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Altes Geld kann immer noch getauscht werden.

© Bernd Wüstneck/zb/dpa

Eine Gelegenheit für Kriminelle?: 82 Millionen D-Mark wurden 2019 noch in Euro umgetauscht

Die Mark will einfach nicht verschwinden. Zwölf Milliarden DM sind noch im Umlauf, vielfach im Ausland. Ein FDP-Politiker warnt vor Mafiageldern und Betrügern.

Noch gibt es sie, und nicht nur in den Münzsammlungen mit den vielen Sonderprägungen. Die Deutsche Mark ist zwar seit dem 1. Januar 2002 kein offizielles Zahlungsmittel mehr. Aber man wird sie schon noch los. Und zwar bei der Bundesbank. Die tauscht ohne große Umstände alte, wertlose Scheine und Münzen (selbst Pfennige) in Euro um. Und zwar zum garantierten Kurs von 1,95583 Mark je Euro, wie damals.

Nur bei Summen von mehr als 15.000 Euro sollte man vorher Kontakt aufnehmen mit den Filialen der Bundesbank, wo man tauschen kann. In Berlin ist auch eine.

Wer glaubt, dass da nur noch gekleckert wird, der irrt. In diesem Jahr sind es immerhin fast 82 Millionen Mark gewesen, die bar oder per Einzahlung und Gutschrift zu Euros mutierten. Die Angelegenheit ist übrigens gebührenfrei und zeitlich unbefristet. Noch jedenfalls.

Viel Geld im Ausland

Der FDP-Politiker Markus Herbrand, von Beruf Steuerberater, ist der Meinung, dass es damit auch mal ein Ende haben könnte. Insgesamt, so hat ihm die Bundesregierung gerade mitgeteilt, schwirren noch 12,21 Milliarden D-Mark irgendwo herum. In irgendwelchen Kästchen älterer Leute, die dann bei Wohnungsauflösungen auftauchen. Oder zwischen Buchdeckeln, was dann gelegentlich Käufer alter Bücher freut. Auch eingenäht in Kleidungsstücke soll es schon D-Mark-Funde gegeben haben. Manche heben sie um Andenken auf. Oder nutzen eine alte Mark-Münze für den Einkaufswagen im Supermarkt.

Ein Teil dieser Milliarden dürfte auch einfach futsch sein, verlorene Münzen, zerfledderte Scheine. Nicht wenig davon vermuten die Banker allerdings im Ausland – vor allem in den Ländern, in denen die Mark mal Ersatzwährung gewesen ist. Also in Osteuropa und auf dem Balkan.

Kosten für Bürokratie und Recycling

All das treibt den FDP-Mann um. Die ganze Milliardensumme zurückzutauschen, würde beim aktuellen Tempo noch 150 Jahre dauern, hat er sich mal ausgerechnet. „Und ebenso lange würde das Bürokratie- und Recyclingkosten verursachen“, sagt er. Zudem bestehe das Risiko, dass „ehemals unrechtmäßig erworbene Beiträge durch den Umtausch entkriminalisiert werden“. Schwarzgeld also – mit Inflationsverlust zwar, aber auch mit Verjährung. Die höchste Barsumme, die 2019 auf einem der Filialtresen landete, betrug 121.728 Mark.

"Mafiagelder und Schwarzgeld"

Auch tauscht möglicherweise nicht nur die Bundesbank: Kriminelle könnten sich alte Mark-Scheine unter den Nagel reißen. „Mafiagelder oder vor der Steuer versteckte Einnahmen sind damit nur einen Kassenschalter von frischen Euro-Scheinen und dem Eingang in den legalen Wirtschaftskreislauf entfernt“, sagt Herbrand.

Mit der Antwort der Bundesregierung auf seine Frage, ob sichergestellt sei oder geprüft werde, dass das nicht passiert, ist er nicht ganz zufrieden. Die Bundesbank unterliege beim D-Mark-Tausch den Verpflichtungen aus dem Geldwäschegesetz und dem Kreditwesengesetz, teilte das Finanzministerium mit. Durch Stückeln und Strohmänner kommt man im Zweifelsfall wohl daran vorbei.

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