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PORTRÄT RAHM EMANUEL OBAMAS STABSCHEF:: „Jetzt ist die Zeit für Einigkeit“

Bereits seine erste Personalentscheidung spaltet den gesamten Nahen Osten: Während eine israelische Zeitung Barack Obamas neuen Stabschef „unseren Mann im Weißen Haus“ nennt, fällt die Reaktion auf palästinensischer Seite deutlich zurückhaltender aus. Der Grund: Rahm Emanuel hat während des ersten Golfkriegs 1991 als freiwilliger Zivilist Dienst in der israelischen Armee geleistet.

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Bereits seine erste Personalentscheidung spaltet den gesamten Nahen Osten: Während eine israelische Zeitung Barack Obamas neuen Stabschef „unseren Mann im Weißen Haus“ nennt, fällt die Reaktion auf palästinensischer Seite deutlich zurückhaltender aus. Der Grund: Rahm Emanuel hat während des ersten Golfkriegs 1991 als freiwilliger Zivilist Dienst in der israelischen Armee geleistet.

Und auch in Washington ist „Rahmbo“ Emanuel kaum als feinfühlig bekannt. Als er sich einmal über einen demokratischen Meinungsforscher ärgerte, mailte er ihm einen großen toten Fisch. Der 48-jährige Kongressabgeordnete für Chicago Nord ist inzwischen ruhiger geworden, doch vermutlich wird sich der so beherrscht auftretende Obama gerade wegen dessen Kampfeslust für Emanuel als neuen Stabschef entschieden haben. Die Peitsche braucht Obama selbst im Weißen Haus nun nicht mehr in die Hand zu nehmen. „Niemand, den ich kenne, kann die Aufgaben besser schaffen als Rahm Emanuel“, sagte Obama zur Begründung der Berufung. Emanuel sei „unbarmherzig“, sagt Obamas wichtigster Berater David Axelrod, mit dem Emanuel seit 20 Jahren befreundet ist.

Emanuels Eltern sind 1959, vier Monate vor seiner Geburt, aus Israel nach Illinois eingewandert. Der Vater, der vor der Unabhängigkeit Israels in der zionistischen Untergrundbewegung Irgun gekämpft hatte, sprach mit dem Sohn zu Hause Hebräisch. Rahm Emanuel ist gelernter Balletttänzer und hat damit einige Zeit sein Geld verdient. Obwohl man ihm ein Stipendium für die weitere Tanzausbildung anbot, schlug er Anfang der 80er Jahre einen anderen Weg ein, studierte Rhetorik und Kommunikation an der Northwestern-Universität Chicago.

1991 schloss sich er sich Bill Clinton als äußerst erfolgreicher Spendensammler an, von 1993 bis 1998 war er Berater für Politik und Strategie im Weißen Haus. Danach ging Emanuel nach Chicago, um für eine Investmentbank zu arbeiten. Die Bank allerdings wurde bald darauf verkauft, Emanuel erhielt Millionen und damit die finanzielle Absicherung für eine Rückkehr in die Politik. Emanuel, seit 2002 im Repräsentantenhaus, gilt als einer der wichtigsten demokratischen Abgeordneten und einflussreicher Strippenzieher. Kurz nach der Wahl damals hatten ihm Schwarze und Hispanics noch vorgeworfen, kein rechtes Gespür für Minderheiten zu haben. Das hat sich offenbar geändert. Christoph von Marschall

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