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Bodo Ramelow – die pure Freude über einen Erfolg im blauen Meer.

© IMAGO/Funke Foto Services/SaschaxFromm

Der Osten der Republik ist nicht nur rechts : Noch eine Chance für die Einheit

Die Parteien der Mitte müssen zusammenhalten, könnten voneinander lernen, wie die AfD auf Abstand zu bringen ist. Es würde sich lohnen.

Stephan-Andreas Casdorff
Eine Kolumne von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Die Wahlergebnisse im Osten der Republik – ein Alarmsignal, das ganz sicher. Aber vielleicht mehr noch ein Weckruf. Denn bei genauem Hinsehen zeigt sich: Da geht noch was. Der Osten ist doch nicht nur rechts.

Ja, in Thüringen hat die AfD mehr als 38 Prozent der Zweitstimmen, in Sachsen über 37 Prozent, in Brandenburg über 32, in Mecklenburg-Vorpommern 35, in Sachsen-Anhalt mehr als 37 Prozent. Das ist viel, das klingt hoch, ist es auch – aber noch viel mehr geben der AfD in den Ländern ihre Stimmen nicht, etwa zwei Drittel.

Richtig, das kann nicht beruhigen. Aber anspornen sehr wohl. Die zwei Drittel müssen ermutigt werden. Das gilt für den Kampf um jeden Sitz in künftigen Parlamenten, 2026 zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern. Dafür muss die demokratische Mitte zusammenhalten und müssen die Parteien womöglich auch voneinander lernen (wollen).

Klare Botschaften und Meinungsstreit inklusive

Berührungsängste sind fehl am Platz. Da gibt es doch zum Beispiel dieses gallische Dorf, Berlin, in dem die Linke vormacht, wie es gehen kann. Vier Direktmandate, zwei im Ostteil. Warum? Sagen wir so: Wer weiß, wo er herkommt, weiß auch, wo er (und sie) hinwill. Das bedeutet klare Botschaften und Meinungsstreit inklusive. Wie der frühere Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow, eine der linken „Silberlocken“, der seinen AfD-Konkurrenten mit rund zehn Prozentpunkten Unterschied schlug.

Wichtig ist, der AfD immer wieder die Grenzen aufzuzeigen. Ihr darf nicht gestattet werden, so zu tun, als sei sie schon im Mitte-Milieu angekommen. Das ist sie nicht. Ihr das durchgehen zu lassen, würde sie größer machen, als sie ist. Nein, die AfD steht rechts außen, weit draußen, ist in Teilen gesichert rechtsextrem. Nein, jeder ihrer Ausschläge in diese Richtung muss benannt oder, wo möglich, auch angezeigt werden.

Bloß keine Spaltung

Übrigens in West wie in Ost, um nicht den Eindruck einer politisch-kulturellen Spaltung zu fördern. Wahr ist doch, dass die AfD im Westen der Republik ebenfalls zulegt, sogar bis nach Bayern. Hochmut oder Gleichmut im Blick auf den Osten wäre deshalb kein guter Berater, verbietet sich auch. Denn die Mehrheit auch der ostdeutschen Bevölkerung lehnt die AfD nach wie vor ab. Hallo wach – wenn das keine Chance für die Einheit ist!

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