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Mutter und Sohn: Julius Nitschkoff und Lana Cooper und Julius Nitschkoff in „Bulldog“.

© BR/Film- und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen/Katharina Kolleczek & Lea Neu Kalekone Film GbR/ifs int. filmschule köln

Mutter-Sohn-Drama: Gemeinsam einsam

In André Szardenings‘ ARD-Debüt „Bulldog“ kämpft ein Trio deutscher Putzkräfte auf Ibiza um drei Vorstellungen von Glück. Das ist so angenehm leise – es brüllt fast vom Bildschirm.

Stand:

Mit Karin Hanczewski sollte man(n) sich besser nicht anlegen, genauer: mit den Charakteren der Kreuzbergerin, die sie nicht nur als „Tatort“-Kommissarin Gorniak verkörpert. Als ihre Knastausbrecherin der ZDF-Serie „Therapie wie noch nie“ 2020 auch noch vier #MeToo-Täter auf sehr schmerzhafte Weise zur Rechenschaft zog, war für aufmerksame Männer klar: besser mal Abstand halten! Wenn das für den jungen Bruno nur so einfach wäre…

Seit Jahren schon schlägt er sich mit seiner kaum 15 Jahre älteren Mutter Toni (Lana Cooper) auf Ibiza als Putzkraft durch, da dringt Hanczewskis Hannah ins etwas intime Familienduo ein und macht Bruno (Julius Nitschkoff) so eifersüchtig, dass der 21-Jährige zu platzen droht, aber die Selbstkontrolle wahrt.

Das hier ist mein Platz, ich schlaf’ immer hier.

Bruno (Julius Nitschkoff), als er Hannah (Karin Hanczewski) im Film „Bulldog“ nachts aus dem Bett seiner Mutter wirft.

Klingt nicht gerade nach einer aufregenden Story, die sich André Szardenings für sein Erstlingswerk „Bulldog“ (ARD, 2.07., 23.35 Uhr) ausgedacht hat. Welch ein Irrtum! Dank seiner drei Hauptdarsteller nämlich ist dieses ARD-Debüt volle 90 Minuten lang auf so ereignislose Art ergreifend, dass Karin Hanczewski noch nicht mal das komplette Repertoire ihrer feministischen Männermachtverachtung ausspielen muss.

Wie alle drei die seltsam menschenleere Ferienanlage des Resort-Leiters (Moritz Führmann) vom Dreck der Gäste und ihrer eigenen Unzufriedenheit befreien, wie Bruno dabei den Babysitter der flatterhaften Toni spielt und Hannah quasi einen für beide, wie komplementäre Charaktere also gemeinsam einsam um Selbstbehauptung im Abhängigkeitsverhältnis ringen und Regisseur Szardenings all dies in Bilder von widersprüchlicher Schönheit gießt: das ist eine viel zu fabelhafte Leistung für Sendeplätze Richtung Mitternacht.

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