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Flink an der Platte: Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

© dpa/Kay Nietfeld

Lauterbach vermisst seine Platte: Er will doch nur spielen

Karl Lauterbach kommt nicht mehr in seinen Tischtenniskeller. Das Gesundheitsministerium hat ihn rausgeworfen. Hier muss der Journalismus helfen.

Thomas Trappe
Eine Glosse von Thomas Trappe

Stand:

Man weiß nicht, was Günter Wallraff dazu sagen würde: Der Mann, der bei der „Bild“ Hans Esser war und heute enger Tischtennis-Freund von Karl Lauterbach, der bis vor Kurzem Bundesgesundheitsminister war.

Lauterbach hat sich nämlich gerade entschieden, der von Wallraff so gar nicht geschätzten „Bild“-Zeitung einen Ball vor den Schläger zu legen, den das Blatt mit schlafwandlerischer Sicherheit zum Punkt schmetterte.

Lauterbach, so war am Montag nämlich in der „Bild“ zu lesen, dürfe nicht mehr in den Keller des Bundesgesundheitsministeriums, zum Tischtennis spielen an der eigens ihm geschenkten Platte. Die „Sondererlaubnis“, die ihm Nachfolgerin Nina Warken gegeben habe, sei passé, kein Spiel mehr am alten Arbeitsplatz möglich.

Da er „immer spät am Abend gespielt habe, hat mein Spiel doch niemandem den Raum weggenommen“, diktierte Lauterbach der „Bild“ exklusiv und spürbar verschnupft in den Block.

Ein ganz besonderer Pfingstgeist also, der Lauterbach zur Tat schreiten ließ. Legendär wurde schon zu Beginn seiner Amtszeit dessen Versprechen, seinen Vorgänger Jens Spahn grundsätzlich nicht zu kritisieren; ein Bekenntnis, das er im Wochenrhythmus erneuerte, angereichert nur mit leichter Kritik am Vorgänger.

Bei Nina Warken versicherte Lauterbach dann vor vier Wochen in ähnlicher Manier, dass sie sein „Zutrauen“ und seine „Unterstützung“ habe – offenbar in dem festen Vertrauen, weiterhin im Keller des Ministeriums spielen zu dürfen.

Schön für den Boulevard wäre es natürlich, wenn sich Nina Warken auf den von Lauterbach angebotenen Eklat einlassen würde, vielleicht Vorgänger Jens Spahn in dem Spiel auch noch seine Masken fallen ließe. Aber das Journalistenleben ist nun mal kein Wunschkonzert, und so halten sich alle außer Lauterbach bedeckt, leider auch das Ministerium.

Was man weiß: Es gab im Haus eine Tischtennis-Übergangsfrist für den Ex-Minister, die aber wohl auch so gedacht war.

Durchaus nachvollziehbar: Mit einer Dauergenehmigung, darauf lässt die jüngste Reaktion Lauterbachs nun endgültig schließen, wäre ein Kellerabschnitt der Ministeriums über kurz oder lang wohl zum Hobbyraum des MdB Lauterbach geworden. Was bekanntermaßen gegen das Berliner Zweckentfremdungsverbot verstoßen würde.

Vielleicht kann aber die mediale Zunft – die gerade eines ihrer beliebten Doppel mit dem Ex-Minister spielt – etwas zur Lösung der akuten Not beitragen, zumal Lauterbach der „Bild“ noch resigniert mitteilte, die Neu-Ministerin solle seine Platte doch einfach behalten. Platz für einen Spieler könnte es nämlich durchaus in der Tischtennis-Betriebssportgruppe von, man ahnt es, Axel Springer geben.

Da sind auch Tagesspiegel-Kolleg:innen am Start – für einen Ex-Minister findet sich hier auch noch Platz. Freund Wallraff, das steht zu befürchten, wäre dann aber wohl eher nicht dabei.

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