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Nancy Faeser verlagert ihren Wahlkampf am Samstag aufs Wasser.

© AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV

Wenn Wahlkampf diskriminiert: Männer in Hessen über Bord!

Die Hessen-SPD lädt nur Medienvertreterinnen aufs Nancy-Faeser-Schiff. Ein „Anschlag auf die Freiheit der Presse“ oder cleverer Mediencoup?

Ein Kommentar von Joachim Huber

In Hessen wird die Pressefreiheit verteidigt. Jedenfalls versteht der Vorsitzende der Landespressekonferenz Hessen, der „FAZ“-Redakteur Ewald Hetrodt, seine Einlassung so und nicht anders. Die Kriegserklärung, die diesen Verteidigungskampf offenbar notwendig macht, ist eine Presseeinladung des SPD-Landesverbandes Hessen.

Am Samstag will die Spitzenkandidatin der Partei, Bundesinnenministerin Nancy Faeser, mit 200 Frauen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport, eine nachmittägliche Schifffahrt auf dem Main bei Frankfurt unternehmen. Auch die sozialdemokratischen Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer (Rheinland-Pfalz), Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern) und Anke Rehlinger (Saarland) sollen an Bord gehen.

Der Pressesprecher der Hessen-SPD, Christoph Gehring, sagt, die Veranstaltung richte sich nur an Frauen. Deswegen sollten ausschließlich Medienvertreterinnen mitschippern, Medienvertreter werden zwar nicht über Bord geworfen, sollten der Schifffahrt aber fernbleiben.

Das lässt „FAZ“-Mann Hetrodt den Enterhaken schwingen, er nennt die Einladung einen „Anschlag auf die Freiheit der Presse“. Gehring weist das scharf zurück und erinnert an Demos von Querdenkern, Rechtspopulisten und Rechtsradikalen, wo mehr und mehr Journalisten, die einfach nur ihre Arbeit machten, von den Teilnehmern beschimpft, beleidigt, bedroht und körperlich angegriffen würden. „Das sind Anschläge auf die Freiheit der Presse. Unsere Medieneinladung zu der Schifffahrt am Samstag ist keiner“, konstatiert Gehring.

Der „FAZ“-Pirat übertreibt, der SPD-Kapitän untertreibt in diesem Duell der Kerle. Die Einladungspraxis der Partei gefährdet die Pressefreiheit keineswegs, sie kann aber als ein Akt der Diskriminierung in diesen Zeiten gesehen werden, wo die Gleichheit und damit die Gleichbehandlung der Geschlechter vornehmste gesellschaftliche Aufgabe ist.

Pressesprecher Gehring hätte mal erklären sollen, warum diese gegenderte Schifffahrt so eine fantastische Idee ist. Klar, Frauen wollen mal unter sich sein wie Männer auch, aber in Hessen ist Landtagswahlkampf und die Präsenz von drei leibhaftigen SPD-Ministerpräsidentinnen kann keine exklusive Veranstaltung sein, sie ist politisch so interessant, dass sie durch eine Einladungspolitik nicht verkleinert werden darf.

Aber vielleicht ist der SPD-Pressemann auch mit allen Wassern gewaschen. Die Schifffahrt ist dank Einladung/Nichteinladung keine bloße Schifffahrt mehr, sie ist ein Ereignis zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Plötzlich bekommt der SPD-Wahlkampf Wind in die Segel. Andere würden sagen: Schlagseite. Dann schmeißt Christoph Gehring die Rettungsringe.

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