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Lesermeinung: Die Weltreise einer Jeans

Dieses Thema hatten sich die Hortkinder der Kita Ruhlsdorf im Rahmen der „2. Brandenburger Entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationstage (BREBIT)“ vorgenommen.

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Dieses Thema hatten sich die Hortkinder der Kita Ruhlsdorf im Rahmen der „2. Brandenburger Entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationstage (BREBIT)“ vorgenommen. Dazu erforschten sie, aus welchem Material Jeans hergestellt werden. Sie fanden heraus, dass Jeans nicht nur aus Baumwolle bestehen, sondern auch viele Chemikalien enthalten, die zum Teil für die Umwelt belastend sind. Auf einer Weltkarte sahen die Kinder, woher die Baumwolle kommt. Mit Fotos, Spindel und Webrahmen der handwerklichen Textilherstellung wurde die Produktionskette anschaulich. Die industriellen Produktionsschritte zeigte ein Film: Geerntet wurde der Rohstoff in Usbekistan. Dort arbeiteten Kinder mit. Gesponnen und gewebt wurde in Belgien, das Design entstand in den USA, die Knopfherstellung in Deutschland, der Zuschnitt in Malta, das Nähen in Polen, der Bimssteinabbau in der Türkei, die Steine zum „Stonewashing“ mussten extra nach Frankreich gebracht werden und mit dem so genannten „Finishing“ endete die Reise der Jeans in Malta. Eine ganz schön weite Reise.

Manche Jeans brachte so 19 000 Kilometer hinter sich, bevor sie auf unserem Ladentisch kam. Wir fragten uns, ob das nicht sehr teuer ist. Genaueres erkundeten die Kinder in einem Rollenspiel, zunächst als Bauern, dann als Unternehmer und Arbeiter der industriellen Textil- und Bekleidungsproduktion.

Als „Bauer“, der mit Pestiziden die Baumwolle besprüht, erkannte Linus (8 Jahre) sofort: „Die Baumwolle entzieht dem Boden das Wasser, die Rinderweiden vertrocknen, sämtliche Wasserlöcher sind verschwunden. Wenn dann die Chemikalien gespritzt werden, sind auch Kühe und Menschen vergiftet“.

Die Kinder lernten im Rollenspiel die Arbeitsbedingungen in einem multinationalen Unternehmen kennen. Sie arbeiteten als Spinner, als Weber , als Näher, sowie als Unternehmer. Die Arbeit machte Spaß, der Lebensstandard war gesichert. Es gab einen guten Lohn, Weihnachts- und Urlaubsgeld, sowie eine Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung. Zur Überraschung und zum Entsetzen der „Arbeitnehmer“ beschlossen die Unternehmer „Jan & Konrad“ (8/9 Jahre) auf Empfehlung, ihre Produktion nach Polen zu verlegen, da brauchte man den Arbeitern nur die Hälfte zu zahlen. Damit waren die Arbeiter entlassen. Die beschlossen, nach Polen umzuziehen, um weiter arbeiten zu können. Leider verdienten sie nun weniger Geld, konnten sich keinen Urlaub mehr leisten. Sie mussten in einer einfacheren Wohnung wohnen und es konnten nicht mehr alle ein Auto fahren. Unsere Unternehmer wurden immer dreister, als unsere Arbeiter über Rumänien in Bangladesh gelandet waren, betrug der Stundenlohn nur noch 28 Cent.

Dominik bemerkte: „Für zwei Euro je Stunde möchte ich nicht arbeiten. Ich muss sieben Personen und zwei Katzen versorgen.“ Die Arbeiter streikten. Dafür kamen sie ins Gefängnis, denn sie durften sich nicht organisieren und nicht demonstrieren. Schließlich bekamen die Arbeiter Unterstützung von einer lokalen Organisation und die informierte eine internationale Kampagne. Dadurch wurden in Deutschland die Käufer der Jeans alarmiert und durch deren Protest wurden schließlich die Arbeitsbedingungen der Arbeiter verbessert. Glücklicherweise war das für uns nur ein Spiel. Den Kindern hat es gefallen, am meisten natürlich den Unternehmern. Jan & Konrad wollten das nächste Mal wieder Unternehmer sein. Trotzdem haben sie das Informationsmaterial der Kampagne für saubere Kleidung aufmerksam gelesen.

Vielen Dank an die Fortbildungsleiterin Frau Schepp und die BREBIT für die fachkundigen Experimente, Gespräche und begleitenden Materialien zur Weltreise einer Jeans.

Barbara Braune, Teltow

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