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Neue Strecke, dichter Takt, mehr Tempo : Bei der Bahn in Berlin ändert sich nicht nur der Fahrplan
So viel Änderungen gab es lange nicht. Durch die Eröffnung der Dresdner Bahn am Sonntag gibt es eine Fülle an Änderungen zum Fahrplanwechsel bei Bahn und S-Bahn. Der große Überblick.
Stand:
Die Inbetriebnahme der Dresdner Bahn am Sonntag führt zu umfangreichen Fahrplan- und Angebotsänderungen im Regional- und S-Bahn-Verkehr in Berlin und Brandenburg. Auf vielen Verbindungen verkürzen sich die Fahrzeiten deutlich und Takte verdichten sich.
Am Mittwoch stellte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) alle Details vor. Mit der Eröffnung der Strecke von Südkreuz Dresdner Bahn steigt das Angebot in der Region um eine halbe Million Zugkilometer. „Und das trotz einer dramatischen Entwicklung der Finanzen“, wie VBB-Chef Christoph Heuing sagte.
Und selbst wenn Geld da wäre: Das Angebot könne nicht mehr ausgebaut werden „wegen voller Trassen“, wie Heuing sagte. Der Nord-Süd-Tunnel und die Stadtbahn seien komplett ausgelastet.
Wie berichtet, wird der Flughafen BER deutlich besser angebunden. Denn der Flughafenexpress (FEX) fährt ab 14. Dezember alle 15 Minuten vom Hauptbahnhof zum Flughafen. Er nutzt die neue Strecke, die in den vergangenen sieben Jahren gebaut wurde. Für Regional- und Fernzüge gibt es nun eigene Gleise nach Süden, Richtung Blankenfelde, Dresden und Prag.
Hinter Lichtenrade hat die Bahn für den FEX einen neuen Abzweig auf den Außenring Richtung BER gebaut, die sogenannte Flughafenkurve. Künftig geht es in 23 Minuten vom Berliner Hauptbahnhof über Potsdamer Platz und Südkreuz zum Flughafen Berlin-Brandenburg. Ab Südkreuz dauert die Fahrt nur noch 14 Minuten.
Bislang fahren die Züge nur alle 30 Minuten in großem Bogen von Hauptbahnhof über Gesundbrunnen und Ostkreuz zum BER, die Fahrt dauert mit 40 Minuten fast doppelt so lang wie nach dem Fahrplanwechsel.

© Rita Boettcher
Im Norden gibt es eine neue Linie RE30, die das stark nachgefragte Angebot von Berlin über Angermünde nach Stralsund verstärkt. Neu ist auch die RE20 von Lübbenau nach Berlin Hauptbahnhof.
Vereinzelt werden Züge gestrichen in nachfrageschwachen Zeiten, also frühmorgens und spätabends. Dies betrifft jedoch nur Regionalbahnlinien an den Rändern von Brandenburg. Die Wochenendstrecke von Wensickendorf nach Schmachtenhagen (Heidekrautbahn) wird eingestellt, weil im Schnitt zwei Fahrgäste im Zug saßen. Brandenburgs Verkehrsminister Detlef Tabbert sagte, man müsse „das ganze Land im Blick behalten“. Das Geld sei zum Beispiel bei extrem stark frequentierten RE1 besser angelegt
Wie berichtet, steigen die Preise im VBB am 1. Januar, wie fast jedes Jahr. Im Schnitt sind es sechs Prozent, das AB-Ticket in Berlin verteuert sich zum Beispiel von 3,80 auf 4 Euro. Da mit der Einführung des Deutschlandtickets zum Mai 2023 die Nutzung der regionalen Tarife deutlich zurückgegangen ist, trifft die Tariferhöhung weniger Menschen als früher.
Eine ganze Reihe von Tickets schafft der VBB komplett ab. Dazu gehören die Jahres- und 7-Tage-Karte sowie das Seniorenticket 65plus, die 10-Uhr-Karten in Berlin und die 9-Uhr-Karten in Potsdam, Brandenburg an der Havel und Frankfurt (Oder). Proteste hatte es in einigen Außenbezirken und im Umland wegen der Abschaffung des BC-Tickets gegeben. Wer im Berliner C-Bereich, also zum Beispiel vom BER den Nahverkehr nutzen will, muss künftig das teurere ABC-Ticket kaufen (bislang 4,70 ab Januar 5 Euro).
Das Tarifangebot sei zu groß und zu unübersichtlich gewesen, sagte Heuing. Weniger als ein Prozent der Kunden hätten am Automaten ein BC-Ticket gezogen. Da die Vier-Fahrten-Karte BC erhalten bleibe, seien selbst Gelegenheitsfahrer nicht betroffen. Regelmäßige Pendler hätten ohnehin Monatskarten oder das D-Ticket.
Fernverkehr
Mehr Angebote auf besonders nachgefragten Strecken gibt es im Fernverkehr. 21 Städte im ICE-Netz bekommen einen Halbstundentakt. Das sind etwa doppelt so viele wie bisher. Berlin hatte bislang nur einen Halbstundentakt nach Hamburg und Hannover. Künftig fahren auch die ICE nach München alle 30 Minuten (über Halle, Erfurt, Nürnberg). „Die Fernzüge fahren damit ähnlich regelmäßig wie die S-Bahn“, wirbt die Bahn.
Schneller geht es nach Stuttgart. Der neue ICE-Sprinter bewältigt die Strecke in 4.45 Stunden, „Rekordzeit“, nennt das die Bahn. Die Zeitersparnis liegt bei über einer Stunde. Einen Zwischenstopp gibt es nur in Nürnberg. Mit 14 neuen Sprinter-Verbindungen kommen auf den Nord-Süd-Achsen auch zwischen Berlin und München schnelle Fahrten hinzu. Baubedingt geht ein Teil der neuen Verbindungen erst im Verlauf der ersten Woche des neuen Fahrplans in Betrieb.
Die wichtige Strecke nach Hamburg bleibt für die Generalsanierung noch bis Ende April gesperrt. Erst dann werden die ICE wieder alle halbe Stunde fahren. Und auch die neue durchgehende Verbindung Prag–Kopenhagen über Dresden, Berlin und Hamburg startet erst im Mai. Die Fahrt wird 40 Minuten schneller zwischen Hamburg und Prag. Der tägliche ICE von Berlin nach Paris fährt ab Sonntag über Halle (Saale), Erfurt, Frankfurt (Main) Hauptbahnhof sowie Mannheim in die französische Hauptstadt.
S-Bahn
Da Südkreuz nun per FEX mit dem BER verbunden ist, wird die Traditionslinie S45 vom Südring zum BER eingestellt. Stattdessen fährt ab 14. Dezember neu die S85 zum Flughafen BER. Dies schafft neue Direktverbindungen entlang des Ostrings und nach Norden. Montags bis freitags endet die Linie in Frohnau, spätabends und an Wochenenden in Pankow. Auf dem Südring fährt künftig die S47 bis Südkreuz (statt Hermannstraße), die S46 fährt häufiger. Viele Linien bekommen völlig neue Abfahrtszeiten.
BVG
Bei den Berliner Verkehrsbetrieben gibt es nahezu keine Änderungen, das Unternehmen ist immer noch dabei, das wegen Personal- und Fahrzeugmangels mehrfach geschrumpfte Angebot zu „stabilisieren“. Besser wird eigentlich nur das Angebot auf der U3 (Warschauer Straße–Krumme Lanke). Ab dem 14. Dezember sollen die Züge im Regelfall acht statt sechs Wagen haben.
Auf der U2 kehrt die BVG Mitte Januar zum alten Vier-Minuten-Takt zurück – aber nur wegen der Großbaustelle Nollendorfplatz. Vom 12. Januar bis Mitte Mai kann die U4 gar nicht fahren, die U3 nur von Krumme Lanke bis Spichernstraße. Die U1 pendelt zwischen Wittenbergplatz und Uhlandstraße sowie zwischen Gleisdreieck und Warschauer Straße. Grund für die massiven Einschränkungen ist eine einsturzgefährdete Decke zwischen den Bahnsteigen. Der VBB hatte die BVG, anders als die anderen Verkehrsunternehmen wie Bahn und Odeg, nicht am Mittwoch zur Vorstellung des neuen Fahrplans eingeladen – weil es nichts zu berichten gibt.
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