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ARCHIV - 27.02.2018, Baden-Württemberg, Stuttgart: Abgase kommen aus dem Auspuff eines Autos. (zu dpa: «Ärzte fordern Festhalten am Verbrenner-Aus») Foto: Marijan Murat/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Marijan Murat

Leserbrief zu Energie und Klima: Die Koalition macht eine Rolle rückwärts

Unser Leser kritisiert die schwarz-rote Bundesregierung für Versäumnisse bei Klimaschutz, Energiewende und Zukunftstechnologie. Und wie sehen Sie’s?

Stand:

Wo bleibt der Klimaschutz? (Tagesspiegel vom 15. November 2025.) Die Frage ist berechtigt und könnte noch erweitert werden: Wo bleibt die Politik, die unser Land unabhängiger von dem Import von Erdöl und -gas macht? Die Antwort könnte sein: Einen Ausbauturbo für Windkraft, Solarkraftwerke, Geothermie und Bioenergie zu starten.

Was macht die Koalition dagegen? Sie setzt auf Gaskraftwerke, die eine „Dunkelflaute“ überbrücken sollen. Dagegen könnten auch Großspeicher helfen. In den Presseveröffentlichungen der Regierung habe ich von solchen Plänen bisher nichts gelesen. Auch eine Förderung des Ausbaus von Elektrolyseuren, die die regenerative Elektroenergie, die zeitweise im Überschuss vorhanden ist, in Wasserstoff umwandeln, findet keine Erwähnung.

Das alles schaffte übrigens neben der Energiesicherung und dem Klimaschutz auch noch Arbeitsplätze in modernen, in die Zukunft gerichteten Technologien. Das nicht zu tun und Regelungen, auch wenn sie von der ungeliebten Vorgängerregierung stammen, wieder zurückzunehmen, führt dagegen zu allgemeiner Verunsicherung.

Die Koalition macht eine Rolle rückwärts, wenn sie vorhandene Ziele, die helfen sollen, die Klimakatastrophe abzumildern, aufweicht. Das Sträfliche ist dabei, dass sie sich von Lobbys der Industrie, so z.B. von der Autoindustrie oder der Luftfahrtindustrie, treiben lässt und deren Interessen über die der Allgemeinheit stellt.

Dabei nimmt sie in Kauf, dass ihre Politik insbesondere die Firmen, die schon Vorleistungen im Vertrauen auf den Wandel vorgenommen haben, besonders hart trifft. Sie haben Wettbewerbsnachteile gegenüber den Unternehmen, die erfolgreich für ein Aufweichen und Verschieben von eigentlich notwendigen Änderungen zum Erreichen der Klimaziele die Regierung in ihrem Sinne beeiflussen. Dabei sollten auch die Unternehmen und die Regierung gelernt haben, dass ein Aufschieben eigentlich notwendiger Maßnahmen alles nur teurer macht und später ein höheres Tempo bei der Umstellung erfordert.

Statt allgemeiner Verunsicherung wäre von der Regierung Verlässlicheit zu fordern, denn: Es wäre doch gelacht, wenn deutsche Ingenieure nicht in der Lage wären, sich auf die neue Situation einzustellen und mit ihrer Kraft, Energie und Kreativität die Transformationsanforderungen zu meistern. Unbeweglich scheint mir hier eher das Management zu sein, das seiner Aufgabe, seine Betriebe zukunftsfest zu machen (Stichwort: Elektromobilität) nicht nachkommt.

Bequemer ist es für die hochbezahlten Manager, in alten Pfaden (sprich: z.B. Verbrennertechnik) weiterzugehen und von der Politik ein „weiter so“ zu fordern und den Umstieg soweit wie möglich hinauszuzögern. Das versucht man mit Lobbyarbeit zu erreichen; der Klimaschutz wird nach hinten verschoben – frei nach dem Motto: „nach mir die Sintflut“.

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