den rechtsradikalen Politiker.

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