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Wahlhelfende beim Auszählen von Stimmzetteln.

© dpa/Sebastian Gollnow

Hunderttausende machen die Wahl erst möglich: Ehrenamtliche sind die Helden der Zivilgesellschaft

Wer bei einer Wahl seine Stimme abgibt, weiß: Das ist praktizierte Demokratie. Und die, bei denen sie abgegeben werden, sind die Hüter dieses Privilegs. Ein Lob den Ehrenamtlichen.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Zwischenruf von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Die Bundeswahlleiterin hat wirklich allen Anlass zum Dank. 675.000 Wahlhelfende machen die Stimmabgabe erst möglich. Sie sind die Hüter des Privilegs, sichern am 23. Februar den ordnungsgemäßen Ablauf. Das ist praktizierte Demokratie.

Es gibt 90.000 Urnen- und Briefwahlbezirke. In jedem Wahllokal und für jeden Briefwahlbezirk gibt es einen Wahlvorstand: Vorsteher, Stellvertretung, drei bis sieben Beisitzer. Manche Großstädte benötigen bis zu 10.000 Helfer.

Sage niemand, dass es dafür keinen Lohn geben muss, materiellen wie immateriellen. Der eine ist vergleichsweise klein – das „Erfrischungsgeld“ pro Beisitzer beträgt im Höchstfall 100 Euro –, das andere kann gar nicht groß genug ausfallen: das Lob.

Die Gesellschaft kann stolz auf ihre Ehrenamtler sein. 28,8 Millionen sind es, die sich in ihrer Freizeit insgesamt für das Gemeinwohl einsetzen. 40 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren – und der Anteil steigt. 1999 waren es noch rund 30 Prozent.

Und dann diese Bandbreite! Manche betreuen Jugendgruppen im Sportverein, andere helfen älteren Menschen beim Einkaufen, wieder andere löschen Brände, bekämpfen Naturkatastrophen, leisten Erste Hilfe, entscheiden als Schöffinen und Schöffen mit an den Gerichten. Sport, Kultur, Musik, nicht zu vergessen der soziale Bereich: Ohne Ehrenamtliche wäre diese Gesellschaft nicht nur eine andere – sie liefe nicht.

Nach der Wahl sollte sich der Gesetzgeber, das Parlament, in der Pflicht sehen. Die Volksvertreter könnten sich ja vornehmen, das Ehrenamt noch weiter zu fördern.

Stephan-Andreas Casdorff

Dazu gehört auch die Integration von Geflüchteten. Seit Beginn des Ukrainekriegs haben sich Tausende ehrenamtlich für die Betroffenen eingesetzt: Behördengänge, Spendensammlung, Bereitstellung von Unterkünften. Das ist – Zivilgesellschaft.

Der Zusammenhalt der Gesellschaft zählt

Was zeichnet ein Land aus? Wirtschaftszahlen sind ein Anhaltspunkt, aber nur einer. Das gesellschaftliche Klima, wie wir miteinander umgehen, ist nicht weniger wichtig. Für den Zusammenhalt ist die Stärkung demokratischer Werte und Haltungen sogar entscheidend.

Mit öffentlicher Anerkennung von den höchsten Repräsentanten sowieso, aber auch mit mehr Geld aus dem Staatshaushalt. Beispielsweise für Aus- und Weiterbildungsangebote oder für die Entschädigung von Ehrenamtlern bei Gesundheitsschäden. Der bürokratische Aufwand für Vereine bei Förderanträgen könnte auch geringer werden.

Gemeinwohl und Gemeinwesen: Nach der Wahl sollte sich der Gesetzgeber, das Parlament, in der Pflicht sehen. Die Volksvertreter könnten sich ja vornehmen, das Ehrenamt noch weiter zu fördern.

Es ganz praktisch zu ehren, wäre wohl der beste Dank.

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