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US-Regierung leakt versehentlich Kriegspläne: Konsequenzen gibt es nur, wenn es Trump gefährlich wird
Höchstrangige Regierungsmitglieder tauschen sich auf einer Handy-App über den Angriff auf die Huthis aus. Wo gibt’s denn so was? In den USA. Und der Präsident weiß vorsichtshalber von nichts.

Stand:
Das könnte Stoff für einen Blockbuster sein. US-Regierungsvertreter diskutieren Angriffspläne auf die Huthi im Jemen in einem Signal-Chat. Aus Versehen mit dabei: ein Journalist. Er macht die schwere Panne öffentlich. Dementieren kann sie keiner – real surreal.
Vizepräsident J. D. Vance, Verteidigungsminister Pete Hegseth, Sicherheitsberater Michael Waltz, der Nahost-Beauftragte Steve Witkoff, Außenminister Marco Rubio, CIA-Chef John Ratcliffe, Stabschefin Susie Wiles, Präsidentenberater Stephen Miller – alle sind sie Mitglieder des höchstrangigen „Principal Committee“. Und tauschen sich im Chat höchst informell über den Angriff aus.
Der dann auch stattfindet. 50 Tote, in der Gruppe gibt’s Applaus. Sicherheitsberater Waltz postet Emojis mit US-Flagge und Faustgruß.
Sicherheitsstufe? Vergiss es. Obwohl solche Pläne im hochgesicherten „Situation Room“ erörtert werden müssen, dem Lagezentrum im Weißen Haus. Dass die Regierungsmitglieder die Pflicht verletzen, alle behördliche Kommunikation für die Nachwelt zu archivieren – wen schert’s.
Der Präsident weiß von nichts, das ist die Verteidigungslinie. Und wenn er es nicht weiß, kann es nicht so wichtig sein.
Stephan-Andreas Casdorff
Den Präsidenten schon mal nicht. Der wusste von nichts, sagt er. Werden seine Vertrauten auch sagen. Trump war nicht im Chat; und das Telefonieren ohne ihr Wissen hat ihm die strenge Stabschefin Wiles verboten.
Was hat Donald Trump vor Jahren für ein Theater gemacht, als bekannt wurde, dass Gegenkandidatin Hillary Clinton noch im Amt der Außenministerin vertrauliche E-Mails über einen privaten Server versandt hatte. 2016 wollte Trump Clinton dafür am liebsten ins Gefängnis stecken.
Ermittlungen wegen Geheimnisverrats? Wer glaubt das schon
Dass Trump selbst schlampig mit Geheimakten umgeht, ist auch bekannt. Um ein Haar wäre er deshalb angeklagt worden; die zweite Wahl zum Präsidenten kam dazwischen.
Clinton schreibt jetzt auf X: „Das soll wohl ein Scherz sein.“ Ihre Mails damals waren nichts im Vergleich zu diesem Chat in der Messenger-App. Waffen und Ziele werden genannt, es geht darum, ob der Angriff sinnvoll ist. Trump-Vize Vance jedenfalls will Europa nicht schon wieder „heraushauen“.
Und jetzt? Es geht um Menschenleben, um die nationale Sicherheit, aber dass das Justizministerium wegen Geheimnisverrats ermittelt – wer glaubt das schon. Nicht in dieser Administration.
Der Präsident weiß von nichts, das ist die Verteidigungslinie. Und wenn er es nicht weiß, kann es nicht so wichtig sein. Hauptsache, es wird ihm selbst nicht gefährlich. Vielleicht der nächste Chat.
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