zum Hauptinhalt

Meinung: Familie ist Arbeit

Über die Rolle der Frau muss geredet werden – schon gar in der CDU mit ihrer Kanzlerin

Stand:

Ob die führenden CDUPolitikerInnen wirklich wissen, auf was sie sich gerade in der Familienpolitik eingelassen haben? Angela Merkel, Ursula von der Leyen, Maria Böhmer et aliae gegen den Rest der Männerwelt – du lieber Himmel, und das in einer christdemokratischen Partei. Im Grunde rührt nur schon eine Debatte über vermeintlich Selbstverständliches an ihr Selbstverständnis wie nichts anderes.

Da kommt so viel zusammen, dass man(n) sich aufregen kann. Und es ja auch schon tut. Der Krach, notdürftig bemäntelt, zwischen der Kanzlerin und ihrem Fraktionsvorarbeiter Volker Kauder über die Krippenplatzoffensive von „Mutter Ursula“ (Fraktionssprech) ist ein Beleg dafür; die abschätzigen Bemerkungen in der Unionsfraktion über eine bloß schwarz getünchte Rückkehr zum Leben in der DDR sind weitere: Frau arbeitet, der Rest wird wegorganisiert – so nicht, sagen viele Konservativen. Kauder ist nicht allein.

Das walte auch die (in der Union starke katholische) Kirche. Bisher ist sie relativ ruhig, abgesehen von Eruptionen à la Kardinal Meisner, der den C-Parteien das C nehmen will, weil er sie beliebig findet und ihnen nichts mehr heilig sei, die Ehe schon gar nicht. Aber die Lage wird sich ändern, jetzt, da noch das neue Unterhaltsrechtsrecht kommt.

Das stellt die erste Ehe-(frau) schlechter als die nächste. Abgesehen davon, dass der erste Ehemann sich freier fühlen kann vom ökonomischen Joch – Bevölkerungspolitik ist es aus Sicht der Christkonservativen nebenbei doch. Denn nach dieser Lesart wird frau sich a) überlegen, ob sie sich überhaupt eine Ehe leisten kann, b) überlegen, ob sie es sich leisten kann, dann nicht zu arbeiten, c) ob sie sich zu alledem noch das Kinderkriegen leisten kann.

So fügt sich, was in der Kirche wegen der Bedeutung der Ehe schwierig ist, zusammen mit dem Teil der Wirklichkeit, den es ja auch noch vielfach zu besichtigen gibt: Familien, in denen die Frau „nur“ Hausfrau ist. Und sein will. Richtig: Viele Familien können es sich nicht leisten, dass frau nicht arbeitet. Nur was, umgekehrt, tut der Staat für die, die vor allem Familienarbeit leisten? Die auf diese Weise dazu beitragen (wollen), dass es wieder mehr Kinder gibt?

Wo hier die Wahlfreiheit der Frau bleibt – die Debatte darüber hat erst begonnen. Und sie wird verdammt anstrengend werden im Zeitalter des Postfeminismus. Ökonomisches Eigeninteresse, Ideologie, Propaganda, alles ist drin.

Wenn ein Schisma (nicht nur in der Union) vermieden werden soll, läuft es hinaus auf eine Debatte über die Frage: mehr Gleichstellung durch mehr Ungleichstellung? Paul Kirchhof, dieser Professor aus Heidelberg, den Merkel mal ganz toll fand, hat dafür vor geraumer Zeit ein Ende der Benachteiligung der Frau in der Familie gefordert, bei Rente und anderem. Er legt ein Erziehungsgehalt nahe. So wie bei Lehrern oder Kindergärtnern oder Sozialpädagogen. Das ist übrigens auch eine Idee, die schon länger in der Union zu Hause ist.

Also, sie sollte jetzt mal über alles das reden. Jetzt, wo sich ohnehin alle aufregen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })