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Eine Sammlung: Leserbriefe zur Kunsthallen-Diskussion: „Welch ein Furor, welche Emotion!“ – Potsdam, Plattner und die Kunsthalle
Zu: „Linke Grüße aus Laberhausen“, 13.6.
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Zu: „Linke Grüße aus Laberhausen“, 13.6.
Welch ein Furor! Welche Emotion! Liegt Potsdam in Schutt und Asche? Nein, schlimmer: Eine Kunsthalle wird wahrscheinlich nicht am Standort des Mercure-Hotels gebaut. Eine Kunsthalle! Wenn Sie nach dieser Gefühlsexplosion einmal tief durchgeatmet haben, sollte Ihnen auffallen, dass der Duktus Ihrer Kolumne dem behandelten Gegenstand nicht angemessen ist. Hasso Plattner zeigt Aufmerksamkeit für die Stimmungslage in der Stadt und beharrt nicht darauf, kraft seiner Millionen, ein Projekt durchzuziehen. Personen, die Bedenken vortragen, werden von Ihnen als „Betonköpfe“ tituliert. Ein seltsames Verständnis von Demokratie und Meinungsfreiheit. Potsdamer, die in den letzten 20 Jahren hierher gezogen sind, erscheinen in Ihrer Darstellung als unterdrückte Gruppe, die nur zahlen, aber nicht mitreden darf. Das ist realitätsfern. Die, von Ihnen unterstellten, Ressentiments gegen „Neubürger“ aber fremdenfeindlich zu nennen, ist verharmlosend. Man sollte lieber keine Kolumne schreiben, wenn man gerade in Rage ist!
Wolfgang Rose, Potsdam
Verbal abgeschlachtet
Gegner und Kritiker des Standortes werden verbal regelrecht abgeschlachtet („ideologisch verbrämte Bauchnabelpopelei und pseudo-ossinesischer Politikfolklore“). Da werden in den PNN die Meinungen von Bürgern mit mehrheitlich schönen Titeln und Berufsbezeichnungen aufgefahren, die wahrscheinlich nicht mit künftiger Arbeitslosigkeit oder dem Rausschmiss aus ihren noch bezahlbaren Mietwohnung rechnen müssen. Man sollte doch mal an die Beschäftigten des Hotels Mercure oder an die Mieter der Platte Staudenhof denken.Also an die Befürworter des Standortes Mercure: Garantiert den Beschäftigten des Hotels künftig eine adäquate Arbeitsstelle!
Hans-Ulrich Möhle, Potsdam
In dieser Deutlichkeit erforderlich
Vielen Dank für den in dieser sachlichen und sprachlichen Deutlichkeit mehr als erforderlichen Beitrag. Wenn es so weitergeht kommt die Halle wahrscheinlich in die Döberitzer Heide und wird dort unverzüglich unter Naturschutz gestellt, damit keiner sie sehen oder erreichen kann. Der „Ausweichstandort“ hat überhaupt keine Anbindung und wäre wohl nur vom Wasser aus zu besuchen. Es geht den Standortgegnern allein darum ein „Denkmal“ der DDR zu erhalten und dafür wird tief in die Kiste der Vorurteile gegriffen.
Dirk Schirmbeck, Potsdam
Wow!
Vielen Dank für die herzerfrischenden, treffenden Worte in Richtung Betonköpfe. Ihr Stil und Ihr Sprachwitz sind herrlich erfrischend und so selten geworden im deutschen Blätterwald.
Ute Arndt-Hering, Potsdam
Zu „Aufruf für eine Kunsthalle im Lustgarten!“ von Prof. Ludger Brands, 15.6.
Auch aus Hamburger Sicht kann ich Ihre Worte nur unterstützen! Als Architekturfotograf habe ich die „Aufbaujahre“ des Neuen Berlins mit der Luftbildkamera verfolgt und erlebt, wie schwierig es in Berlin ist, etwas anderswo so Selbstverständliches wie den Wiederaufbau der Altstadt zu realisieren.
In Potsdam scheint es besser zu laufen und wir hoffen, dass außer dem Schloss zumindest die Altstadt ihr Gesicht zurückerhält. Gerade von „oben“ sind die unbeschreiblichen Bausünden der Innenstadt zu erkennen – langfristig müssen all diese Platten-Blocks verschwinden und der alte Stadtgrundriss wieder hergestellt werden.
Allein der Blick von Hermannswerder auf die Stadt ist erschütternd. Aber natürlich sind wir froh, dass es am Schloss vorangeht – danke für Ihren Einsatz!
Reimer Wulf, Hamburg
Man mag es gar nicht fassen!
Da bekommt die Stadt Potsdam die einmalige, wunderbare Chance die Bausünde des Hotels Mercure beseitigen zu können. Und was passiert: ideologiebefrachtete Streithähne zerquatschen den Plan! – Liebe Partei „Die Andere“: Es geht nicht um Ideologie und Westler, die DDR-Architektur beseitigen wollen, es geht um gute oder schlechte Architektur, und das Hotel Mercure ist nun mal schlechte Architektur, erst recht im Dialog – bzw. eben nicht – mit dem Stadtschloss! Es geht um ein harmonisches Gesamtensemble im Herzen der Stadt!!!
Und in der bekannten Kleinmütigkeit gehen die tonangebenden Stadtverordneten nun in die Knie! Gott gebe ihnen Hirn, Courage und Einsicht – die Chance kommt nie wieder!
Christa Hasselhorst, Potsdam
Volkes Meinung
Nur Prominente, Betuchte und Politiker plädieren für den Abriss des Mercure - wo bleibt das gemeine Volk mit seiner Position? Die PNN positioniert sich wie die DDR-Regierung, die das Schloss und die Garnisonkirche aus politischer Motivation abreißen ließ. Mir imponiert Hasso Plattner, der Volkes Meinung noch Gewicht einräumt.
Wolfgang Müller, Werder/Havel
Zur Rede von Günther Jauch, abgedruckt am 20.6.
Herr Jauch, ich danke Ihnen für die treffenden Worte in Ihrer Rede zur großzügigen Spende einer Kunsthalle des Hr. Prof. Dr. Plattner, am Standort des hoffentlich bald nicht mehr existierenden Interhotels. Ihre Worte sind treffend und werden zugleich von der Mehrheit der Potsdamer, inkl. meiner ges. Familie getragen. Ich wünschte mir wie viele andere Potsdamer, wir hätten in unserer Stadt nicht so viele Querulanten und Leute, die die Stadtentwicklung wieder in die Zeit vor 1989 zurückdrehen wollten. Wo das hingeführt hat, kann man ja bestens sehen wenn man die heutige Stadtansicht mit der vor 1989 vergleicht. Nicht zurück, sondern nach VORNE SCHAUEN sollte das Motto der städtischen Verantwortlichen sein.
Im Namen meiner Familie danken wir Hr. Prof. Dr. Plattner für seine großzügige Kunsthallen-Spende und hoffen innigst, dass der Standort für diese Kunsthalle auf dem Areal des noch existierenden Hotel Mercure, sein wird.
L. Priebs, Potsdam
Nicht der Zukunft zugewandt
Die einmalige Chance, eine für Potsdam so bedeutende Kunsthalle in der Innenstadt geschenkt zu bekommen und im Wortgeplänkel zu verspielen, ist nicht mehr nachvollziehbar. Das ehemalige Interhotel, ein Potenzsymbol sozialistischen Bauens zur Devisenbeschaffung für eine marode Planwirtschaft nicht abzureißen, ist ein Nachhallfrevel aus längst vergangener Zeit. Vorwärts schauen heißt, die ausgestreckte Hand von Herrn Plattner als Mäzen zu ergreifen, abzureißen und neu zu bauen mit dem Ziel einer zeitgemäßen architektonisch- städtebaulich anspruchsvollen Lösung mit neuem kulturellen Inhalt. Versöhnend für alle müsste doch das Plattner-Angebot sein, DDR-Kunst auszustellen – Let's go!
Dieter Ahting (Architekt), Potsdam
Peinlich
Die Querelen sind peinlich für die Stadt. Man fragt sich, was für kleingeistige Menschen in Potsdam wohnen. Ich bin gebürtige Potsdamerin und meiner Stadt sehr verbunden – momentan wünsche ich mir jedoch, dass engagierte Mitpotsdamer, wie Plattner, Döpfner und Jauch sich einfach mal zurückhalten würden, es wäre interessant zu sehen, was dann mit Potsdam geschieht und wie die Stadt sich entwickelt.C. Switala, Potsdam
Ewig Gestrige?
Das Mercure ist keine Schönheit, aber ein Teil von Potsdam. Ich vermisse die Meinungen der Potsdamer, die die Stadt am Leben halten, die Arbeiter, Krankenschwestern, Müllfahrer und so weiter. Ich weiß nicht, wie „Mitteschön“ dazu kommt, für alle Potsdamer zu sprechen und von einer überwältigenden Mehrheit zu sprechen und von ewig Gestrigen. Ewig Gestrige sind für mich diejenigen, welche sich ein Puppenstuben-Potsdam des 18. Jahrhunderts aufbauen wollen. Neue Fassade ja, abreißen nein! Potsdam hat genug andere Probleme.
Steffen Müller, Potsdam
„Fanal des modernen Städtebaus“
Wer sich ernsthaft für Potsdams Zukunft entscheiden will, der muss auf der Seite des Pro Lustgartenstandortes stehen. Als 1969 das Mercure-Hotel gegen das alte Potsdam bewusst den Stadtgrundriss missachtend und mit „Höhendominanz“ als Prestigebau der SED errichtet wurde, sprach die SED-Bezirksleitung von einem „Fanal des modernen Städtebaus“ gegen das alte preußische Potsdam.
Dr. Peter Wipper, Potsdam
Kunst in der historischen Mitte
Kunst bildet zur Politik einen erfrischenden Gegensatz. Daher begrüße ich das Thema der Kunst in der historischen Mitte Potsdams und auch die Idee einer Kunsthalle. Kunst vis-à-vis und auf einer Augenhöhe mit der Politik. Eine Botschaft für Demokratie und freien Geist. Die Aufgabe der Gesamtgestaltung von Stadt und Landschaft ist eine verantwortungsvolle Kunst. Bei anderen Kunstwerken kann man sich wegdrehen, wenn sie einem nicht gefallen. Doch bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes leben die Menschen gewissermaßen in dem Kunstwerk. Um so wichtiger scheint es mir, an der zentralen Mitte Potsdams nicht nur einen wesentlichen Inhalt, sondern auch eine inspirierende Gestaltung und Einbettung in das Gesamtgefüge zu etablieren. Eine Kunsthalle und ein Kunstgarten in einer selbstbewussten Geste, die unsere heutige Zeit wertschätzt.Anja Möller, Werder (Havel)
Kein Vorhaben mit hundertprozentiger Zustimmung
Ich bin wütend darüber, wie hier mit einem Mäzen umgegangen wird. Es mag viele Verhinderer, Bedenkenträger in Potsdam geben – angefangen von der Linken bis zu alteingesessenen DDR- Liebhabern. Architektonisch und städtebaulich ist das Mercure keine Freude und als Standort für die Kunsthalle der Lustgarten, der am besten geeignete. Welch ein Desaster, wenn nun diese Chance vertan wird. Die Stimmen im Bekanntenkreis sind da meiner Meinung. Gegen diesen Standort sind wahrscheinlich nur sehr wenige. Ich kenne keinen. Wahrscheinlich hatte Herr Plattner seine Latte auch zu hoch gehängt. Kein Vorhaben genießt eine hundertprozentige Zustimmung. Ich hoffe, dass sich Herr Plattner noch umstimmen lässt.
Cathrin Standke, Bauingenieurin, Potsdam
Gestrige Gedanken überwunden
Als damalige FDJ-lerin habe ich in Aufbaustunden (Nationales Aufbauwerk) mitgeholfen, die Trümmer des Stadtschlosses zu beseitigen. Wir brauchten damals kein Schloss mehr, wir wollten Wohnraum schaffen. Wohnraum benötigen wir in Potsdam auch jetzt, vor allem bezahlbaren Wohnraum. Und trotzdem freue ich mich mit 67 Jahren, wie unsere Potsdamer Mitte wächst und immer ansehnlicher wird. Ob von der Langen Brücke oder von der Freundschaftsinsel aus verfolge ich das Baugeschehen und überwinde dabei meine „gestrigen“ Gedanken.
Jutta Jagßenties, Potsdam
Übrigens
hat Herr Plattner auch einen Satz gesagt, indem er die Leistung in der DDR zur damaligen Zeit anerkannte. Was mich zu einem lauten Klatschen veranlasste, denn die Menschen, die auch etwas leisteten in der DDR haben wenig bis gar keine Würdigung ihrer Leistungen erfahren. Fast alles ging unter in der Verteufelung des Unrechtsstaates. „Es war nicht alles schlecht in der DDR“, ist ein Satz, der nicht mehr öffentlich ausgesprochen werden darf. Gleich wird er gebrandmarkt als ewig Gestriger oder schlimmeres. Was bringt den Menschen der ganze Wohlstand und Konsum, wenn in der Seele der Unrechtsstaat weiter fortgeführt wird nur mit den anderen Vorzeichen? Eine wirklich echte Versöhnung muss schon die Verständnisbereitschaft in beiden Lagern voraussetzen.
Ich habe einen Traum von der Versöhnung mit den Sünden der Vergangenheit und der Kunst des Verzeihens. Herr Plattner könnte einen Impuls gesetzt haben.Gabriele Ritter, Potsdam
Danke
Ich möchte mich bei Ihrer Zeitung bedanken, dass sie dieses Thema so groß bringen. Ich sehe in dem Bauvorhaben und Abriss des Mercure eine Jahrhundertchance für Potsdam auf die wir stolz sein sollten und deren Ablehnung Potsdam weltweit nur Spott und Häme einbringen würde.
Julia Beier, Dipl. Ing. Architektin
Zur „Position“ von Hans-Jürgen Scharfenberg: „Plattner hat hohen Maßstab.“, 18.6.
Scharfenberg gibt den Oberlehrer. Er erklärt den unmündigen Potsdamern die Welt, jedenfalls die um das Hotel Mercure herum. Die eigene Position ist nur vage vor der Negativfolie der politischen Gegner erkennbar. Stattdessen verliert sich Scharfenberg in Floskeln, die litaneienhaft den alten Geist beschwören. Für das Hotel Mercure hätte ich einen Vorschlag: Wie die Heuersdorfer Emmauskirche könnte sicher auch dieses Meisterwerk der DDR-Architektur auf Rollen umgesetzt werden. Bei der Grundstückssuche kann er auf mich zählen.
Daniel Petters, Potsdam
Eher dürftige Demo-Beteiligung
Dafür, dass die PNN, Oberbürgermeister und Stadtverwaltung, die unvermeidlichen Potsdamer Stadtprominenten und der ebenso unvermeidliche Wortführer-Verein „Mitteschön“ konzertiert Propaganda betrieben, war die Beteiligung bei der „Demonstration“ am Montagabend doch eher dürftig ausgefallen. Aber für Hasso Plattner reichte das schon aus, um seinen Sinneswandel zu inszenieren. Dass am Montagabend fast (!) alle applaudierten, kann nicht verwundern – schließlich war das ein Aufzug der Befürworter des Mercure-Standortes.
Robert Langner, Potsdam
Offener Brief an Herrn Scharfenberg:
Ihre Argumentation in Sachen Plattner-Kunsthalle ist mehr als scheinheilig. Sie und Ihre Partei wollten von Anfang an die Kunsthalle am Standort des „Mercure“ verhindern, Ihrem ewigen Widersacher OB Jakobs Paroli bieten und wieder einmal DDR-Ressentiments bedienen. Ihre vermeintliche Sorge um die „Instrumentalisierung“ von Herrn Plattner ist die schwächste Argumentation, die Sie sich haben einfallen lassen können. Was nach Ihrer Meinung bleiben soll ist ein Klotz aus Beton, der symbolisch für Ihre Politik steht: unbeweglich, stur und rückwärtsgewandt – Beton eben. Bedauerlich ist es, dass die Potsdamer und ihre Besucher in den nächsten 20 Jahren mit dem Betonklotz leben sollen, wenn Sie schon längst von der politischen Bühne abgetreten sind. Aber niemand kann über seinen Schatten springen, nicht wahr?
Mit freundlichen Grüßen, Antje Frehse
Zu: „Lothar Bisky: Das Mercure-Hotel kann weg“, 20. 6.
Die Argumentation von Lothar Bisky führt in die richtige Richtung und zeigt, dass es innerhalb der Linkspartei nicht nur Personen gibt, die zu allem und jedem erst einmal Nein sagen. Denn eine gestiftete Kunsthalle mitten im Zentrum einer Stadt bedeutet einen so großen Gewinn, dass sich nur jemand einem derartigen Projekt verschließen kann, der sich im geringen Maße für das Gemeinwohl interessiert. Schließlich wertet das von Hasso Plattner initiierte Projekt Potsdam im erheblichen Maße auf, was deutlich mehr Touristen und damit erhöhte Einnahmen sowohl für den kommunalen Stadtsäckel als auch viele lokale Geschäfte zur Folge hat. Weshalb man Potsdam für das starke öffentliche Engagement seiner prominenten Mitbürger nur beglückwünschen kann.
Zumal jenes alles andere als selbstverständlich ist, da in anderen Metropolen, wie etwa hier in Hamburg, die Reichen lieber geizen und sich ihre Bauwerke wie die Elbphilarmonie aus Steuergeldern finanzieren lassen!
Rasmus Ph. Helt, Hamburg
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