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Mutter mit Kind

© IMAGO/Johner Images

Wo ist die Geschlechtergerechtigkeit?: Die Parteien sollten sich sorgen – die Wählerinnen tun es auch

Die echte Gleichstellung von Frauen und Männern umzusetzen, ist eine staatliche Verpflichtung. Und ein guter Wahlprüfstein. Denn das hängt auch an der fairen Verteilung unbezahlter Sorgearbeit.

Stephan-Andreas Casdorff
Eine Kolumne von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Immer wieder: Sozialpolitik ist ein, ist DAS große Thema. Warum? Weil Sozialpolitik sowohl Sorgen- als auch Sorgepolitik ist, Gerechtigkeitspolitik außerdem.

Und bei der sozialen Gerechtigkeit gibt es eines immer noch nicht: Geschlechtergerechtigkeit. Jetzt wird es Zeit – für Nachfragen in der Wahlkampfzeit.

Da gibt es doch das „Bündnis Sorgearbeit“. 32 Mitgliedsverbände (!) haben das Ziel, die Gesellschaft für die „Sorgelücke“ zu sensibilisieren. Wie es das Wort schon besagt: Sorgearbeit ist nicht gerecht verteilt.

Darum appelliert das Bündnis an die Parteien, die echte Gleichstellung von Frauen und Männern „endlich mit oberster Priorität umzusetzen“. Womit wir bei der Geschlechtergerechtigkeit wären. Die hängt auch an der fairen Verteilung unbezahlter Sorgearbeit.

„Wer Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen will, muss bei der gerechten Verteilung unbezahlter Sorgearbeit ansetzen“, erklärt das Bündnis. Nur dann wird die Erwerbstätigkeit von Frauen gestärkt, mit höheren Einkommen und geringerem Armutsrisiko.

Gute Wahlprüfsteine

Geschlechtergerechtigkeit als praktizierte Partnerschaftlichkeit. Zur Bundestagswahl fordern die 32 Mitgliedsorganisationen, in der nächsten Legislaturperiode sechs Maßnahmen umzusetzen.

Als da wären: „Bezahlte Freistellungen für informelle Pflege. 10 Tage Freistellung für Väter bzw. zweite Elternteile nach der Geburt eines Kindes mit vollem Entgeltersatz. Partnerschaftliche Ausgestaltung des Elterngeldes. Abschaffung der Lohnsteuerklasse V und Individualbesteuerung für alle. Öffentliche Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen. Rahmenbedingungen für geschlechtergerechte und sorgeorientierte Arbeitszeitmodelle.“

Wenig ist das nicht. Aber die Wahrheit ist konkret, Genossen, sagte die vormalige Bundeskanzlerin gern. Recht hat sie. Es bezieht sich nur nicht allein auf die Genossen. Denn auch all die anderen haben sich staatlich verpflichtet, die Gleichstellung zu erreichen. Deshalb sind die Forderungen auch so gute Wahlprüfsteine.

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