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© Gestaltung: Tagesspiegel/Seuffert; Fotos: AFP/Mandel Ngan; dpa/Arne Dedert

Wer stoppt Trumps Handelskrieg?: Europa muss die US-Tech-Bosse unter Druck setzen

Mit seiner irrationalen Zollpolitik erschüttert Donald Trump die weltweiten Finanzmärkte. Deutschland und Brüssel müssen reagieren und haben einen entscheidenden Trumpf gegen Trump.

Felix Kiefer
Ein Kommentar von Felix Kiefer

Stand:

Die Wall Street hat gerade erst die schlimmste Woche seit Ausbruch der Corona-Pandemie hinter sich. Ob bei Anleihen, Devisen oder Aktien: Von New York bis Tokio befanden sich die Märkte nach Donald Trumps „Liberation Day“ im freien Fall. Am Montag setzte sich das Beben weiter fort. Zunächst brachen die Börsen in Japan und China ein.

Auch der Dax stürzte zum Handelsstart um zehn Prozent ab. Bei Älteren dürfte das Erinnerungen an den Schwarzen Montag vom Oktober 1987 geweckt haben. Jüngere hatten bei Trade Republic am Vormittag kurzzeitig keinen Zugang zu ihrem Portfolio. Die bereits hohe Aktienskepsis der Deutschen dürfte am Montag zumindest nicht kleiner geworden sein.

Zudem besteht wenig Grund zur Hoffnung, dass es sich um eine kurzfristige Delle an den Finanzmärkten handelt. Trumps Politik ist frei von jeglichem ökonomischen Sachverstand. Der britische „Economist“ bezeichnete sie gerade erst als „absoluten Unsinn“. Anleger reagieren schlichtweg auf die Unsicherheit, die Trump am 2. April geschürt und am Wochenende weiter befeuert hat. Der US-Präsident, aber auch sein Handelsminister bekräftigten, dass es keinen Aufschub bei den Zöllen geben werde: Ein pauschaler Importzoll von zehn Prozent auf fast alle Einfuhren gilt bereits. Am Mittwoch sollen seine irrationalen, „reziproken Zölle“ folgen.

China hat darauf bereits reagiert: Auch die Volksrepublik will 34 Prozent Zölle auf US-Importe erheben und den Export von bestimmten seltenen Erden beschränken. Die EU wird folgen. Ihre Handelsminister haben am Montag in Luxemburg über Reaktionen beraten. Zwar signalisiert man Bereitschaft, auch harte Gegenmaßnahmen ergreifen zu wollen und können. Eine weitere Eskalation will man in Brüssel aber vermeiden. Unter anderem hat die EU Trump am Montag eine Aufhebung aller Zölle auf Industriegüter angeboten. Der populistischen und protektionistischen Rhetorik Trumps setzt Europa damit Besonnenheit entgegen.

Sorge vor einer Rezession

Damit sind auch Aktionäre gut beraten. Nur weil der mächtigste Mann der Welt kopflos agiert, muss es ihm die Allgemeinheit nicht gleichtun. Kurzfristig und von Emotionen getrieben zu handeln, führt auch an der Börse selten zu Erfolg.

Und doch wächst auch bei institutionellen Anlegern die Sorge vor einer Rezession, wie verschiedene Indikatoren und die am Freitag gekappten Wirtschaftsprognosen der US-Banken zeigen. Denn Trump meint es ernst: Dem Welthandel hat er den Kampf angesagt. Er will die Vereinigten Staaten abschotten und die Globalisierung abwickeln. Zwar gehen nur 15 Prozent der Importe in die USA. Doch wenn dem wichtigsten Zugpferd der Weltwirtschaft die Puste ausgeht, bleibt das für den Rest der Welt nicht folgenlos.

Eine exportorientierte Volkswirtschaft wie die deutsche würde eine amerikanische Abkehr vom freien Welthandel besonders treffen. Schon vor Trump kam die deutsche Wirtschaft nicht von der Stelle. Durch seine Handelspolitik könnte sie auch das dritte Jahr in Folge schrumpfen. Umso wichtiger ist, dass Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit dort verbessert, wo es in seinen Händen liegt, also etwa bei Steuern, Bürokratie und Energiepreisen. Diese Dringlichkeit muss Merz, Klingbeil und Co. nun noch stärker bewusst werden und sich im Koalitionsvertrag widerspiegeln.

Noch mehr kommt es nun auf Europa an. Die EU muss weiter geschlossen, geeint und als Wahrer einer vernunft- und regelbasierten Ordnung auftreten. Zwar gibt es keinen Zeitdruck für Gegenmaßnahmen. Doch Brüssel hat noch einen weiteren Trumpf gegen Trump. Oder zumindest gegen die, die sich schon vor und bei seiner Amtseinführung an seine Brust geworfen haben – die amerikanischen Tech-Giganten.

Zeit für die Tech-Milliardäre ihren Einfluss zu nutzen

Amazon, Meta, Google und Co. erwirtschaften rund ein Drittel ihres Gewinns in der EU. Eine Digitalsteuer oder Strafmaßnahmen würden sie direkt und hart treffen. Darüber wird in Brüssel gerade so offen diskutiert wie nie. Jeff Bezos, Mark Zuckerberg, Sundar Pichai und andere Trump-nahe CEOs dürften diese Schritte um jeden Preis verhindern wollen. Gerade, weil ihre Firmen in Trumps kurzer Amtszeit Milliarden an Bewertung eingebüßt haben. Selbst Trumps Oligarchenfreund Elon Musk hat sich in der Handelspolitik gerade gegen ihn gestellt.

Ihren Einfluss auf Trump haben sich Bezos und Co. teuer zu stehen kommen lassen. Mit Spenden, aber auch indem sie seine politischen Positionen übernahmen, etwa zugunsten einer radikalen Auslegung der Meinungsfreiheit oder der von ihm ungeliebten Förderung von Minderheiten. Dadurch genießen sie bei Trump höheres Ansehen als seine eigenen Kabinettsmitglieder. Es ist Zeit, dass sie ihren Einfluss nutzen.

Erste Anzeichen dafür gibt es. Eine Reihe hochrangiger Führungskräfte aus dem Technologie- und Finanzsektor will laut Medienberichten nach Mar-a-Lago reisen, um ihn zumindest in puncto Zöllen zur Vernunft zu bringen. Auch prominente Hedgefonds-Manager schlagen nun öffentlich Alarm. Wenigstens auf sie sollte Trump noch hören.

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