Lesermeinung: Kritik an israelischer Politik ist kein Antisemitismus
„Feindschaft gegen Juden nimmt zu“27.1.
Stand:
„Feindschaft gegen Juden nimmt zu“
27.1. 2009
Vielleicht wäre Folgendes im Sinne der jüdischen Sache bedenkenswert: Bei allem Verständnis für das Trauma des von den Nazis begangenen Jahrtausendverbrechens an den Juden: Man sollte Äußerungen, wie „Mitte der Gesellschaft“, auf das „Allzumenschliche“ reduzieren. Den Frust nämlich, dass den Nachgeborenen jenes in der Tat „Jahrtausendverbrechens“ laufend, als Dauerschuld, vorgeschrieben wird, alles Jüdische ohne Wenn und Aber zu unterstützen, gut zu heißen, Leute jüdischer Herkunft nie zu kritisieren (Friedmann) und die Politik des Staates Israel in jedem Fall zu unterstützen (Gaza). Dieser Frust ist menschlich und hat nichts mit „Antisemitismus“ zu tun.
Natürlich tragen wir Nachgeborene Verantwortung für das Geschehene. Aber keine persönliche Schuld. Wer dieses dennoch immer wieder instrumentalisiert, erweckt Ärger. Dass wir uns verstehen: Auch ich habe am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens für alle Opfer des Nationalsozialismus, halbmast geflaggt. Mein Freundeskreis ist von den Verbrechen der Nazis betroffen. Aber ich verbitte mir jede Vorschrift, was ich zu tun, zu sagen oder gar zu denken habe.
Kritik am Staat Israel (der übrigens im Hinblick auf Gaza wohl nicht anders handeln konnte) ist legitim. Egal ob politisch korrekt oder nicht. Natürlich ist das, was sich die Israelis im Westjordanland gegenüber den Palästinensern leisten, verbrecherisch. Und natürlich ist anderseits die Aufbauleistung Israels bewundernswert. Das alles hat aber nichts mit Antisemitismus zu tun.
Dr. E.M. v. Livonius, Geltow
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