
© dpa/Britta Pedersen
Leserbrief zum Billiganbieter LAP Coffee: Ausgenutzt, dass es keine Verpackungssteuer gibt
Mit Blick auf Einwegbecher, die zur Vermüllung Berlins beitragen, hinterfragt unser Leser die Kalkulation der Kaffee-Kette mit niedrigen Preisen. Und wie sehen Sie’s?
Stand:
Mir reicht langsam die fast schon devote Berichterstattung über die Geschäftspraktiken von LAP Coffee und den damit verbundenen Gegenwind. Natürlich ist Gewalt und Sachbeschädigung kein Mittel der Auseinandersetzung mit durchaus kritisch zu diskutierenden Geschäftspraktiken. Genauso wenig sollten Geschäftsleute vorschnell mit dem Adjektiv „Idealist“ ausgezeichnet werden, die in ihrer Kalkulation, ach es bleiben ja nur 25 Cent am Cappuccino, schamlos die Tatsache ausnutzen, dass es in Berlin keine Verpackungssteuer gibt.
Dafür gibt es jede Menge Müll, über den der Tagesspiegel gern berichtet. Da sehe ich einen Zusammenhang zwischen dem Geschäftsmodell von Herrn Reichel und der oft beklagten Vermüllung. Sein Geschäftsmodell rechnet sich nur, wenn wir Steuerzahler es dadurch subventionieren, dass wir für die Entsorgung seiner Einwegbehälter aufkommen.
Gefragt hat mich keiner, ob ich meine Steuern für die Subventionierung umweltverschmutzender Geschäftsmodelle verwendet haben möchte. Hätte mich einer gefragt, hätte ich es auch abgelehnt, sondern würde gern in einer Stadt leben, die Abfallberge auch durch gezielte Gebühren auf Einwegbehältnisse steuert.
Dies hätte einen vierfachen Vorteil: Erstens gäbe es weniger Müll auf den Straßen, zweitens gäbe es Einnahmen für das sehr klamme Land Berlin, drittens wäre die Kalkulation eines Herrn Reichel endlich ehrlich und realistisch und viertens wäre die Wettbewerbssituation mit den alteingesessenen Cafés deutlich realistischer.
Der „Idealist“ Reichel hat seine Geschäfte wohlweißlich nicht in Tübingen aufgemacht. Dort gibt es eine Verpackungssteuer und, oh Wunder, weniger Müll. Norbert Schäfer, Neukölln
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