zum Hauptinhalt

Lesermeinung: Große Debatte um die „kleine DDR“

Zu: Alexander Gauland „Land zwischen Oder und nirgendwo“, Saskia Ludwig „Der freie Geist ist eine preußische Tugend“, Linda Teuteberg „Zukunft braucht mehr als nur Herkunft“, Ralf Holzschuher “Die CDU braucht wieder mehr Bürgerlichkeit“ 12.-16.

Stand:

Zu: Alexander Gauland „Land zwischen Oder und nirgendwo“, Saskia Ludwig „Der freie Geist ist eine preußische Tugend“, Linda Teuteberg „Zukunft braucht mehr als nur Herkunft“, Ralf Holzschuher “Die CDU braucht wieder mehr Bürgerlichkeit“ 12.-16.7.

Mit Interesse habe ich die Kontroversen in Ihrer Zeitung verfolgt. Es ist gut, dass wir starke Frauen in Brandenburg haben, die die Probleme ansprechen. Es ist an der Zeit, dass endlich hier im Lande aufgeräumt wird. Hoffentlich trägt das dazu bei, dass der noch vorhandene Filz, der auf vielen Gebieten die freiheitliche Entwicklung lähmt, beseitigt wird. Die Erwiderung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Holzschuher auf die Replik von Saskia Ludwig zeigt, dass sie ganz offensichtlich des Pudels Kern getroffen hat, sonst müsste er sich nicht so aufregen und nicht erklären, dass Frau Ludwig die CDU gefährdet. Ganz im Gegenteil: Die CDU kann dankbar dafür sein, dass Frau Ludwig die Probleme beim Namen nennt. Die Aufsätze von den Damen Ludwig (CDU) und Teuteberg (FDP) können politikverdrossene Bürger dazu bringen, sich auch wieder einzumischen. Schade, dass diese Auseinandersetzung in die Sommerpause fällt.

Sophia Wolf, Potsdam

Parteipolitische Keule statt Tiefe und Geist

Die Debatte auf den Seiten der PNN ist leider nicht kurios, sie ist in höchstem Maße für die Akteure (Politiker, Mitglieder der Enquetekommission, selbsternannte Sachverständige und Gutachter) beschämend und peinlich. Statt sachbezogener Diskussion und Aufarbeitung wird der Öffentlichkeit plumpes Draufhauen mit der parteipolitischen Keule geboten. Man darf als Leser doch wohl ein wenig mehr Tiefe und Geist erwarten. Woher Herr Gauland seine Weisheit hat, dass es in Brandenburg kein Bürgertum gab, bleibt leider unbeantwortet, es sei denn, er ist ernsthaft der Ansicht, dass beispielsweise das Cottbuser Jugendstiltheater von den brandenburgischen Ackerbürgern, Kleinbauern und Landarbeitern finanziert worden ist. Ihm ist offenbar nicht bekannt, dass die „Pfahl- und Ackerbürgerstädtchen“ auf eine ganze Reihe von Dichtern, Architekten, Wissenschaftlern und Reformern verweisen können. Die schon x-fach von Herrn Holzschuher vernommene Ankündigung, „die Betreuung von Opfern der DDR-Diktatur weiter zu verbessern“, klingt angesichts der regelmäßigen satten Selbstbedienung bei den Abgeordnetendiäten wie Hohn. Herrn Gauland ist anzuraten, seine Studien zur Geschichte der Hohenzollern zu intensivieren, um eine direkte (Thron-)Folge von den Hohenzollern zu Stolpe und Platzeck zu präsentieren.

Dr. med. Rudolf Müller, Potsdam

Privates Engagement ist hier flächendeckend suspekt

Saskia Ludwig (CDU) hat mit ihrer Replik auf Alexander Gaulands (gut lesbaren) Artikel über 20 Jahre brandenburgische Regierung für Aufregung gesorgt. Die Erwiderung Ralf Holzschuhers, SPD, wirft ihr in gekonnt maßvoll gehaltenem Ton persönlich motivierte unsachliche Feindseligkeit vor.

Und in der Tat: Ludwig klagt an, emotionsgeladen: „Brandenburg, kleine DDR“, „Stolpe-Klüngel“, allgegenwärtige „Tentakel der SED-Diktatur“ und so weiter. Hier also wütende Anklage, dort abgewogene, glatte Zurechtweisung. So scheint es.

Aber macht da nicht doch etwas stutzig? So glatt „abgebügelt“ zu werden, kennen wir das nicht? Kennen es nicht die „Werktätigen“ der DDR-Kombinate, die trotz „Wende“ ihre alten SED-Vorgesetzten – und Peiniger – gleich wieder „oben“ sahen? Und die Bevölkerung, dass DDR-Größen, wie Axel Hilpert, erneut Großunternehmer sind? Die sogar an der Autobahn werben dürfen? Dass Gehaltszuschläge für Regimenahe weiter gezahlt werden? Dass aber Verfolgte des SED-Regimes bis heute um ihre Anerkennung kämpfen müssen? Dass über der Vergangenheit gewisser Personen ein Mantel des Schweigens liegt? Dass die Stasi-Kontrollen bei Übernahme in den Staatsdienst laxer waren als sonst wo? Dass erst jetzt, zögernd, ein Stasi-Beauftragter berufen wurde? Was läuft da? Symptom für's Ganze mag die finanzielle Kürzung der Privatschulen sein: Dass nämlich privates, also bürgerliches, Engagement hier flächendeckend suspekt zu sein scheint zugunsten eines „demokratischen Sozialismus“. Und das nicht nur bei Schulen. – Fürwahr, ein emotionaler – unzensierter – Aufschrei. Aber vielleicht doch nötig? Doch wahr? Doch „kleine DDR“?

Dr. E.M. v. Livonius, Geltow

Zu: Ralf Holzschuher “Die CDU braucht wieder mehr Bürgerlichkeit“, 15.7.

Herr Holzschuher räumt zwar ein, dass unter massiven Herausforderungen auch Fehler gemacht wurden. Wo immer möglich werden diese Fehler korrigiert. Dass dieses aber erst nach mehr als 20 Jahren geschieht, verschweigt er geflissentlich. Die Stasi-Beauftragte gibt es erst seit dem vergangenen Jahr. In den Schulen wird die Beschäftigung mit der DDR erst jetzt intensiviert. Die Betreuung der Opfer soll jetzt erst verbessert werden. In der Justiz und bei der Polizei sitzen immer noch an leitenden Stellen ehemals Beschäftigte des MfS in führenden Positionen.

Und das alles 21 Jahre nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland.

Horst Warczak, Potsdam

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })